Minden/Kreis-Minden-Lübbecke(mr).Bilder wie in Hamburg, Köln und München Eine lange Schlange vor einem Mietshaus aus des 50er Jahren. Dreißig Menschen haben sich dort versammelt. In dem Haus, eine der heiß begehrten, für Menschen mit Hartz 4 und Grundsicherung, kompatiblen Wohnungen ist dort zu haben. Aber auch immer mehr Leih- und Zeitarbeiter und Geringverdiener buhlen um die wenigen günstigen Wohnungen.
Minden und der Kreis-Minden-Lübbecke reiht sich in die Regionen ein, in denen immer mehr Menschen, trotz erheblichem Wohnungsleerstand, keine Wohnung mehr finden. Besonders Einzelpersonen sind stark betroffen, denn Zwei-Zimmer-Wohnungen sind auch im Kreis-Minden-Lübbecke heiß begehrt und eine weitere Problematik ist das neben der Wohnungsmiete, die derzeit 300 € Warmmiete plus Heizkosten, auch die Grenze von 45 qm, nicht überschritten werden darf.
Dabei trifft es nicht immer nur Menschen die keine Arbeit haben, sondern immer öfter Geringverdiener, aber auch Rentner und Menschen die unverschuldet erkrankt sind.
Und so fanden sich dann auch an diesem Mittag vor dem Haus in Dankersen viele Wohnungssuchende. Der Makler erschien pünktlich und schon bewegte sich die Schlange in Richtung Wohnobjekt und Massenbesichtigung.
Die Wohnung ist diesmal über dem was die Wohnungssuchenden gewohnt sind. Lediglich auf dem Balkon sprießt das Moos aus dem verlegten Grasteppich aber ansonsten kein Schimmel. Dies sei nicht immer so, wie einer der Wohnungssuchenden zu berichten weiß.
Besonders in der oberen Altstadt von Minden haben Kaufleute das Geschäft mit den Wohnungssuchenden bereits seit Jahren entdeckt. Viele Häuser seien dort sanierungsbedürftig und somit günstig zu kaufen gewesen. Daraufhin habe man die Häuser im Inneren nur sporadisch hergerichtet.
Trotzdem seien auch diese Wohnungen gut nachgefragt, denn es sind die einzigen bei denen keine Kautionszahlungen zu leisten sind. Zwar übernehme „Pro Arbeit“ oder das Sozialamt der jeweiligen Stadt im Kreis-Minden-Lübbecke die Kaution, gewähre diese allerding nur als Darlehen. So müsste das Darlehen in monatlichen Raten zurückgeführt werden, und werde direkt vom Regelsatz von 364 € abgezogen.
Nachdem sich die Wohnungsinteressierten selbst einen kleinen Eindruck von der Wohnung verschaffen konnten, rief der Makler sie in den größten Raum der Wohnung zu einem Kreis zusammen.
Der Makler, hatte sich gut vorbereitet, gleich einen Schwung Vermietererklärungen dabei, die er an alle Interessierte verteilte. Auch die Gespräche wurden in aller Öffentlichkeit geführt. Von dreißig Leuten blieben sechs Interessierten übrig, und nur einer kann die Wohnung bekommen. Die anderen werden sich wieder treffen, bei der nächsten Massenbesichtigung.
Nach Ansicht von vielen Betroffenen nicht unschuldig an dieser Situation ist die Kreisverwaltung des Kreises-Minden-Lübbecke selbst. Auf großen Druck hatte der Kreis-Minden-Lübbecke eine Hamburger Gesellschaft beauftragt, Richtwerte für die Obergrenzen des grundsicherungsrelevanten Mietspiegels festzulegen. Diese wurden bis zu heutigen Tage nicht vollständig umgesetzt. Die Mietobergrenze für Einzelpersonen von 300 Euro Warmiete, wurde seit 2005, trotz steigender Nebenkosten nicht erhöht. Allerdings soll das Unternehmen, unbestätigten Informationen zur Folge, einen hohen sechsstelligen Betrag für ihre Beratung bekommen haben.
Selbst die Stadt Minden und die größten Hausverwaltungen bestätigten in einem Pressegespräch zur Präsentation des qualifizierten Mietspiegels der Stadt Minden, dass die Mieten laut Mietspiegel teilweise über den Mietobergrenzen des Kreises-Minden-Lübbecke lägen.
Viele Sozialgerichtsurteile stützen hierbei die Betroffenen und bestätigen die Unrechtmäßigkeit einer solchen Praxis, sowie auch die Unrechtmäßigkeit Kautionen nur als Darlehen zu gewähren. Allerdings müssten Betroffene immer einzeln Klage beim jeweiligen Sozialgericht einreichen. Darauf setzen anscheinend die Kommunen, denn bei 180000 Klagen bei den Sozialgerichten ist die Wartezeit lang. Im Durchschnitt zwei Jahre dauert es meistens bis zu einem ersten Termin.
Als Hartz4-Empfänger hat man bei der Wohnungssuche ein hartes los, das ist überall so. Nicht ganz angemessen finde ich den Vergleich mit den anderen Städten, schon in Köln ist ein viel härteres Pflaster bzgl. Mietpreis, von München ganz zu schweigen.
Davon abgesehen haben manche Vermieter schließlich doch lieber Hartz4ler als wenig verdienende Angestellte, weil bei ersteren die Mietzahlungen durch das Amt nach abgeschlossenem Behördengang sicherer sind als bei einem Angestellten, der evtl. sein Geld mit mehreren Jobs zusammenkratzt.