Minden(mr/mws). Das Thema „Großraumkino“ beschäftigte in den vergangenen Monaten viele Mindener Bürgerinnen und Bürger. Auch „Minden wehrt sich“ diskutierte lebhaft den richtigen Standort. Dieser sei durch den Kauf des Grundstücks des ehemaligen Seitz-Enzinger-Noll-Geländes an der Ecke Ringstraße / Stiftstraße zwar inzwischen klar. Vor dem Bau müssen allerdings noch notwendige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Hier geben es noch Probleme und „Eine Lösung ist wohl noch in weiter Ferne“, so das Aktionbündnis „Minden wehrt sich“
Während Kino-Betreiber-Familie Ruhs, die neuen Eigentümer des über 10.000 Quadratmeter großen Areals von einer „Genehmigung binnen ein bis zwei Monaten ausgehen“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage von „Minden wehrt sich“ mit, dass „noch kein Genehmigungsantrag für ein Kinocenter an der Ringstraße vorliegen würde“.
Am 26. September soll nun ein Gespräch zwischen dem Landesbetrieb Straßen NRW als Straßenbaulastträger der Ringstraße / B61 und der Stadt Minden als Planungsbehörde stattfinden. „Die neuen Eigentümer haben wohl ein Verkehrsplanungsbüro aus Hannover mit der Erstellung eines Verkehrsleit-Gutachtens beauftragt“, sagt Klaus-Georg Erzigkeit, erster Beigeordneter der Stadt Minden. Dieses Gutachten soll nun in die Entscheidung mit einbezogen werden. Ob das Gutachten allerdings den lang ersehnten Durchbruch bringt, sei fraglich.
Sven Johanning von der Straßen NRW Regionalniederlassung OWL führte gegenüber „Minden wehrt sich e.V.“ an, dass er bei einer Zufahrt von der Ringstraße / B61 von einer erheblichen Verkehrfsgefährdung ausgehe. Dieser Bereich sei ohnehin schon kritisch, da sich die Fahrzeuge, die in Richtung Petershagen auf die Marienstraße fahren möchten, entsprechend einordnen müssten.
„Unser vorgelegtes Verkehrsleitgutachten wurde von einer renommierten Ingenieursgesellschaft aus Hannover erstellt, die regelmäßig Gutachten für Gemeinden und Städte erarbeitet. Das Gutachten belegt, dass es durch die neue Abbiegespur zu keiner Verkehrsbeeinträchtigung oder zusätzlicher Belastung kommen würde“ bekräftigt hingegen Jörg Ruhs, Geschäftsführer der Cineworld GmbH aus Rinteln.
Für Sven Johanning liegt die Lösung auf der Hand: „Über eine Zufahrt von der Stiftstraße könnte das Gelände in alle Richtungen befahren werden. Es gibt für einen entsprechenden Umbau der Stiftstraße auch bereits fertige Pläne. Eine Zufahrt nur über die Ringstraße reicht ohnehin nicht aus.“ Alternativen zu einer zusätzlichen Abbiegespur von der Ringstraße auf das neue Kino-Gelände kommen hingegen für die Stadtverwaltung nicht in Frage. „Durch die Anwohner in diesem Bereich und die vorgeschriebene Nachtruhe mit Lautstärke-Grenzen von maximal 45 Dezibel ist eine alternative Verkehrsführung nicht möglich“ betont Klaus-Georg-Erzigkeit. „Auf die Probleme mit der Verkehrsführung haben wir die neuen Eigentümer aber bereits vor dem Erwerb des Grundstücks mehrfach hingewiesen“, gibt der 1. Beigeordnete zu verstehen.
„Die Stadt als oberste Planungsbehörde könnte die Entscheidung einer Zufahrt über die Ringstraße mit Ihrer Verkehrsbehörde auch alleine treffen und selber anordnen. Als Stadt mit über 80.000 Einwohnern fällt die B61 im Innenstadtbereich im nächsten Jahr ohnehin in die Baulast der Stadt“ betont Johanning. Dies hingegen möchte Erzigkeit jedoch nicht: „Wir könnten die Entscheidung zwar zu uns heranziehen, aber diese Angelegenheit obliegt Straßen NRW. Da mischen wir uns nicht ein.“
Jörg Ruhs sieht sich der Situation hilflos gegenüber. Seiner Ansicht nach versuche die Stadtverwaltung immer noch, ein Kinocenter am Bahnhofsgelände auf dem rechten Weserufer zu verwirklichen. „Manchmal kann man auch durch Nichtstun verhindern“ sagt Ruhs. „Wenn die Stadt jetzt endlich sagen würde „Ja wir wollen, dass hier ein Kinocenter gebaut wird“, würde Straßen NRW sicher die Genehmigung erteilen“, ist sich Ruhs sicher. Zumal die neuen Kinobetreiber die Kosten für die Abbiegespur komplett selbst tragen würden.
„Da das Gelände als Industriegrundstück gekennzeichnet ist, würden keine anderen Argumente oder Auflagen mehr gegen eine Genehmigung eines Kinos auf diesem Gelände sprechen. Das hat sogar die Stadtverwaltung eingeräumt“, berichtet der Kino-Betreiber. „Wenn die Genehmigung vorliegt, können wir in zwölf Monaten aufschließen.“
„Wir wollen in Minden beliebt sein“ erläutert Jörg Ruhs und verweist auch auf seine umfangreichen Planungen im Anlieger- und Emissionsschutz. Das neue Kino sei so geplant, dass es mit seiner etwa zehn Meter hohen Front auch gleichzeitig den Schallschutz für die Anlieger gewährleisten soll.
Alternativen Standorten erteilt Ruhs eine deutliche Absage: „In der Innenstadt sind die Grundstückspreise so hoch, dass wir unseren niedrigen Kinopreis von sieben bis acht Euro pro Abend nicht halten könnten. Beim Bahnhofsgrundstück am rechten Weserufer müssten viele Großinvestoren zusammenarbeiten – dieses Sozialbau-Problem kann ein Investor alleine niemals lösen. Dieser Standort würde uns womöglich in den wirtschaftlichen Ruin treiben. Eltern müssten zudem Angst um ihre Kinder haben – man liest ja regelmäßig von Überfällen in dieser Gegend. Und auch der Dreiecksplatz kommt wegen eines Regenrückhaltebeckens nicht mehr in Frage.“