Minden(mr/sm). Die rund 800 „Liebesschlösser“, die Anfang Juli für notwendige Reparaturarbeiten vom Geländer der Glacisbrücke entfernt wurden, haben „Nachwuchs“ bekommen. 36 Schlösser hängen nach Angaben der Städtischen Betriebe Minden (SBM) bereits wieder an der Brücke. Diese müssen kommende Woche ebenfalls entfernt werden, um Teile des beschädigten Drahtgeflechts (Fachbegriff: Flachspiralgewebe) zu erneuern.
„Das Spiralgewebe kann nicht bestellt werden, sondern muss extra angefertigt werden. Das hat länger gedauert als erwartet“, so Diplom-Ingenieur Friedrich Lange, bei den SBM für Brücken-Sanierungen zuständig. Die Arbeiten sollen nun kommende Woche beginnen. Die Städtischen Betriebe bitten daher alle Paare, die jetzt wieder Schlösser an das Geländer angehängt haben, diese bis Montag wieder abzunehmen. „Sonst müssen wir sie mit einem Bolzenschneider durchtrennen“, so Lange.
Die Löcher sind vermutlich bei Versuchen entstanden, angebrachte Liebesschlösser zu entfernen. Die Paare haben die Schlüssel in die Weser geworfen und wenn jemand sein Schloss aus „Liebeskummer“ oder nach Ende der Beziehung wiederhaben wollte, musste es mit Gewalt abgenommen werden. „Die Bügel sind so kräftig, das sie sich schlecht ohne Schlüssel öffnen oder knacken lassen. So musste als schwächstes Glied das Maschendrahtgeländer herhalten“, erläutert Friedrich Lange.
Dabei entstanden Löcher und spitze Kanten im Geländer, die – insbesondere für Kinder – eine Gefahr darstellen und im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht der Stadt Minden repariert werden müssen. Der Austausch der beschädigten Bereiche wird flächig vorgenommen. Dafür mussten alle Schlösser abgenommen werden. Die Kosten für die Reparatur und das Entfernen der Schlösser betragen rund 4000 Euro.
Auch weiterhin wird das Aufhängen der Liebesschlösser seitens der Stadt Minden/der Städtischen Betriebe an der Glacisbrücke nicht unterbunden. Allerdings werden nur kleine Vorhängeschlösser geduldet. „Die Paare sollten künftig keine ausladenden Schlösser wählen. Diese und auch Fahrradschlösser werden künftig umgehend wieder entfernt“, kündigte Pressesprecherin Susann Lewerenz an. Sehr große Schlösser stehen zu weit vor und gefährdeten damit die Verkehrssicherheit der Brücke. Passierende Fußgänger oder Radfahrer könnten sich daran stoßen oder hängen bleiben.
Weiter empfiehlt die Stadt Minden den Liebenden, nicht beide Schlüssel in die Weser zu werfen, wie es eigentlich zu dem „Ritual“ gehört, sondern einen Schlüssel aufzubewahren – auch für den Fall, dass die Liebe enden könnte. „Das Herausschneiden stellt eine Sachbeschädigung dar und kann mit einer Geldbuße geahndet werden“, so Friedrich Lange.
Es sei damit zu rechnen, dass in zwei bis drei Jahren wieder Reparaturen notwendig sind. Und dafür müssten die Schlösser erneut abgenommen werden, so Lewerenz. Paare, die dann noch einen Schlüssel besitzen, können das Schloss unbeschädigt abnehmen und später wieder anbringen. Künftige Reparaturen sollen im Vorfeld angekündigt werden.
Die neuen, abgenommenen Schlösser sollen kommende Woche an das Mindener Tageblatt übergeben werden. Die Zeitung hatte vor rund 14 Tagen die Schlösser von der ausführenden Firma Brase in Petershagen abgeholt und berichtet seitdem regelmäßig. Beim MT hatten sich zahlreiche Paare gemeldet, die ihr Schloss wiederhaben wollten.