Minden(mr/sm). Sanieren und Neubau – aber wie? Diese Frage beschäftigte die rund 40 Teilnehmer des zweiten Klimaworkshops der Stadt Minden am vergangenen Donnerstag in der Fachhochschule. Der Termin gliedert sich in eine Veranstaltungsreihe der Stadt Minden ein, innerhalb derer unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen sowie Energiefachleuten ein Integriertes Klimaschutzkonzept erarbeitet wird. Der Prozess wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert. Die fachliche Begleitung erfolgt durch die „infas enermetric GmbH“.
Zum Einstieg in das Thema „Sanieren und Neubau“ stellte Professor Dr. Joachim Bahndorf von der FH Bielefeld den Ansatz des „Integralen Bauens“ vor. Dieser fordert, bei komplexen Bauaufgaben den gesamten Lebenszyklus des Objekts und seiner Nutzer im Blick zu behalten. Die Planung soll dabei in Gewerke übergreifender Zusammenarbeit erfolgen.
Den Sanierungsbedarf des eigenen Hauses vor dem Hintergrund der eigenen Bedürfnisse einzuschätzen, fällt aber vielen Hausbesitzern schwer. Das machte die anschließende von Mitarbeitern der „infas enermetric“ geleitete Diskussion deutlich: Fachfirmen und Architekten würden den Endkunden vorrangig die konkreten Lösungen ihres Unternehmens vorschlagen, anstatt das breite Spektrum an Energiespar- und Sanierungskonzepten zu berücksichtigen, hieß es. Die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer wünschten sich daher mehr unabhängige und niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote – gerne bei der Stadt angesiedelt. Diese sollen im Schwerpunkt bei der Klärung grundsätzlicher Fragen wie „Welche Sanierungsmöglichkeiten gibt es?“ und „Welche machen in dem jeweiligen Einzelfall Sinn?“ unterstützen.
Weiterhin wurde diskutiert, welche Anreize für Bürgerinnen und Bürger geschaffen werden können, klimabewusst zu bauen und zu sanieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer betrachteten die Arbeit mit Best-Practice-Beispiele hierbei als vielversprechend. Diese würden eine konkrete Vorstellung von den Sanierungsmaßnahmen vermitteln und somit die Hemmschwelle verringern, Hand an das eigene Haus zu legen. Best-Practice-Beispiele könnten z.B. innerhalb von Ausstellungen oder anhand von Anschauungsobjekten vorgestellt werden. Darüber hinaus könnten Wettbewerbe oder die Wirtschaftlichkeit von Altbausanierungen Hauseigentümer motivieren, die Energieeffizienz des Eigenheims zu verbessern.
Als vielversprechender Partner auf dem Weg zu passgenauen Sanierungskonzepten wird die FH Bielefeld betrachtet. Schließlich sind am Mindener Campus die Studiengänge „Architektur“ und „Integrales Bauen“ angesiedelt. Gerade im Rahmen von Abschlussarbeiten könnten daher wertvolle Erkenntnisse erarbeitet werden. Auch die Stadtverwaltung sehen die Bürgerinnen und Bürger in einer Vorreiterposition. Bei zukünftigen Sanierungs- und Bauvorhaben, so die Forderung, soll gerade die Kommune selbst noch gezielter auf energieeffiziente und klimafreundliche Lösungen setzen. Die Ansätze des „Integralen Bauens“ könnten hierbei Berücksichtigung finden.
Die Ergebnisse des Workshops werden von infas enermetric zur der Erarbeitung des Klimakonzepts herangezogen. Die einzelnen Maßnahmen werden auf Machbarkeit und Effizienz überprüft, priorisiert und hinsichtlich des Zeit- und Kostenaufwands eingeschätzt.
Der offene Prozess wird derweil in weiteren Veranstaltungen fortgesetzt. Die nächste findet am 21. März, 18 Uhr, zum Thema „Verkehr und Mobilität“ im Leo-Sympher-Berufskolleg (Habsburgerring) statt. Wieder sind alle Interessierten herzlich eingeladen, sich mit eigenen Ideen und Standpunkten zu beteiligen. Anmeldungen nimmt Margaretha Masbaum, Tel. 89-607, Email: m.masbaum@minden.de, entgegen.