Minden/Winsen(mr). Supergeil… so findet sich die EDEKA in einem selbst produzierten Video auf youtube. Diese Meinung teilt die Belegschaft des E-Center in Winsen/Aller nicht. 2011 wurde das unternehmenseigene EDEKA-CENTER an eine selbstständige Kauffrau übergeben. Die Vorwürfe der Mitarbeiter dieses Marktes nach der Übergabe reichen von versuchter illegaler Kameraüberwachung bis hin zur Zahlung „sittenwidriger“ Löhne.
Nach eigenen Angaben treiben die Mitarbeiter Ängste vor Arbeitsplatzverlust und finanziellen Einbußen, da nach der Ausgliederung des Marktes die weitere Tarifbindung abgelehnt wird. ver.di liegen Gehaltsabrechnungen vor, denen zu folge Beschäftigte statt, wie tariflich vorgesehen 14,60 Euro pro Stunde, lediglich sieben Euro pro Stunde erhalten.
„Hier liegt Sittenwidrigkeit vor, es wird Zeit, dass die unhaltbaren Zustände in Winsen/Aller von der Edeka Minden zur Chefsache erklärt werden. Schließlich gehört das Gebäude des Winsener Edeka Marktes der Regionalgesellschaft, werden unter anderem Werbung, Personalabrechnung, Revision und Warenbezug, durch die Edeka Zentrale bestimmt“ so Robert Kirschner, ver.di Gewerkschaftssekretär.
„Was hier im Markt passiert, ist auf Dauer nicht auszuhalten“
Am Montag den 26. Mai werden rund zehn ver.di Delegierte der Belegschaft des E- Centers Winsen/Aller ihrer Edeka Zentrale in Minden eine Petition übergeben. In dieser richten sich 66 der 72 Beschäftigten an die für den „selbstständigen“ Edeka Markt zuständige Regionalgesellschaft. „Wir lieben unsere Arbeit und unsere Kunden, aber was hier im Markt passiert ist auf Dauer nicht mehr auszuhalten“ so Martina Rose, ver.di Delegierte und langjährige Beschäftigte.
In der Petition berichten die Mitarbeiter sehr ausführlich über die Situation im Markt: „Wir erleben die derzeitige Situation als unberechenbar. Wir machen uns Sorgen um unseren Arbeitsplatz. Seit der Privatisierung sind viele Beschäftigte ersetzt worden. Das macht uns Angst. Die Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit wird nicht eingehalten, die Arbeitsplanung ist dadurch oft willkürlich. Bei der Bezahlung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld herrscht bei uns Kraut und Rüben: Einige bekommen 6 Wochen Urlaub, einige weniger, einige werden nach Tarif bezahlt, andere unter dem Mindestlohn.“
EDEKA Minden-Hannover ist größte und erfolgreichste Regionalgesellschaft
„Die Edeka Minden- Hannover ist als größte und wirtschaftlich sehr erfolgreiche Regionalgenossenschaft nachdrücklich aufgefordert, hier ihrer Verantwortung für die Beschäftigten nachzukommen. Denn wo Edeka drauf steht muss auch Edeka drin sein“ so Hermann Janssen, ver.di Geschäftsführer im Bezirk Herford-Minden- Lippe.
Die Edeka-Minden-Hannover ist die erfolgreichste Regionalgesellschaft mit ständigem Wachstum. Pro Jahr erwirtschaftet der Konzern ungefähr 1,34 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern.
Am Montag den 26. Mai werden nun rund zehn ver.di Delegierte der Belegschaft des EDEKA- CENTER Winsen/Aller der EDEKA-Zentrale in Minden eine Petition übergeben. In dieser richten sich 66 der 72 Beschäftigten an die für den „selbständigen“ Edeka Markt zuständige Regionalgesellschaft.
In der Petition fordert die Belegschaft die Mindener Zentrale auf, eine existenzsichernde Tarifbindung, Arbeitsplatzsicherheit und respektvolle und wertschätzende Führung zu gewährleisten.
EDEKA-Zentrale verweist auf selbständige Kauffrau
Die Pressesprecherin der EDEKA Minden Hannover, Alexandra Antonatus, verweist bei Anfragen zum selbständig geführten Markt an die Geschäftsführung des E-Center in Winsen/Aller. Für den Betrieb des Marktes sei man nach der Auslagerung nicht mehr zuständig.
Eine Übergabe von Märkten an selbständige Kaufleute sei ein erklärte Ziel. Unter anderem wird hierbei auf die hundertjährige Geschichte des Unternehmens als Genossenschaft verwiesen, die von selbständigen Einzelhändlern getragen wird.
Zudem verweist die Pressesprecherin darauf, dass die Marktinhaberin weitestgehend nicht an Vorgaben der EDEKA Zentrale gebunden sei und frei entscheiden könne.
Auf die Anfrage ob die E-Center in Minden und Porta Westfalica „Regie-Märkte“, gemeint sind konzerneigene Märkte, bleiben erklärte die Pressesprecherin der EDEKA, dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine Übergabe an selbständige Kaufleute geplant sei.
In den konzerneigenen „Regie-Märkten“ der EDEKA Minden-Hannover werden sämtliche arbeitsrechtlichen Bestimmungen eingehalten und auch Tariflöhne bezahlt.
Die Umwandlung von Märkten sei für die EDEKA durchaus interessant. Dies erklärte Ver.di Sekretär Robert Kirschner im MR-Interview. Der Profit läge bei „selbstständig“ geführten Märkten erheblich über denen von „Regie-Märkten“.