Kreis-Minden-Lübbecke(mr). Im Rahmen der Wilden Ferientage für Kinder machte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)Minden – Lübbecke an 4 Tagen in der letzten Woche Exkursionen für Kinder, die an den Osterbach führten. Dort wurde die Natur hautnah entdeckt und erforscht.
Insgesamt 67 Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren aus dem Mühlenkreis wurden mit selbstgemachten Keschern, Becherlupen und einem Naturtagebuch ausgestattet. So erkundeten sie Bach, Ufer und Gelände und konnten ihre Beobachtungen dokumentieren und malen.
Unterstützt wurden die jungen Naturforscher von dem ehrenamtlichen Team des BUND Minden Lübbecke.
Nach der Begrüßung wurden die Teilnehmer auf die Exkursion eingestimmt. Sie erfuhren etwas über Quelle, Verlauf und Mündung des Osterbachs. Bevor es aber in den Bach ging, gab es eine Einführung von der Biologin Silke Schulte-Schulenburg „Wir wollen heute Tiere suchen, die die Wasserqualität des Osterbachs aufzeigen.“
Und so gingen die kleinen Forscher zu Beginn erst einmal in einem Naturtagebuch auf die Suche nach typischen Pflanzen und Tiere am und im Bach. Bilder von einem Gelbrandkäfer, einem Molch, einer Köcherfliege, einem Flohkrebs und sogar eine eingelegte Libellenlarve wurden gezeigt. „ Wer ist wessen Kind?“ und „ Wer frisst wen?“ Diese Rätsel wurden in einzelnen Gruppen gelöst.
„Kleine Tiere kann man unter Steinen, Pflanzen oder Wurzeln finden“, verrät die Biologin und gibt den Kindern Verhaltensregeln bevor es endlich auf Tierfang in den Bach geht. Voller Tatendrang machen sich die Nachwuchsbiologen ans Werk. Schnell werden eine Menge winziger Bachtiere gefunden.
Plötzlich bekommt ein kleines Stück Holz Beine und krabbelt los. „Das ist eine Köcherfliegenlarve“, informiert die BUND Expertin lächelnd. Sie baue sich einen Schutz aus Material, das sie im Bach findet. So sei sie kaum zu erkennen.
Die kleinen Naturforscher beobachten, suchen, sammeln und fangen, was ihnen vors Auge kommt – wobei später alle Tiere wieder freigesetzt wurden.
Was hatte man da eigentlich gefangen? Die Lebewesen wurden mit Hilfe einer Lupe identifiziert. Anhaltspunkte waren die Beinchen, deren Anzahl oft verriet, um was es sich handelte. Das Naturtagebuch mit Bildern war dabei eine große Hilfe. Falls man die Tiere nicht bestimmen konnte, stand Lena (BUNDjugend) mit Rat und Tat zur Seite.
Ein schwarzer Punkt am Uferrand entpuppt sich bei genauerer Untersuchung als relativ große Posthornschnecke. Die Kinder sind kaum zu bremsen.
Kleine Fischegel, Strudelwürmer, aber auch große Posthornschnecken, Wasserkäfer, Bachflohkrebse, Prachtlybellenlarven, Ruderwanzen und Wasserskorpione landen in einem Aquarium, das schnell aus Plastikeimern hergerichtet wurde. „Das ist aber kein richtiger Skorpion“, erklärt Lena. Den Namen verdanke er seinem Aussehen. Tatsächlich hat er zwei Scheren und eine Röhre, die mit einem Stachel verwechselt werden könnte. Doch die ermöglicht ihm das Atmen, während er nach unten hängend jagt.
Danach wurde gemeinsam mit der Biologin Silke Schulte-Schulenberg die Wassergüte bestimmt. Arbeitshilfe war ein Poster, das typische wirbellose Tiere der besten Gewässergüteklasse (sehr gut) bis hin zu Bewohnern übermäßig verschmutzter Abschnitte (schlecht) zeigte. Der Osterbach hat demnach die Gewässergüteklasse gut.
„ Ich freue mich, wenn Kinder Spaß daran haben, die Natur zu entdecken, und ich ihnen spielerisch Wissen vermitteln kann“, schwärmt die Biologin. Dazu gehöre auch der Umgang mit der Natur und die Nachhaltigkeitsbildung.
Nach dem Bach wurde die Wiese unter die Lupe genommen. Pflanzen gesammelt und mit Hilfe eines Bestimmungsbuches der Name gesucht, Fundort und Datum notiert. Aufregend war der Fang von Grashüpfern.
Weitere Aktionen der Wilden Ferientage waren Brombeeren pflücken und daraus Vorort Marmelade kochen sowie Hefeteig zubereiten und am Lagerfeuer Stockbrot backen. Jedes Kind bekam zum Abschluss ein Glas selbstgemachte Brombeermarmelade und das Naturtagebuch „An Flüssen,Tümpeln und Bächen“.
„ Wilde Ferientage für Kinder“ ist ein Aktionsprogramm, das wir seit 2 Jahren kostenlos anbieten,um Kinder zu erreichen, die sonst keine Möglichkeit haben, die Natur spielerisch kennenzulernen. Bewegung, Wahrnehmung und nachhaltige Umweltbildung stehen im Vordergrund, aber auch das soziale Miteinander spielt eine wichtige Rolle,“ erklärt Projektleiterin Elisabeth Schmelzer vom BUND Minden – Lübbecke. „Die Exkursionen haben gezeigt, dass Kinder schnell eine Sensibilität für die Vorgänge in der Natur entwickeln,“ so Schmelzer.