Minden. Die Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe der Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadt- und Ortskerne in Nordrhein-Westfalen“ traf sich am vergangenen Freitag zu einer Sitzung in Minden. Getagt wurde im historischen Preußen-Museum am Simeonsplatz. Bürgermeister Michael Buhre begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sprach ihnen seinen Dank für ihr Engagement in der Denkmalpflege aus: „Das Land hat eine sehr gute und zukunftsweisende Entscheidung getroffen, das Programm „Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen“ ins Leben zu rufen, um das wertvolle städtebauliche und kulturgeschichtliche Erbe in den Stadtkernen für künftige Generationen zu bewahren.“
Nach der Begrüßung standen mehrere Vorträge zu verschiedenen Themenbereichen des Städtebaus und der Denkmalpflege auf der Tagesordnung. So berichtete Helmut Strüßmann aus Lemgo über den aktuellen Stand der Planungen für das kommende Jahr. 2012 wird die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne 25 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird derzeit ein umfangreiches Programm erarbeitet, dass Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachleuten das Thema „Historische Stadt- und Ortskerne“ näher bringen und zudem Informationen über die langjährige Arbeit bieten soll. Ein weiteres Thema war der Kalender „Denkmal des Monats“, der seit einigen Jahren von der Arbeitsgemeinschaft herausgegeben wird.
Der Leiter der Mindener Stadtplanung, Achim Naujock, stellte das Städtebauprojekt „Aktives Stadtzentrum Minden-Innenstadt“ vor. Der Rat der Stadt Minden hat 2009 den Masterplan für die Mindener Innenstadt als integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept beschlossen. Gleichzeitig hat der Rat die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes 4 „Historische Innenstadt“ als Satzung beschlossen. Diese beiden Beschlüsse bilden die Grundlage für die Städtebauförderung unter dem Titel „Aktives Stadtzentrum Minden-Innenstadt“. Insbesondere das aktuelle Projekt „Neugestaltung der Fußgängerzone“ wurde den Teilnehmern dabei präsentiert und mit großem Interesse diskutiert.
Anschließend berichtete Ulrike Niebuhr über die Erfahrungen der Stadt Bad Salzuflen bei der Einrichtung eines Verfügungsfonds zur Finanzierung städtebaulicher Maßnahmen im historischen Stadtkern. Dies war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders interessant, da in vielen Mitgliedsstädten zurzeit ebenfalls die Einrichtung eines solchen Fonds, der private und öffentliche Mittel bündelt, vorbereitet wird.
Zum Abschluss der Tagung stand der Bericht aus den Städten auf dem Programm. Dabei wurden die neuesten Entwicklungen, Probleme und Erfolge aus den Städten berichtet und diskutiert. Vor allem zu den einzelnen Projekten der Mitgliedsstädte fand ein intensiver Erfahrungsaustausch statt. „Diese Erfahrungen können genutzt werden, um die Historischen Stadt- und Ortskerne weiter wie bisher attraktiv zu erhalten und kontinuierlich weiter zu entwickeln“ so Dieter Bommel von der Unteren Denkmalbehörde der Stadtverwaltung. Im Anschluss an die Sitzung fand eine Führung über den Simeonsplatz unter dem Titel „Die Hausberger Front – Integration einer historischen Militäranlage in die Innenstadt“ statt. „Wir sind sehr froh, dass Minden als Tagungsort ausgewählt wurde, denn schließlich gibt es hier mehr als 600 eingetragene Baudenkmäler“, so Bommel.
Informationen zur Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen
Das Land Nordrhein-Westfalen richtete 1985 ein Sonderförderprogramm zur Erhaltung und Erneuerung von historischen Stadtkernen ein. Anlass war die Erkenntnis, dass gerade in einem durch die industriellen Verdichtungsräume geprägten Land der Erhalt gewachsener Stadtkerne einen besonderen Stellenwert hat. Die Fördermittel sollten dazu dienen, den Grundriss und die Bausubstanzen in den historischen Stadtkernen umfassend zu schützen, zu pflegen und behutsam zu erneuern. Damals wurden zunächst 24 geeignete Städte in das Förderprogramm aufgenommen, deren historischer Grundriss und deren Stadtbild nicht durch Kriegszerstörungen und Stadtumbau in der Nachkriegszeit überformt worden sind. Diese Städte verpflichteten sich, bei allen Planungen besondere Rücksicht auf das baukulturelle Erbe zu nehmen.
Trotz der ausgeprägten Besonderheiten jedes einzelnen historischen Kerns, sind viele gemeinsame Probleme zu lösen. Im Interesse eines kontinuierlichen Erfahrungsaustausches gründeten die am Programm beteiligten Städte 1987 die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen. Sie dient dem fachlichen Austausch der Beteiligten in allen Fragen der Stadtkernerneuerung und trägt dazu bei, in Nordrhein-Westfalen und über die Landesgrenzen hinaus die herausragenden Zeugnisse mittelalterlichen Städtebaues bekannt zu machen. Inzwischen sind 13 weitere Städte, so zum Beispiel Minden seit 1990, in das Sonderförderprogramm aufgenommen worden.
Die Arbeitsgemeinschaft hat sich 1995 in fünf Regionalgruppen aufgeteilt, deren stärkste die Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe mit 11 Mitgliedstädten ist. Zusätzlich nimmt Nieheim mit seinem Historischen Ortskern an den Sitzungen dieser Regionalgruppe teil. Den Vorsitz der Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe hat zurzeit Bürgermeister Dr. Reiner Austermann aus Lemgo.