Minden(mr/gfp). Ein ungewöhnlicher Anlass – das 21jährige Bestehen einer Schule mit einer Jubiläumsfeier zu begehen? „Für uns nicht“, so Ursula Paulus, Lehrerin an der Waldorfschule. „Der Sieben-Jahres-Rhythmus ist in der Waldorfpädagogik und für die Gestaltung der Arbeit mit den uns anvertrauten Kindern ein wesentliches Element.“
In 21 Jahren ist die Schule aus kleinen Anfängen zu einer großen Schulgemeinschaft gewachsen. Die Gründungseltern von damals waren entschlossen, eine Freie Waldorfschule im Mindener Raum zu eröffnen. Ein langer Weg von der Unterkunft der ersten Klassen in der damaligen Grundschule Haddenhausen im Jahre 1992 bis zum großzügigen Neubau an der Haberbreede im Jahre 2000, wo jetzt 13 Klassen, der Hort und eine Vorschulklasse Platz finden und in der die Schüler und Schülerinnen alle Schulabschlüsse bis zum Abitur erlangen können.
Waldorfschule kennt kein Sitzenbleiben
Die Waldorfpädagogik hat grundlegende Eigentümlichkeiten, die allmählich auch von der Pädagogik an staatlichen Schulen als vorbildlich anerkannt und teilweise übernommen werden. Das zeigt die in letzter Zeit an den staatlichen Schulen geführte hitzige Diskussion über das Sitzenbleiben. Die Waldorfschule kennt kein Sitzenbleiben, keine Ziffernzensuren und keine Auslese der Schüler und Schülerinnen nach der 4.Klasse in die weiterführenden Schulen.
Die in Minden gerade mit großem Zulauf gegründete Primusschule übernimmt wesentliche Prinzipien der Waldorfschule als wissenschaftlichen Versuchsballon. „Die Kultusbehörde hätte sich lieber bei den Waldorfschulen kundig machen sollen. Da hätte sie sich überzeugen können, dass die Waldorfpädagogik sowohl zeitgemäß als auch von den wissenschaftlichen Erkenntnissen bestätigt ist und den Lernenden zugute kommt“, so Waldorflehrer Hartmut Karge.
Sozial- Betriebs- und Landbaupraktikum
Die Waldorfschule schließe sich in einem Elfenbeinturm ein und fröne vornehmlich den schönen Künsten – Solches Vorurteil könne man schon mal hören, heißt es aus dem Lehrerkollegium. Doch tatsächlich seien die Schüler und Schülerinnen gesellschaftlich voll integriert.
Sie absolvieren ein Sozialpraktikum in einer Behinderteneinrichtung, ein Betriebspraktikum und sind im Landbau-Praktikum in einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb tätig. Die Schule fördert das Interesse der Schüler und Schülerinnen an den drängenden und brennenden gesellschaftlichen Themen unserer Zeit. Für ihre Bewusstseinsbildung, ihren Einsatz und ihre Vorbildfunktion für nachhaltige Bildung ist die Freie Waldorfschule Minden von der UNESCO-Kommission als
„UN-Dekade-Projektschule für Bildung für Nachhaltigkeit“ im Jahre 2011 ausgezeichnet worden.
Hervorzuheben sind dabei die Projekte „Tschernobylkinderhilfe“, in der die Schule jeden Sommer vormittags Gäste aus Belarus aufnimmt, und das Projekt „Vom Schulacker auf den Mensatisch“, in dem die Kinder und Jugendlichen Ackerfrüchte ohne Giftspritzen und ohne Kunstdünger nach ökologischen Kriterien für die schuleigene Mensa anbauen. Ganz aktuell hat die Schule die europaweite Aktionswoche „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ initiiert und maßgeblich mitgestaltet.
Zum Erwachsenwerden gehört es, Erlerntes und Gewohntes selbständig neu zu durchdringen und eigene Wege zu bestreiten. So ist die Mindener Waldorfschule nach 21 Jahren auf dem Weg, Bewährtes zu erhalten und entsprechend den Erfordernissen der jungen Generation neu zu gestalten.
Festakt Samstag 4.Mai 2013, 11 Uhr. Jubiläumskonzert Sonntag, 5.Mai, 18 Uhr im Festsaal der Waldorfschule Minden , Haberbreede 37, Minden-Haddenhausen