Minden(mr/y). Auf den Straßen von Minden und Umgebung ist wahrscheinlich fast jede Frau mit einer Handtasche ausgestattet, während nur ein Bruchteil der Männer dieses Accessoire überhaupt besitzt. Doch war die Tasche schon immer reine Frauensache? Wir beleuchten die Kulturgeschichte der Handtasche.
Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert hinein besaß die Tasche nur eine Funktion: Sie wurde genutzt, um Münzen zu transportieren, und zwar von Mann und Frau. Im 16. Jahrhundert trugen Kaufleute ihren Lederbeutel als Statussymbol sogar für jeden sichtbar am Gürtel, während die Adelsleute ihren Status anhand der Kleidung zur Schau stellten. Deshalb wurden die Geldbeutelchen der Adeligen sogar in die Kleidung hinein genäht. Auch im 17. Jahrhundert war es Mode, die Taschen für jedermann sichtbar zu tragen. Nun verrieten die Verzierungen der kleinen Täschchen, welcher Schicht man angehörte. Die Bürgerlichen trugen Taschen aus Leder, während die der Adeligen reichlich mit Gold- und Silberornamenten verziert waren – und noch immer trugen sowohl Männer als auch Frauen die Taschen bei sich. Erst ab dem 18. Jahrhundert wurde die Tasche langsam zu einem reinen Damenutensil. Vor allem wurden die kleinen Handtaschen benötigt, um Strick- und Nähutensilien zu verstauen.
Die Entwicklung hin zum Damenaccessoire
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Tasche dann allmählich zum reinen Accessoire für die Frau – und damit einhergehend hörten die Männer auf Taschen zu tragen. Die Funktionalität trat in den Hintergrund, stattdessen wurde immer größerer Wert auf das Design gelegt. Seit dem 20. Jahrhundert gilt das Accessoire als unverzichtbar für die Frau und hat mehr denn je auch die Funktion eines Statussymbols: Besondere Exemplare bekannter Designer, die teils sogar mit Edelsteinen besetzt und mit Weißgold beschlagen sind, werden teilweise für Unsummen verkauft.
Unmännliche Herrenhandtaschen?
Taschen galten bis vor Kurzem als unmännlich, wenn es sich nicht gerade um einen Aktenkoffer oder eine Sporttasche handelte. Doch durch die Hipster-Mode hat sich auch in Sachen Herrentaschen etwas getan. Der Jutebeutel gilt als Gebrauchsgegenstand, aber dank Print – ob Spruch, Band-Logo oder grafisches Design – ebenso als Accessoire. Geht der Trend also doch zur Herrentasche? Die Industrie jedenfalls bietet neben Modellen für Damen auch zahlreiche Modelle für Herren an und versucht durch hochwertige Verarbeitung und die Verwendung von Echtleder, die stilbewusste männliche Käuferschaft anzusprechen. Vielleicht merken die Herren dann auch wieder, wie praktisch es ist, eine Tasche zu besitzen, in die mehr passt als nur der Schlüssel, das Handy und das Portemonnaie – und wie schön Hosen ohne ausgebeulte Hosentaschen aussehen.
Bildrechte: Flickr Vintage Whiting & Davis Women’s Mesh Silver Purse, No. 4900R Joe Haupt CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten