Die Linke Minden:„ECE Wesertorgalerie ist der Totenschein für die alte Fußgängerzone“

Mindener Rat knickt gegenüber ECE ein

Minden(mr). Die Linke in Minden kritisiert die Entwicklung der Wesertorgalerie in Minden. Besonders die letzte Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Nach Ansicht der Linken hat Herr Thätner innerhalb der sechs Monate keine erheblichen Fortschritte vorweisen können. Die Grundstückssituation sei bis heute nicht geklärt. Auch dass sich die Ratsmehrheit, mit besonderen Engagement der SPD und CDU,  bereit erklärt hat, die Verwaltung wunschgemäß zu beauftragen, die Entwicklung seitens der Stadt voranzutreiben und auf den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan hinzuarbeiten trifft bei der Partei „Die Linke“ in Minden auf Unverständnis.

Derzeit habe die ECE noch nicht einmal alle Punkte der geschlossenen Entwicklungsvereinbarung erfüllt. In §1 Punkt 1.3 verpflichtet sich ECE ein Nutzungsprogramm, sowie ein Branchen- und Mieterkonzept entwickeln. „Dies ist bis heute nicht passiert“, so Gerhard Foerster Vehring, Stadtverordneter der Linksfraktion im Mindener Rat. Sämtlichen Fragen bezüglich der Größe der Wesertorgalerie und auch der Sortimente und Mieter ist Herr Thätner ausgewichen. Es gibt eine DIFU Studie zu einer für die urbane Innenstadt verträglichen Entwicklung innerstädtischer Einkaufszentren. Die Wesertorgalerie erfülle nach derzeitigem Kenntnisstand derzeit kein Kriterium, nicht hinsichtlich der Größe, den derzeitigen Bauten von ECE in den anderen Städten, noch vom vorrausichtlichen Sortiment, ist die Linke in Minden überzeugt.

Schon seit längeren belegen Studien, dass große Einkaufscenter einen negativen Einfluss auf die traditionellen Geschäftsstraßen haben. Die Linke beruft sich hierbei auf die Erkenntnisse von Diplom Ökonomin Monika Walther von der Hafen City Universität Hamburg. Ihre Ergebnisse werden durch zahlreiche Berichte aus Städten mit einem ECE-Center unter anderem Hameln, Ansbach und Passau belegt.

Hamm hat bereits gelernt. Als in der Bahnhofstraße der westfälischen Stadt das „ Allee Center“ im Jahr 1992 eröffnete und in der Folge drei große Kaufhäuser schlossen, sowie etliche Einzelhändler den Kaufhäusern folgten, sah sich die Stadt Hamm gezwungen zu handeln und gegen den Leerstand vorzugehen. Sie kaufte die Kaufhausgrundstücke auf und baute an dessen Stelle das „Heinrich von Kleist Forum“ mit vielen Bildungs- und Kultureinrichtungen. Ziel war und ist es, die Innenstadt von Hamm mit weniger Einzelhandelsfläche, dafür aber mit deutlich mehr Funktionen, neben dem Konsum, und einem höheren Wohnanteil zu beleben.  Ein guter Ansatz, der nach Ansicht der Linken in einem für Minden angepassten Konzept ebenso auch in der Weserstadt verfolgt  werden sollte.

„Besonders unverständlich ist die uneingeschränkte Unterstützung der ECE auch unter dem Gesichtspunkt, dass ich Bernd Müller von der SPD  und Ulrich Stadtmann von der CDU über zahlreiche Quellen und Studien schon vor mehr als einem Jahr selbst unterrichtet habe“, so der Sprecher der Mindener Linken Stefan Schröder.

Die Linksfraktion ist sich einig, dass Ratsmitglieder als Vertreter der Mindener Bürger, die Interessen der Mindener Bürger vertreten sollten. In der derzeitigen Verfahrensweise der Stadtverordneten von SPD und CDU scheine eher durch, dass die beiden Parteien scheinbar die Interessen eines Investors vor die Interessen der urbanen Innenstadt setzen ist sich die Mindener Linke einig.

Die Inhaber und Hausbesitzer der Häuser in den Fußgängerzonen machen sich mit Recht sorgen. Wenn durch die Wesertorgalerie, im großen Maße Läden der Ketten in das Einkaufscenter abwandern, haben oftmals die Hausbesitzer nicht das Geld um die alten Fassaden zu erhalten. Auch die viel beschworenen günstigen Mieten bringen ohne Kundenströme nichts.

„Im Gegenteil, Minden könne sogar noch verlieren,“ so Stefan Schröder. Seit Jahren verzeichnet die Stadt Minden steigende Touristenzahlen. Ob diese aber, eine Stadt mit einem Einkaufcenter, das so bald in fast jeder Stadt steht, und verödeten Fußgängerzonen und in weiterer Zukunft vielleicht auch verfallenen Hausfassaden besuchen möchten sei fraglich, so Stefan Schröder weiter.

Hier einige ausgewählte Links zu Berichten und Beiträgen von Medien zum Thema ECE und den  Auswirkungen von innerstädtischen Einkaufcentern auf die urbane Innenstadt:

Mindener Rundschau Artikel zum Thema ECE

Nachfolgender Link führt zu einem Bericht des Hessischen Rundfunks(HR). In der Mitte der Stadt Darmstadt befindet sich das Luisencenter. Dies soll abgerissen und der Stadt Darmstadt wieder oder erstmals ein autonomes Rathaus gegeben werden. Auch wird der Fehler der “Moderne” die Stadt in verschiedene getrennte Welten für Arbeit, Einkaufen und Wohnen thematisiert.

Christoph Mäckler: Todsünden des Städtebaus

Auch der Bayerische Rundfunk (BR) über die Auswirkungen von Einkaufszentren auf die urbanen Innenstädte am Beispiel von niederbayrischen Städten wie Passau, Ingolstadt, Straubingen und Deggendorf.

Kulisse für den Kommerz

Auch die NDR Sendung “Markt” zum Thema ECE Center in Norddeutschland. Hier wird insbesondere auf Leer eingegangen und auf Hameln.

NDR Markt zum Thema ECE Einkaufcenter

Auch ein Bericht der Zeitung “Die Welt” setzt sich mit den Auswirkungen von Einkaufcentern in und auf die traditionellen Innenstadtlagen auseinander.

Im Schatten der Klötze

Kurzzusammenfassung der Ergebnisse des DFG-Forschungsprojekts „Auswirkungen Innerstädtischer Shopping Center auf die gewachsenen Strukturen der Zentren“ (Monika Walther)

DFG-Forschungsprojekt

3 Replies to “Die Linke Minden:„ECE Wesertorgalerie ist der Totenschein für die alte Fußgängerzone“

  1. Ahja. Also die Linken in Minden sagen, dass der Bau eines Einkaufscenters die Touristen verjagt. Dass die Stadt Minden mit einem Nothaushalt (!!!) Gebäude in der Innenstadt aufkaufen und umbauen soll, um die Kauffläche zu verkleinern. Und dass die Innenstadt mit weiterer Wohnbebauung versehen werden soll, damit am Ende dann wohlmöglich garkeine Veranstaltung mehr genehmigt werden kann? Ich darf in diesem besonderen Fall unseren Bürgermeister zitieren, der auf diese Argumentation hin zu den Linken sagte „…und die Welt ist eine Scheibe.“

  2. Zurück vom Land in die Innenstädte! Menschen, die diesem Motto zustimmen sind Menschen, die sich auf das aktive Leben in einer Stadt freuen.
    Veranstaltungen, Feiern, Kultur und Freizeit gehören dazu. Sie werden also nicht zu den wenigen gehören, die einmal von au?erhalb gekommen sind und in der Innenstadt mit Immobilien ihr Geld machen wollen. Die NEUE Stadt muss den Bewohnern gehören; dazu gehört mit Sicherheit kein Objekt, wie es am Wesertor entstehen könnte. Man sollte über ein Bürgerbegehren nachdenken!

  3. Minden, ein Synonym für viele andere Städte ..es läuft immer nach dem gleichen Strickmuster..die arrivierten Parteien als Wohltäter der Menschheit, die altrenativlose Chancen einfach abnicken und Urbanität, Stadtentwicklung etc in fremde Hände legen, ihre Planungshoheit nicht wahrnehmen und nur zum Umsetzer des Projektentwicklers sich degradieren! Regieren am Gemeinwohl vorbei…wir merken das in Kaiserslautern auch, helfe gerne weiter…

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