Handwerker haben das Mindener Museum „erobert“ – Bauarbeiten im Zeit- und Kostenplan

Minden. Es mutet derzeit wie ein von Künstler Christo verpacktes Gebäude an: das Mindener Museum. Am und im Komplex der sechs Häuser, die schwerpunktmäßig im 16. Jahrhundert errichtet wurden, wird seit Juli 2010 kräftig gewerkelt. Tischler, Dachdecker, Elektriker, Heizungstechniker und Instastallateure arbeiten parallel in den Gebäuden. Ende Februar 2010 wurde die Einrichtung an der Ritterstraße geschlossen, danach alle Exponate verpackt und ausgelagert.

Wenig erinnert derzeit im Inneren daran, dass das denkmalgeschützte Ensemble bis vor Kurzem eines der traditionsreichsten westfälischen Museen beherbergte und ab Herbst 2012 auch wieder beherbergen wird – mit einer neu konzipierten Dauerausstellung, vier großen Räumen für Sonderausstellungen und Veranstaltungen, einem behindertengerechten Zugang, einem neuen Technikgebäude mit Aufzug sowie sanierten Verwaltungsräumen. Die Arbeiten verlaufen planmäßig und sollen im August abgeschlossen sein, so Diplom-Ingenieur Jörn Schunk und Architekt Eberhard Daske von der Gebäudewirtschaft der Städtischen Betriebe Minden (SBM). Die SBM sind als Bauherr zuständig für Projektsteuerung und Kostencontroling. Der Mindener Architekt Gottfried Kasel plante und betreut die Sanierungsmaßnahme.

Anlass für die aufwändige Sanierung der Museumszeile gaben eine Brandschutz-Untersuchung und entsprechende Auflagen der Bauordnung. Danach musste das Gebäude umgehend auf einen technisch modernen Stand gebracht werden. Hierfür und für die Sanierung des Daches erhält die Stadt Minden Fördermittel aus dem Landes-Programm „Aktive Stadtzentren“ in Höhe von rund 570.000 Euro. Der Eigenanteil der Stadt in Höhe von rund 244.000 Euro wird aus einem Nachlass eines Bürgers beigesteuert.

Eine willkommene „Finanzspritze“ für eine umfassende Sanierung des Museums bot zusätzlich das Konjunktur-II-Paket der Bundesregierung. 2,8 Millionen Euro fließen aus diesen Mitteln in die Gebäude – vor allem in Wärmedämmung, den Einbau neuer Fenster, die Nachrüstung alter Fenster, neue Elektro- und Wasserinstallationen sowie in sanitäre Anlagen. Investiert wird auch in Klima- und Sicherheitstechnik (Brandschutzmelder, Brandschutztüren, Sprinkleranlage, Notbeleuchtung und zweite Rettungswege). Die beiden ebenerdigen Sonderaustellungsflächen erhalten eine Klimaanlage.

„Wie das bei alten Gebäuden oft ist, haben auch wir auch hier in den vergangenen Monaten Überraschungen erlebt“, berichtet der kommissarische Museumsleiter Philipp Koch bei einem Rundgang. So muss am, Haus Nr. 33, das ein Café und das Kaffeemuseum beherbergte, der Dachstuhl erneuert werden, weil die tragenden Balken größtenteils marode waren. Das Dachgeschoss liegt derzeit frei. Auch am Dach des Hauses Nr. 23 musste ein ähnlich hoher Aufwand betrieben werden. Der historische Dachstuhl des Hauses Nr. 23 bleibt ebenso erhalten wie der von Nr. 33. „Trotz dieser erheblichen zusätzlichen Belastungen liegen wir derzeit noch im Kosten- und Zeitrahmen, dabei sollten aber möglichst keine weiteren Überraschungen auf uns warten“, berichtet Schunk.

Die weiteren Überraschungen der vergangenen Wochen waren positiver Natur: Durch die fast vollständige Entkernung des Gebäude-Komplexes kam auch baugeschichtliches Interessantes zum Vorschein. So identifizierte Bauforscher Peter Barthold vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an einer Holzdecke klebende Papierschnipsel als Leihscheine der ehemaligen Bücherei Körber und Freytag aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese werden jetzt noch näher untersucht.

Versteckt hinter einer Verkleidung im Dachgeschoss des Hauses Nr. 23 wurde zudem ein vollständig erhaltenes Hebewerk gefunden. Es stammt, vermutet Dieter Bommel von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt, wohl aus dem 17. Jahrhundert. Eine dendrochronologische Untersuchung werde hoffentlich eine genauere Datierung ermöglichen, so Bommel.
Auch haben die Handwerker einen alten Gewölbekeller freigelegt, der künftig bei Führungen durchs Haus gezeigt werden könnte, plant Kunsthistorikerin und Museums-Mitarbeiterin Dr. Marion Tüting. Sie hält seit Monaten den Fortschritt der Bauarbeiten in Bildern fest.

Nach dem Abschluss der Baumaßnahmen kann die Neugestaltung der Dauerausstellung beginnen. Hierfür steht künftig weniger Fläche als vorher zur Verfügung. Der kommissarische Museumsleiteiter Philipp Koch sieht dieses aber nicht als Nachteil: „Mit interessanten Sonderausstellungen – und hierfür haben wir künftig eine größere Fläche – können wir mehr vermutlich Besucherinnen und Besucher aus der Region nach Minden locken“. Zudem verspricht er sich von der intensiveren Nutzung und eventuell auch der Vermarktung der Veranstaltungsräume eine Attraktivitätssteigerung. Mehr Raum und eine moderne Medientechnik erhält auch die Museumspädagogik.

Baustellenführungen zum Internationalen Museumstag
Die Gesellschaft zur Förderung des Mindener Museums und das Museums-Team laden anlässlich des Internationalen Museumstages am Sonntag, 15. Mai, zu zwei öffentlichen Baustellenführungen ein. Treffpunkt ist am Eingang des Museums, Ritterstraße. Bei einem Rundgang soll unter dem Motto des Museumstags „Museen – Unser Gedächtnis“ über den Stand der Baumaßnahme informiert und Erläuterungen zur künftigen Nutzung der Ausstellungsräume gegeben werden. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Diese werden unter Telefon 0571 97240-0 angenommen.

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