Minden(mr/sm). Unter „optimalen Bedingungen und in bester Lage“ entsteht derzeit an der Kutenhauser Straße/Ecke Am Kortenhoop ein Kombinationsbecken zur Rückhaltung und Reinigung von Niederschlagswasser. Das Becken bedeckt eine Fläche von rund 7200 Quadratmetern. Es soll Niederschläge aus dem Gewerbegebiet an der Kutenhauser Straße und dem Wohngebiet Eickhoff auffangen. An Baukosten sind 200.000 Euro für das Becken und rund 215.000 Euro für die neuen Regenwasserkanäle veranschlagt. Bauherr sind die Städtischen Betriebe Minden (SBM).
Das ursprünglich geplante, konventionelle Rückhaltebecken wurde ergänzt um innovative Behandlungselemente, die in dieser Form im Kreis Minden-Lübbecke noch nicht gebaut wurden. Das genau war auch der Anlass für den Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) -Bezirksgruppe Detmold -, sowie Vertretern von umliegenden Tiefbauämtern / Abwasserbetrieben, sich die zentrale Regenwasserbehandlungsanlage von der Unteren Wasserbehörde (UWB) des Kreises Minden-Lübbecke jetzt vorstellen zu lassen. Diplom-Ingenieur Rainer Eickriede von der UWB war als Vertreter der Genehmigungsbehörde für diese „neuartige“ Abwasserbehandlungsanlage bereits in der Planungsphase maßgeblich beteiligt. Die 25-köpfige Gruppe zeigte sich sehr interessiert an den Details der Anlage, die Ende Dezember in Betrieb gehen soll. „Voraussetzung ist allerdings, dass es Regen gibt“, bemerkte Wilhelm Rodenbeck, Leiter des Bereiches Abwasser und Straßen bei den SBM.
In dem Rückhaltebecken wurden als Neuerung Gabionen eingebaut, die mit einem textilen Filterelement versehen wurden. Damit werde in dem Becken das anfallende Niederschlagswasser aus dem nahen Gewerbegebiet „auf eine neuartige und innovative Art“ gereinigt“, wie Rainer Eickriede der Gruppe vor Ort erläutert.
Bereits frühzeitig wurden im Rahmen der Gesamtplanung, an der die Städtischen Betriebe Minden (SBM), das planende Ingenieur-Büro und der Kreis Minden-Lübbecke als Genehmigungsbehörde beteiligt waren, alle wesentlichen Randbedingungen zusammengetragen. „Man wollte sowohl den ökonomischen als auch den ökologischen Gesichtspunkten gerecht werden“, so Wilhelm Rodenbeck. Ein Ergebnis war, dass das in diesem Einzugsgebiet anfallende Oberflächenwasser, speziell des Gewerbegebietes Kortenhoop – ergänzt durch die angeschlossenen Straßenflächen, insbesondere der Kutenhauser Straße – behandelt werden muss. Diesbezüglich wurden auch die Auflagen aus dem „Trennerlass“ von 2004 berücksichtigt.
Der vordere Teil des Regenbeckens erhielt eine Betonsohle, die Böschungen werden mit Betonpflaster befestigt. Hier befindet sich die Absetzzone, in der die wesentlichen absetzbaren Stoffe (zusätzlich auch Schwimmstoffe) zurückgehalten werden. „Eine Reinigung mittels Saugwagen sind für die SBM leicht möglich, da die Sohle in Richtung Entnahmesumpf geneigt ist“, so Eickriede. Der so erstellte Absetzteil werde vom nachfolgenden Versickerungs-/Rückhaltebecken durch zwei Gabionenreihen getrennt. Hier wurde die ansprechende Optik der „Steinkörbe“ mit einem zusätzlichen Filterelement kombiniert.
Zwischen die erste und zweite Gabionenschicht ist ein Flies eingespannt, das dazu dienen soll, auch kleinere Partikel, die langfristig eine Kolmation (Verstopfung) des Filterkörpers bewirken könnten, zurückzuhalten. Somit werden dem folgenden Beckenteil (natürliches Erdbecken) im wesentlichen nur die gelösten Inhaltsstoffe zugeführt, die wiederum in der belebten Bodenzone durch vorhandene Bakterien und Mikroorganismen umgewandelt und weitestgehend abgebaut werden. Zusätzlich wirke die gute Filtrationsleistung der vorgefundenen Sande.
Nur im Zusammenhang mit außergewöhnlichen Starkregenereignissen werde eine entsprechende Regenwassermenge, die auf das natürliche Einzugsgebiet abgestimmt sei, in das nachfolgende Gewässer und anschließend in die Weser weitergeleitet. Für „Katastrophenregen“ ist ein Notüberlauf vorgesehen.
Da am gewählten Standort ein optimal durchlässiger Sandboden – zumindest im hinteren Bereich der Sohlfläche des Versickerungs/ Rückhaltebeckens – angetroffen wurde, konnte auf weitere, technisch aufwändige Verfahrensschritte, verzichtet werden. „An anderen Stellen müssen massive Bauwerke und aufwändige Retentionsbodenfilter erschaffen werden, um eine vergleichbare Reinigungswirkung erzielen zu können“, berichtet Eickriede. All das könne an der Kutenhauser Straße entfallen. Zum einen, da das Absetzbecken in einer neuen, günstigeren Form geplant wurde, und zum zweiten, weil hier ein natürliches Filterbecken mit optimalen hydrogeologischen Kennwerten vorgefunden wurde.
Durch diese innovative Bauweise, welche durch Vorfinden optimaler Bedingungen ermöglicht wurde, können rund ein Drittel der sonst üblichen Herstellungskosten eingespart werden, was dem Gebührenzahler zugute kommt. „Somit hat die Stadt Minden eine Anlage, die auch langfristig die allgemein anerkannten Regeln der Regenwasserbeseitigung erfüllt“, fasst Bereichsleiter Wilhelm Rodenbeck abschließend zusammen.