Minden: Chefarzt aus Vietnam hospitiert im Johannes-Weßling-Klinikum

Minden(mr/jw). 30- oder 40jährige Frauen und Männer, die sich kaum noch zu Fuß bewegen können, weil ihre Hüfte so schmerzt, das ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen in Vietnam. Für Dr. Hai Luu Hong, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am größten Militärhospital Vietnams in Hanoi, ist das eine große Herausforderung: “Wir müssen bei so jungen Patienten davon ausgehen, dass sie in späteren Jahren noch mindestens ein weiteres künstliches Hüftgelenk benötigen. Hier brauchen wir möglichst moderne und knochenerhaltende Verfahren bei der ersten Operation.“ Wie auch in Mitteleuropa sind Fehlstellungen des Beckens oder Unfälle Ursachen dafür, dass ein Patient ein künstliches Hüftgelenk benötigt. In Vietnam kommt jedoch hinzu, dass viele Menschen bereits in jungen Jahren sehr schwer körperlich arbeiten müssen. Dies führt zu vorzeitiger Abnutzungen und Verschleiß.

Um sich über die modernsten und schonendsten Operations-Verfahren zu informieren, hospitierte der Chefarzt aus Fernost bei seinen Kollegen der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum Minden. Für Chefarzt Prof. Dr. Johannes Zeichen eine Selbstverständlichkeit, sein und das Fachwissen seiner Chirurgen mit dem Kollegen zu teilen: „Der wissenschaftliche und auch der praktische Austausch ist für jeden Mediziner und gerade für uns Chirurgen enorm wichtig. Und wenn ein so erfahrener Kollege, wie Dr. Hai, einem bei der Operation über die Schulter schaut, dann ist das auch eine Herausforderung.“ Das neue Verfahren für den Austausch des Hüftgelenkes wird am Mindener Johannes Wesling Klinikum schon seit vier Jahren angewandt.

Schonend für Knochen und Gewebe

Das Besondere an der neuen OP-Methode: Sie erhält viel von der alten Knochensubstanz und ein sehr kleiner Schnitt sorgt für weniger Wundheilungsprobleme und weniger Schädigungen am Gewebe. „Das ist ein Eingriff durch das Schlüsselloch“, erläutert Prof. Zeichen die Arbeitsweise. „Statt etwa 16 Zentimeter ist der Schnitt nur etwa acht Zentimeter lang. Wir können mit Instrumenten arbeiten, die beweglich sind. So gelangen wir durch eine sehr kleine Öffnung genau an den Ort im Körperinneren, wo wir am Oberschenkel- und dem Beckenknochen arbeiten müssen. Unnötige Schädigungen können so vermieden werden.“

Experten unter sich. Dr. Hai Luu Hong (Mitte), Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Militärhospital 108 in Hanoi, diskutiert mit seinen Kollegen die Vorteile einer modernen Hüftgelenkprothese. Prof. Dr. Johannes Zeichen (rechts), Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum Minden, und Dr. Ewald Häring, Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Johannes Wesling Klinikum Minden (Foto: Sven Olaf Stange)

Je weniger Knochenmaterial entfernt werden muss, desto besser sind auch die Möglichkeiten, bei einer zweiten Operation, eine zweite Hüftprothese einzubauen. Auch künstliche Hüftgelenke halten nicht ewig. Die große Routine und die hohe fachliche Kompetenz der Mindener Operationsteams sind es, die Dr. Hai Luu Hong bei seinem Aufenthalt am Johannes Wesling Klinikum besonders beeindruckt haben. „Ich durfte viel sehen, viel fragen und viel von meinen Kollegen lernen. Davon werden jetzt unsere Patientinnen und Patienten in Hanoi profitieren.“ Etwa 300 künstliche Hüftgelenke werden in der Klinik von Dr. Hai Luu Hong jedes Jahr implantiert. Ende Juli fährt der Chefarzt wieder zurück in seine Heimat.

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