Akademie für Gesundheitsberufe reagiert auf Bedarf
Minden(mr/mkk). Menschen, die aufgrund einer Erkrankung oder eines Unfalls künstlich beatmet werden, mussten bisher häufig in Kliniken oder Pflegeheimen leben. „Dank des medizinischen Fortschritts ist es immer häufiger möglich, dass ein großer Teil dieser Patienten nach Hause zurückkehren kann, wo es ihnen auch psychisch deutlich besser geht“, sagt Jörg Nahrwold, stellvertretender Direktor der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken. Besonders wichtig ist die spezielle Pflege, die diese Menschen in ihrer häuslichen Umgebung benötigen. Um diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden, bietet die Akademie für Gesundheitsberufe examinierten Pflegekräften eine neue Fortbildung zur „Pflegefachkraft für außerklinischen Beatmung“ an.
„Dieser Kurs hat unser Grundwissen vertieft und uns Sicherheit gegeben“, bringt es Gabriela Niemiec auf den Punkt. Gemeinsam mit fünf weiteren Teilnehmern hat sie den Pilotkurs „Fortbildung zur Pflegekraft für Außerklinische Beatmung“ an der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken besucht.
Pilotkurs erfolgreich beendet
„Wir haben diese Fortbildung zum ersten Mal angeboten“, verdeutlicht Jörg Nahrwold. „Sie ist für Pflegekräfte konzipiert, die chronisch beatmete Patienten, beispielsweise in ambulanten Diensten oder speziellen Pflegeheimen, betreuen.“ Ein Schwerpunkt neben dem Erwerb von personellen, fachlichen und technischen Qualifikationen bilde dabei die Versorgung von Kindern. „Nach den Leitlinien der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB e.V.) haben der Kursleiter Burkhard Bornemeier und ich die Fortbildung konzipiert“, so Nahrwold. Ein Curriculum wurde erstellt, Dozenten ausgesucht. „Es hat Spaß gemacht, ein neues Feld zu erschließen“, ergänzt Bornemeier, Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Kinaestheticstrainer. Die Entwicklung zeige, dass die Zahl der Patienten zunehme und deshalb mehr Pflegekräfte benötigt würden. „Dem tragen wir mit unserer Fortbildung für eigenverantwortlich tätige Pflegekräfte Rechnung.“ „Wir unterrichten auch selbst“, sagt Nahrwold, der Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie ist. „Die Teilnehmer erhalten von uns Rüstwerkzeug, damit sie im Umgang mit beatmeten Patienten noch sicherer werden“, erklärt Bornemeier. Dazu gehöre Hintergrundwissen über Beatmungsformen und -geräte in Theorie und Praxis. „Damit die Teilnehmer bei ihren Patienten noch deutlicher kritische Situationen und deren Ursachen erkennen können, legen wir besonderes Augenmerk auf die Schulung differenzierter Krankenbeobachtung“, so Bornemeier. „Denn bei der häuslichen Pflege stehen ihnen nicht die Überwachungsgeräte in dem Umfang zur Verfügung wie in einer Intensivstation. Deshalb sind die Pflegekräfte zum großen Teil auf ihre Beobachtungsgabe angewiesen.“
Neben dem theoretischen Teil erhalten die Teilnehmer im Rahmen von Praktika auf Intensivstationen in den MKK oder dem Weaning-Zentrum (Entwöhnung vom Beatmungsgerät) im Krankenhaus Bad Oeynhausen Einblicke in die praktische Arbeit und runden die Weiterbildung ab. „Wir begleiten sie und informieren über die Überwachungsmöglichkeiten“, berichtet Bornemeier. „Mit der Fortbildung möchten wir zur größtmöglichen Patienten- und Anwendersicherheit beitragen“, betont Bornemeier. Ganz wichtig sei, dass sich „die Teilnehmer ihrer Pflegeprofessionalität bewusst werden“.
Kasten – Das sagen die Teilnehmer
„Der Lehrgang gibt Sicherheit im eigenen Tun“, sagt Veronika Kühler, Kinderhospiz Löwenherz, Syke.
„Man versteht viele Dinge besser“, so Kornelia Eimertenbrink, APD Oberlübbe.
„Wir haben unsere Arbeit bisher gut gemacht, jetzt ist mehr Sicherheit da“, urteilt Gabriela Niemiec, APD Hüllhorst.
„Der Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinderpflege wurde deutlich dargestellt“, Andrea Grab, Ambulante Kinderkrankenpflege, „Krank & klein – bleib daheim“, Sulingen.
„Man merkt, dass die Dozenten selber schon lange in der Pflege tätig sind, sie unterrichten nicht nur, sondern sie geben auch ihre Erfahrungen weiter“, erklärt Andreas Robl, Ambulante Kinderkrankenpflege, „Krank & klein – bleib daheim“, Sulingen.
Infos zur Fortbildung
- Der Lehrgang zur „Pflegekraft für Außerklinische Beatmung“ dauert etwa sechs Monate.
- Er umfasst 56 Unterrichtsstunden Theorie sowie zwei Praktika à 40 Stunden im Intensivpflegebereich und im außerklinischen Bereich.
- Teilnehmen können alle eigenverantwortlich tätigen Pflegekräfte wie examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger/-schwester, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-schwester oder Altenpfleger/in, die im außerklinischen Bereich tätig sind oder werden wollen
– Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Jörg Nahrwold, Tel. 0571/3883894757, joerg.nahrwold@muehlenkreiskliniken.de oder bei Burkhard Bornemeier, Tel. 0571/3883894750, burkhard.bornemeier@muehlenkreiskliniken.de