Minden: Englische Telefonzelle nun kleine Bücherei

Minden(mr(sm). Anrufe können in diesem Telefonhäuschen schon länger nicht mehr getätigt werden. Drei Jahre lang stand es restauriert, aber ohne Funktion in der Bürgerhalle und hat nun eine neue Nutzung erhalten: Rund 60 Bücher „bevölkern“ seit einigen Tagen die knallrote Zelle, die in den 1980er Jahren als Geschenk der englischen Partnerstadt Sutton nach Minden kam. Gestern (4. Juli) gaben die Beteiligten in der Bürgerhalle den Startschuss für die erste Bücher-Tauschbörse im Mindener Rathaus.

„Eine tolle Idee, die das Rathaus belebt und einen zusätzlichen Service für unsere Kunden darstellt“, freute sich Bürgermeister Michael Buhre. Bei ihm war im Januar 2012 eine e-Mail der Mindenerin Heidi Bierbaum eingegangen, die vorschlug, die Telefonzelle „aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken“ und nach dem Vorbild anderer Städte als Büchertauschbörse umzufunktionieren. Die Idee traf auf offene Ohren, vor allem vor dem Hintergrund, dass seit Anfang 2009 über verschiedene Nutzungskonzepte – unter anderem hier einen Info-Point einzurichten – nachgedacht wurde.

„In gemeinsamen Gesprächen mit der Ideengeberin Heidi Bierbaum, der Leiterin der Stadtbibliothek Barbara Brockamp sowie der Gesellschaft zur Förderung internationaler Städtepartnerschaften (GeFIS) ist schließlich der Vorschlag gereift“, berichtet Vera Schmidt, bei der Stadtverwaltung Minden für bürgerschaftliches Engagement und Städtepartnerschaften zuständig. Tischler der Städtischen Betriebe bauten dann im Juni mehrere Regalböden in die Zelle ein, die jetzt mit Buch-Geschenken der Stadtbibliothek bestückt wurde.

„Es handelt sich hierbei um Bücher in gutem Zustand, die wir meist von Bürgerinnen und Bürgern bekommen haben und die schon in doppelter oder mehrfacher Ausführung in der Bibliothek vorhanden waren“, erläutert Barbara Brockamp. Das Prinzip der Tauschbörse sei „bring ein Buch, nimm ein Buch, tausch ein Buch“. In anderen Städten wie Berlin, Erfurt und Hachenburg werden diese Angebote auch „Open Book Box“ oder „kleinste Bücherei“ genannt.

 

Die in der Mindener Telefonzelle stehenden Bücher können ab sofort direkt getauscht, von Kunden, die Wartezeiten im Rathaus zu überbrücken haben, ausgeliehen und wieder zurückgebracht oder auch mit nach Hause genommen werden. Wünschenswert wäre, dass derjenige, der ein Buch mitnimmt, später auch wieder ein anderes in die Telefonzelle stellt.

Die Stadtbibliothek kontrolliert den Bestand einmal monatlich. Täglich werfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralen Steuerungsdienstes ein Auge auf die Regale. Denn: „Bücher mit rechtsradikalen Inhalten sind nicht erwünscht und werden nicht toleriert. Solche Bücher und Schriften werden sofort aussortiert“, macht Vera Schmidt deutlich. Darauf weist auch ein Schild in der Telefonzelle hin.

Die Büchertauschbörse in der englischen Telefonzelle ist während der Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich: Montag bis Mittwoch von 6.30 bis 18 Uhr, Donnerstag von 6.30 bis 18.30 Uhr und Freitag von 6.30 bis 13 Uhr.

Rund 60 Bücher stehen in der Telefonzelle zur Auswahl.

Kurz-Geschichte der Telefonzelle
Ein großes Geschenk machte die englische Partnerstadt Sutton in den 80iger Jahren der Stadt Minden. Seit 1987 stand das originale, rote Telefonhäuschen auf dem  Scharn und diente dort als funktionstüchtige Telefonzelle. Betreiber war die Deutsche Post und später die Telekom. Im aufkommenden Zeitalter der Mobiltelefone wurden Telefonzellen immer weniger genutzt. Eine Folge: Das Häuschen auf dem Scharn verwahrloste zunehmend und war vermehrt „Opfer“ von Vandalismus-Attacken. 2008 entschloss sich die Stadt als Eigentümerin der Zelle daher, diese abzubauen und restaurieren zu lassen. Am 12. Januar 2009 erhielt das Häuschen dann seinen neuen Standort in der Bürgerhalle.

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