Minden(mr/sm). Auf dem Jakobsweg von Minden nach Santiago de Compostela/Spanien pilgern – das ist seit dem 11. April möglich. Mit einer Schere durchschnitt der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Wolfgang Kirsch, im Beisein der stellvertretenden Landrätin Birgit Härtel und des stellvertretenden Mindener Bürgermeisters Egon Stellbrink am Nachmittag symbolisch ein blaues Band auf dem Kleinen Domhof. Im Anschluss gingen rund 250 Gäste, die an einer Andacht im Dom teilgenommen hatten, gemeinsam einen Teil des neuen Jakobspilgerweges zum Preußen-Museum. Nach den Strecken von Osnabrück nach Wuppertal sowie von Höxter nach Bochum wurde nun der 145 Kilometer lange Abschnitt von Minden nach Soest eröffnet.
Eine vierte westfälische Route von Bielefeld an den Niederrhein ist nach Aussage der Altertumskommission für Westfalen „in Arbeit“. Für den jetzt eröffneten Abschnitt ist in Zusammenarbeit mit einem Verlag eine „App“ (=Applikation, über Smart Phones herunterzuladen) erstellt worden. Auch gibt ein Buch zahlreiche Informationen über die einzelnen Etappen. Der stellvertretende Bürgermeister Egon Stellbrink hob in seinem Grußwort hervor, dass Minden nun „Bestandteil eines des bekanntesten Pilgerweges in Europa und in der ganzen Welt ist“. Die Wegstrecke stelle die historische Bedeutung Mindens als Stadt, aber auch als ehemaliges christliches Zentrum dieser Region heraus. „Pilgern oder ‘Beten mit den Füßen’ ist in unserer Zeit neu entdeckt worden. Für viele bedeutet es, von der Hektik des Alltages und seinen Lasten Abstand zu gewinnen und zu reflektieren, was wirklich für das eigene Leben wichtig und von Bedeutung ist“, fasste Stellbrink zusammen.
Bereits seit Ende 2002 erforscht die Arbeitskommission für Westfalen im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die alte Fernhandelsroute. Der neue Pilgerweg vom Mindener Dom nach Porta Westfalica, Bad Oeynhausen-Eidinghausen und Löhne-Gohfeld weiter über Herford, Bielefeld, Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Langenberg und Lippstadt bis Soest ist mit der charakteristischen Jakobsmuschel – gelb auf blauem Grund – ausgeschildert, erläuterte Ulrike Spichal, Projektleiterin „Wege der Jakobspilger in Westfalen“.
In Soest trifft dieser Weg auf die bereits 2010 eröffnete Hellweg-Route. Der Pilgerweg von Minden nach Soest ist an historisch belegte Wegführungen angelehnt. Es gebe eindeutige Hinweise, so die Vorsitzende der Altertumskommission, Dr. Aurelia Dickers, dass bereits im Mittelalter Menschen aus dieser Region nach Santiago de Compostela pilgerten.
Eine in Minden gefundene Rosenkranzperle aus Gagat habe wahrscheinlich ein Pilger als Souvenir aus Santiago mitgebracht, erklärte die Expertin. Die Perle weise charakteristische Verzierungen mit Jakobsmuscheln auf. Zudem sei die schwarze Pechkohle (Gagat) im 13. Jahrhundert im Umfeld von Santiago de Compostela abgebaut worden, so Dr. Aurelia Dickers in einer Pressekonferenz. Der Jakobsweg profitiert von einer bereits bestehender Infrastruktur, die in Zusammenhang mit dem 2009 eröffneten Sigwardsweg aufgebaut wurde, wie dem Pilgerbüro im „Haus der Kirche“ an der Rosentalstraße sowie einigen speziellen Unterkünften. Diese 170 Kilometer lange Rundstrecke beginnt und endet in Minden.
Sie führt durch das nördliche Kreisgebiet entlang zweier Wegtrassen, die als vermutliche Route Sigwards (1120 bis 1140 Bischof am Dom zu Minden) gelten. Auf dem Wittekindsberg verlaufen die beiden Wege – Jakobsweg und Sigwardsweg – sogar parallel zueinander. Bereits vor der Eröffnung des Jakobsweges sind in Minden Stempelstellen für Pilger eingerichtet worden: im Preußen-Museum, in der Buchhandlung Otto, im Pilgerbüro des evangelischen Kirchenkreises, im Haus am Dom, in der St. Simeoniskirche und bei der Minden Marketing GmbH.