Minden(mr/kpb). Nachdem ein 14 Monate altes Kleinkind mit schwersten Hirnschäden am späten Mittwochabend ins Klinikum Minden eingeliefert wurde, untersuchen Staatsanwaltschaft und Polizei nun die Umstände, die zu den Verletzungen führten. Unter dem Verdacht das in akuter Lebensgefahr schwebende Mädchen misshandelt zu haben, ist ein 23-jähriger Mindener am Donnerstag vorläufig festgenommen worden. Auf Antrag der für den Fall zuständigen Oberstaatsanwältin Ina Leinkauf wurde der Beschuldigte, er ist nicht der Vater des Kindes, am Freitag dem Haftrichter am Bielefelder Amtsgericht vorgeführt. Dieser erließ Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Ein Experte der Gerichtsmedizin aus Münster hatte bei der Untersuchung des Kindes festgestellt, dass es deutliche Anzeichen für ein Schütteltrauma gibt.
Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen wohnte die 23 Jahre alte Mutter mit ihrem Kind seit einiger Zeit in der Wohnung ihres Bekannten in der Simeonstraße. Laut ihren Angaben hatte sie am Mittwoch bis in den späten Abend gearbeitet. Der 23-Jährige kümmerte sich in dieser Zeit um das Mädchen. Als die Frau nach Hause kam, war ihr Kind wohlauf. Anschließend verließ sie noch einmal das Haus. Als sie erneut Heim kehrte, fand sie ihre Tochter leblos vor und alarmierte den Notarzt. Der 23-Jährige gab an, dass Kind habe zunächst geweint und sei plötzlich ohnmächtig geworden.
Noch in der Nacht zu Donnerstag durchgeführte Ermittlungen der Polizei ließen erste Zweifel an der Darstellung des nunmehr Beschuldigten aufkommen. Als die Aussagen des Gerichtsmediziners den Anfangsverdacht erhärteten, erfolgte die Festnahme.
Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gab der Beschuldigte an, dass er mit dem Kind gespielt und es in die Luft geworfen habe. Er bestreitet das Mädchen geschüttelt zu haben.
Die Stadt Minden erklärt:
„Die Stadt Minden hat die Nachricht über diesen tragischen Vorfall mit Bestürzung aufgenommen. Wir sind sehr betroffen“, so der Erste Beigeordnete Peter Kienzle in einer Stellungnahme der Stadt Minden im Zusammenhang mit einem schweren Fall von Kindesmisshandlung.
Nach Informationen der Stadtverwaltung gab es im März 2013 einen Kontakt des Jugendamtes zu den Eltern nach einer polizeilichen Meldung wegen häuslicher Gewalt gegen die Kindesmutter, in dessen Rahmen den Eltern Unterstützung und Hilfen angeboten wurden. Diese Tat wurde von einem anderen Mann als dem jetzt Tatverdächtigen begangen. Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung lagen nicht vor. In der Folge gab es keinen weiteren Handlungsbedarf und es wurde auch keine Unterstützung von den Eltern angefordert. Es war dem Jugendamt bis zu dem jetzigen Vorfall nicht bekannt, dass der Tatverdächtige in irgendeinem Kontakt zu der Mutter oder dem Opfer steht.