1000 Flüchtlinge kamen 2015 nach Minden/Viele warten noch auf den Start ihres Asylverfahrens
Minden(mr/sm). Minden hat im vergangenen Jahr nicht nur 1300 Einwohner hinzugewonnen, sondern ist auch jünger und bunter geworden. Menschen aus 119 Nationen leben in der Weserstadt. Das Plus bei der Bevölkerungszahl steht vor allem im Zusammenhang mit den zugezogenen Asylbewerbern und den zugewiesenen Flüchtlingen. Allein 2015 hat die Stadt Minden knapp 1000 Asylsuchende aufgenommen.
Diese kamen zu 85 Prozent aus unsicheren Staaten mit Bürgerkriegen wie in Syrien, mit kriegerischen Auseinandersetzungen wie im von der Ausbreitung des Islamischen Staates (IS) betroffenen Irak und Iran oder aus Ländern, in denen Menschen aus Gründen ihres Glaubens oder politisch verfolgt werden.
Die sechs häufigsten Herkunftsstaaten der Menschen, die in Minden leben und Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen, sind Syrien (367 Personen), Irak (138) und Afghanistan (88), Albanien (54),Kroatien (45) und Serbien (40). Das hat jetzt der für Stadtentwicklung verantwortliche Mitarbeiter der Stadtverwaltung, André Gerling, den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses vorgestellt. In diesem Gremium wird es regelmäßig einen Sachstandsbericht zum Thema „Demografie und Zuwanderung“ geben. Gerling hatte noch weitere spannende Zahlen „in petto“.
So bilden die Syrer mit knapp 1500 Menschen die bei weitem größte Gruppe in der Auswertung des Bürgerbüros nach Staatsangehörigkeiten. Sie kamen nicht nur als Flüchtlinge, sondern auch als bereits anerkannte Asylbewerber nach Minden. Von den 2014 und 2015 zugewiesenen Flüchtlingen befinden sich rund 400 im Asylverfahren, rund 800 sind lediglich im Besitz einer „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ (BÜMA), das heißt, dass diese noch keinen Termin zum Interview beim zuständigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hatten. Die BAMF-Außenstelle in Bielefeld hat mit Antragsbergen und vielen „Altfällen“ zu kämpfen.
Kürzlich wurden rund 64 Flüchtlinge aus einer Gemeinschaftsunterkunft mit einem Bus für das ersehnte Gespräch beim BAMF nach Bielefeld gefahren. Den nächsten Termin werde es voraussichtlich aber erst im April gaben, beschreibt Gerling die schwierige Lage. Das lange Warten auf das Interview, das Voraussetzung für die Aufnahme des Asylverfahrens ist, und die langen Bearbeitungszeiten des BAMF kritisierten Mitte März einige Flüchtlinge bei einer Demonstration vor dem Rathaus. Die Stadt Minden habe hierauf keinen Einfluss, so Erster Beigeordneter Peter Kienzle auf Nachfrage eines Ausschussmitgliedes. Die Termine vergebe allein das BAMF.
Nach Minden kamen vor allem junge Menschen, viele Kinder und Jugendliche. Auch das hat die Stadt für den jüngsten Bericht ausgewertet. So sind von den 1124 Menschen, die derzeit Bezüge nach dem Asylbewerbergesetz erhalten, 749 männlich und 375 weiblich. Von den Männern sind 540 unter 30 Jahre alt und von den Frauen 270. 426 Flüchtlingskinder sind bisher in den Mindener Schulen aufgenommen worden. 74 Kinder sind unter drei Jahren alt und 57 zwischen drei und fünf. Vor allem für die Altersgruppe der Ü-Dreijährigen sind Kita-Plätze stark gefragt. Bedarf besteht vor allem in den Stadtbezirken Rodenbeck, Bärenkämpen und rechtes Weserufer. In Rodenbeck ist ein neuer Kindergarten mit drei Gruppen in Bau, in Bärenkämpen soll an die städtische Kita Sieben Bauern ein Gruppenraum angebaut werden. „Aber das wird nicht ausreichen, um den gesamten Bedarf zu decken“, so Gerling. Auch in den Schulen werde es durch die Schaffung von Förder- und Auffangklassen eng.
275 Wohnungen hat die Stadt Minden für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet. 1085 Menschen haben hiermit ein neues Zuhause erhalten. Die Stadt nutzt die derzeit ruhige Lage – es kommen kaum neue Flüchtlinge in Minden an -, um Wohngemeinschaften zu bilden und junge Männer auch in Wohnungen unterzubringen. Alle Flüchtlingsfamilien haben eine Wohnung erhalten. In Leteln wurde Anfang März eine Gemeinschaftsunterkunft in der ehemaligen Grundschule in Betrieb genommen, in der bis zu 128 Flüchtlinge in Klassenräumen und in der Sporthalle untergebracht werden können . Derzeit sind es aber lediglich 13. Darüber hat die Verwaltung jetzt auch Letelner Vereinsvorsitzende und Bürger/innen bei einem „Runden Tisch“ unter Leitung von Ortsvorsteher Heinrich Weihe informiert.