Minden(mr/sm). Zuschüsse für das Sommerbad, neue Möbel für die Realschulmensa oder eine neue Ampelanlage – Tagesordnungspunkte wie diese wurden vergangenen Montag bei einer Schülerratssitzung im Großen Rathaussaal diskutiert. Über 40 Schülerinnen und Schüler der Freiherr-von-Vincke-Realschule nahmen an dem Rollenspiel teil – für die Dauer von zwei Stunden schlüpften sie in die Rolle von Stadtverordneten.
Den Sitzungsvorsitz übernahm Bürgermeister Michael Buhre – genau wie bei einer richtigen Ratssitzung. Auch sonst galten für die jungen Stadtverordneten die gleichen Spielregeln wie für die politischen Vorbilder. Vorbereitend auf die Schülerratssitzung hatten sie sich im Unterricht mit den kommunalrechtlichen Grundlagen befasst. Eingebettet in den Lehrplan des Wahlpflichtfaches Sozialwissenschaft wurden fiktive Fraktionen – die „Soziale Gerechtigkeit Minden (SGM)“, die „Partei Mindener Bürger (PMB)“, die „Ökologische Partei (ÖP)“ und die „Freiheitlich Liberale Partei (FLP)“– gebildet und Anträge für die Tagesordnung vorbereitet.
Die Schülerinnen und Schüler hatten ihre Hausaufgaben gemacht und stiegen in einen angeregten politischen Diskurs ein: „Es gab deutlich mehr Wortmeldungen als in normalen Ratssitzungen üblich“, betonte Buhre im Anschluss. Kein Wunder, denn die Aufgabe, die die Schülerinnen und Schüler lösen sollten, hatte es in sich. Über ein Gesamtbudget von 750.000 Euro durften sie verfügen. Um alle sechs Maßnahmen der Tagesordnung umzusetzen, hätten sie aber Mittel in Höhe von 825.000 Euro benötigt. Also galt es abzuwägen – u.a. zwischen der Sanierung der Bäckerstraße, einem Radweg durch das Glacis und einer neuen Stelle im Jugendamt.
Die Jugendlichen zeigten sich kostenbewusst: „Sie sind sparsam mit dem Haushalt umgegangen“, zog Bürgermeister Buhre Bilanz. So waren am Ende der Sitzung sogar Mittel übrig geblieben. „Wir haben eben gelernt, über Geld zu entscheiden und dass nicht alles gleichzeitig möglich ist“, erklärte Lisa Bolzmann, eine der Schülerinnen. „Außerdem wissen wir durch das Projekt, wie so eine Sitzung abläuft“, ergänzte Mitschüler Justin Prinz.
Auch Maike Ippen und Simone Linnemöller, die das Projekt als Lehrerinnen in ihrem Unterricht in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung vorbereitet hatten, waren zufrieden: „Ich denke, dass die Atmosphäre hier im Rathaussaal für die Schülerinnen und Schüler besonders ist“, so Linnemöller. „Sie haben erfahren, wie politische Entscheidungen getroffen werden, und gelernt, abzuwägen und Argumente angemessen zu formulieren.“
Das Angebot, eine Schülerratssitzung durchzuführen, besteht auch für andere Schulklassen und Kurse. Voraussetzung ist allerdings die umfassende Vorbereitung und Begleitung des Projekts im Rahmen des Unterrichts. Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich bei Sigrun Lohmeier von der Stadt Minden (Tel.: 0571/89-206, Email: s.lohmeier@minden.de) informieren.