Minden(mr/sm). Ein weiterer wichtiger Baustein des Integrierten Handlungskonzeptes (2009-2017) ist jetzt mit der Vorstellung des Barriereatlas für die Stadt Minden umgesetzt wurden. Ziel des Projektes ist es für die gesamte historische Innenstadt die Barrierefreiheit zu erreichen. Das Untersuchungsgebiet umfasste die vom Glacis umrahmte Innenstadt. Einbezogen wurden auch die Fischerstadt und die Verbindung zum Bahnhof. Im Mittelpunkt stehen die Wohn- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und die Attraktivität als Einkaufsstadt. Beide sollen weiterhin erhalten und gefördert werden. Künftig sollen alle Menschen die Stadt erreichen können.
Sicher in der Innenstadt unterwegs sein und den Menschen mit Behinderungen eine Orientierung bieten – das sind die zwei wesentlichen Aufgaben, die die Erstellung des Barriereatlas für Minden verfolgt. Nur Mithilfe der vielen Beteiligten kann das Projekt weiterhin erfolgreich umgesetzt werden. Die Stadt Minden setzt auf die aktive Bürgerbeteiligung. Nur in der Zusammenarbeit sind Entwicklungsprozesse möglich. Maßgeblich beteiligt waren neben den Mitarbeiter/innen des Bereichs Stadtplanung und Umwelt, der Beirat für Menschen mit Behinderungen sowie die Büros akp aus Kassel und protze+theiling aus Bremen.
Im April diesen Jahres gab es einen Rundgang durch die Innenstadt, bei dem Mängel angesprochen wurden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammelten hilfreiche Ideen. Die persönlichen Erfahrungen gaben Aufschluss darüber, an welchen Plätzen und öffentlichen Orten und in welchen Straßen Nachbesserung notwendig sind. Die Begehungen haben Problemlagen sichtbar gemacht. Nur einen Monat später lud die Stadt Minden interessierte Bürger/innen zum 1. Forum Barriereatlas ein. Zusammen mit den beiden beauftragten Büros informierten sie über den aktuellen Arbeitsstand. Aus der Diskussion nahmen die Beteiligten wichtige Anregungen und Ideen mit. „Mit der Erstellung des nun vorliegenden Maßnahmen- und Handlungskonzeptes werden Handlungsbedarfe aufgezeigt, die von der Stadt Minden in finanziell machbare und an den Gegebenheiten vor Ort ausgerichtete Maßnahmen umgesetzt werden sollen“, betont Erster Beigeordneter Peter Kienzle in seiner Eröffnungsrede.
Mit der Umgestaltung der Mindener Fußgängerzone wurde ein erster Schritt in Richtung Abbau von Barrieren getan. Im kommenden Jahr wird die Neugestaltung mit den Restarbeiten am Scharn und den Anpassungsarbeiten am Markt fortgeführt. Der vorliegende Bericht zeigt, dass noch einige Bereiche der Innenstadt bedarfsgerecht angepasst werden müssen. Dazu gehören die Barrierefreiheit von öffentlichen bzw. halböffentlichen Gebäuden, die barrierefreie Zugänglichkeit des öffentlichen Personennahverkehrs und Parkmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Ebenfalls überarbeitet werden sollen die Geh- und Radwege. Farblich sind sie bereits voneinander abgegrenzt, doch verursacht das für Menschen mit einer Sehbehinderung Probleme. Die optische Trennung ist nicht erkennbar.
Professor Alexander G. Eichenlaub, Architekt und Hochschullehrer an der Universität Kassel, verdeutlichte in seinem Vortrag, dass der demografische Wandel besser in den Alltag eingebunden werden sollte. Mehr als zehn Prozent der Menschen besitzen eine körperliche oder geistige Behinderung – eine Innenstadt muss Komfort für jeden bieten, so der Gast aus Kassel.
Diplom-Ingenieur und Landschaftsarchitekt Christoph Theilking machte die momentanen Schwachstellen sichtbar: Ein Makel ist unter anderem die starke Neigung des Fußgängerüberweges in der Kaiserstraße/Hafenstraße. In der Hahlerstraße sind die Fußwege zu eng, Rollstuhlfahrer kommen dort nur sehr schwer voran. Auf dem Domhof fehlt eine taktile Leitlinie, die aber für die Orientierung notwendig ist. Insgesamt sind über 300 Stellen aufgelistet. Die Problem- und Maßnahmenliste ist bereits an die Städtischen Betriebe Minden (SBM) ausgehändigt wurden. Im laufenden Unterhalt der Straßen können einige Mängel bereits mit behoben werden.
„Der Barriereatlas ist ein gutes Ergebnis für Minden. Es ist kein Makel und auch kein Zeichen von Schwäche. Der Atlas dient dazu Ressourcen zu erschließen und Barrieren abzubauen. Er darf kein Papier bleiben“, erläutert Eckhard Rüter, Vorsitzender des Beirates für Menschen mit Behinderungen. Als Ergebnis von intensiver Arbeit, von häufigen Treffen und mit einer Bearbeitungsdauer von über einem Jahr, macht der Bericht deutlich, dass alle Menschen in den öffentlichen Raum gebracht werden sollen. Die Erstellung hat auch das Ziel Minden über die Region hinaus bekannt zu machen. Je nach Bedarf sollen alle Menschen hier leben und wohnen können. Die Attraktivität einer Innenstadt misst sich auch daran, ob mühelos der Kinderwagen oder die Gehhilfe über die Straße geschoben werden kann, so der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Klaus-Georg Erzigkeit