Minden-Lübbecke/NRW: Kampf gegen Kürzungen von Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen findet breite Zustimmung

Kreis-Minden-Lübbecke/Düsseldorf(mr/y). Die Petition der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF) gegen die beschlossenen Kürzungen und angekündigten Streichungen der Landeszuschüsse für die Archäologie und Denkmalpflege in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist äußerst erfolgreich. Bereits nach sechs Wochen zeichneten schon mehr als 20.000 Unterstützer das Gesuch – davon allein fast 10.000 aus NRW. Nun reagieren einzelne Landespolitiker – nach Auffassung der DGUF mit Lippenbekenntnissen: Die Kürzungen für 2013 und 2014 bzw. die Streichung für 2015 seien nur Überlegungen und noch nicht beschlossen, heißt es seitens einzelner Landespolitiker. Die DGUF urteilt: An den Mittelkürzungen für 2013 hat sich bis jetzt nichts geändert, und zur Streichung bis auf null Euro ab 2015 fehlt noch immer ein fundiertes Dementi.

Die derzeit höchstrangige Äußerung auf politischer Ebene ist eine u. a. im „Westfälischen Anzeiger“ vom 16. April berichtete Äußerung von NRW-Bauminister Michael Groschek, wonach dieser der SPD-Landtagsfraktion gesagt habe, das Land NRW habe nicht die Absicht, sich aus dem Denkmalschutz zurückzuziehen. Zwar würden bei den Landeszuschüssen rund zwei Millionen Euro gekürzt, dafür würden die Landesmittel für den städtebaulichen Denkmalschutz erhöht. Nach Auffassung der DGUF lassen sich die Äußerungen von Minister Groschek im öffentlich einsehbaren Haushaltsplan 2013 nicht nachvollziehen. Unter der Funktion „195 Denkmalschutz und -pflege“ (NRW-Haushaltsplan 2013, Seite 58 im Haushaltsgesetz, Funktionenübersicht) werden für 2013 Ausgaben in Höhe von 24,4 Millionen Euro angegeben gegenüber 26,8 Millionen Euro für 2012, also Kürzungen in Höhe von ca. 2,4 Millionen Euro. Daran hat sich trotz aller derzeit zu hörenden Beschwichtigungsversuche nichts geändert.

Zum Thema weiterer Streichungen für 2014 und 2015 fehlt bis dato ein fundiertes Dementi. Daher gehen nicht nur die DGUF, sondern auch andere gut informierte Archäologen in ihren öffentlichen Äußerungen weiterhin davon aus, dass es ernst ist mit den Mittelstreichungen.

Mehr als 20.000 Unterzeichnern der Petition, darunter fast 10.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Nordrhein-Westfalen, ist klar, was die Politik nicht begreifen will: Es geht nicht um Scherben und das Hobby einiger Archäologen, sondern um das kulturelle Erbe eines ganzen Landes, dessen Wahrung nachhaltige Aufgabe aller ist. Das Besondere: was jetzt zerfällt, ist für immer weg und kann in wirtschaftlich besseren Zeiten nicht „wiederbelebt“ werden.

DGUF-Beiratssprecher und Initiator der Petition Dr. Frank Siegmund erklärt den Standpunkt der DGUF so: “Wir kämpfen nicht nur dafür, dass wissenschaftlich weitergearbeitet werden kann, so fundamental wichtig das auch ist. Es geht uns auch um ethische Aspekte: Es ist ein Zeichen des Respekts und der Achtung gegenüber denen, die vor uns waren und denen wir unser Leben verdanken, ihre archäologischen Hinterlassenschaften sowie ihre Baudenkmäler zu erhalten und das darin liegende Wissen für unsere Zukunft nutzbar zu machen. Das macht unsere Kultur aus. Der Erhalt des kulturellen Erbes ist eine Verpflichtung, die wir auch unseren Nachfahren gegenüber haben und nicht einfach aufkündigen können.“

Der gebürtige Niederländer Rengert Elburg, Vorsitzender der DGUF, ergänzt: „Die Archäologie Nordrhein-Westfalens macht nicht an den Landesgrenzen halt. Genauso, wie wir von Italien die Fürsorge für unser Welt-Erbe Pompeji erwarten, so haben auch unsere europäischen Nachbarn berechtigte Erwartungen an uns. Die haben wir zu erfüllen.“

Die DGUF wird nicht aufhören, sich für den sachgerechten Erhalt des kulturellen Erbes in Nordrhein-Westfalen einzusetzen. Dieser ist nicht für null Euro Landesmittel zu haben. Da die Petition weiterhin großen Zuspruch erfährt, national wie international, hat die DGUF die Zeichnungsfrist um einen Monat auf den 23. Juni verlängert.

One Reply to “Minden-Lübbecke/NRW: Kampf gegen Kürzungen von Archäologie und Baudenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen findet breite Zustimmung”

  1. Hier ist der Link zur Petition, um die es in diesem Artikel geht: https://www.openpetition.de/petition/online/angekuendigte-streichung-der-landeszuschuesse-fuer-die-archaeologie-und-denkmalpflege-zuruecknehmen

    Es kann ja nicht wahr sein, was die Politiker sich da denken. Unsere Geschichte ist unsere identität. Wenn sich Politik nicht mehr für die identität des Landes interessiert, das sie zu reagieren beanspruchen, haben sie ihren Job nicht kapiert.

    Bitte zeichnen Sie die Petition, um ein Zeichen zu setzen, und geben Sie den Link an Ihre Freunde und Kollegen weiter.

    Sandy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert