Herford / Kalletal(mr/y). Das Amtsgericht Detmold hat mit Wirkung zum 1. Juni 2013 das Insolvenzverfahren über die Unternehmen der Meyra Ortopedia-Gruppe eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer Hans-Peter Burghardt, Herford, bestellt. Burghardt prüft jetzt innerhalb des Regelinsolvenzverfahrens konkrete Sanierungs-Chancen für das Unternehmen. Das Unternehmen hatte am 25. März 2013 Insolvenzantrag gestellt. Bis Ende Mai 2013 wurden die Gehälter durch das Insolvenzausfallgeld finanziert. Die Belegschaft des Unternehmens wurde darüber informiert, dass mit Wirkung zum 1. Juni 2013 insgesamt 149 Mitarbeiter freigestellt werden müssen, um die Kapazitäten des Unternehmens enger an der Nachfrage zu orientieren und damit den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren.
Gleichzeitig gilt diese Maßnahme als eine wichtige Voraussetzung für den Einstieg eines Investors. Derzeit wird mit der Arbeitnehmervertretung ein Interessenausgleich sowie ein Sozialplan für die von Kündigung betroffenen Mitarbeiter verhandelt.
Banken gewähren Massekredit über 850.000 Euro
Burghardt informierte die Belegschaft heute darüber, dass die beteiligten Banken den notwendigen Massekredit in Höhe von 850.000 Euro gewährt haben: „Die Banken sind unserer Empfehlung gefolgt. Das ist eine gute Nachricht und gleichzeitig ein wichtiger Meilenstein, um den Geschäftsbetrieb fortzuführen“, sagte Burghardt. Der bisherige, vorläufige Gläubigerausschuss hatte seine gesetzlich notwendige Zustimmung zur Fortführung des Geschäftsbetriebs an die Gewährung des Massekredits geknüpft. Die Banken haben diesen Kredit heute gewährt. Damit ist eine Fortführung des Geschäftsbetriebs gewährleistet.
Insolvenzverwalter: „Gewonnene Zeit für die Investoren-Auswahl nutzen“
Mit Blick auf die kommenden Monate sagte Burghardt: „Wir müssen die gewonnenen zeitlichen Spielräume jetzt nutzen, um aus der Vielzahl aktiver Interessenten einen geeigneten Investor zu finden. Meyra braucht einen Partner, um erfolgreich saniert zu werden. Die potentiellen Investoren prüfen derzeit die wirtschaftlichen Eckdaten des Unternehmens und bewerten die daraus resultierenden Chancen für eine Sanierung. Der Auswahlprozess dauert an.“ Die Anzahl potentieller Investoren hat sich auf rund 50 erhöht. Der entsprechende Auswahl-Prozess wird über die Mentor AG, Minden / Trier, geführt.
Freie Produktionskapazitäten für die Lohn- und Fremdfertigung
Zu den Unternehmen der Meyra Ortopedia-Gruppe gehört auch eine Produktionsgesellschaft für die TÜV-zertifizierte Rohr- und Profilbearbeitung, die über einen modernen Maschinenpark verfügt. Das Angebot reicht von moderner CNC-Zerspanung über Lasern, Biegen, Oberflächen-Behandlung bis hin zur Fertigung von ganzen Baugruppen. Die Kapazitäten des Unternehmens sind so ausgelegt, dass neben der Produktion von Bauteilen für Rollstühle auch Komponenten für andere Unternehmen im Rahmen der Lohn- und Fremdfertigung produziert werden. „Wir sprechen aktuell mit Unternehmen aus der metallverarbeitenden Industrie, die Interesse haben, kurzfristig eigene Engpässe mit den freien Produktionskapazitäten von Meyra zu beseitigen. Ich sehe hier eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, sagte Burghardt.
Geschäftsbetrieb läuft stabil weiter
Nach der erfolgten Gewährung des Massekredits durch die beteiligten Banken läuft der Geschäftsbetrieb stabil weiter. Zur Auftragslage sagte Burghardt: „Der Auftragsbestand ist zufriedenstellend. Dafür sind sicherlich auch die hohe, internationale Markenbekanntheit sowie die anerkannte Qualität der Meyra-Produkte ausschlaggebend.“
Anmeldung von Forderungen bis zum 26. Juni 2013
Das Gericht hat für Ende Juli einen Termin für die Gläubigerversammlung bestimmt. Der Insolvenzverwalter wird anlässlich dieses Termins über den Fortgang des Verfahrens berichten. Zudem hat das Gericht festgelegt, dass Gläubiger noch bis zum 26. Juni 2013 Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden können.