Kreis-Minden-Lübbecke (mr/kpb) – „Wen Sie dieser Tage den Anruf eines englisch sprechenden Mitarbeiters der Firma Microsoft erhalten haben, so dürften Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Mitglied einer aus dem südostasiatischen Raum agierenden Internetbetrügerbande gesprochen haben“, so die Polizei im Kreis-Minden-Lübbecke. Den dortigen Beamten liegen derzeit mehrere Anzeigen und Meldungen über derartige kriminelle Machenschaften vor.
Die Vorgehensweise der professionell arbeitenden Betrüger ist in allen Fällen ähnlich. Am Telefon meldet sich ein angeblicher Mitarbeiter des weltweit bekannten Softwareunternehmens und erklärt in englischer Sprache mit asiatischen Akzent, dass der PC des Angerufenen auf Grund von aus der Ferne festgestellter Fehlermeldungen dringend gewartet werden müsste.
Der „Support-Mitarbeiter aus England“ fordert seine Opfer auf, zwecks Fernwartung verschiedene Programmschritte auf dem heimischen Computer durchzuführen. Um das Computerproblem zu beweisen, fordert der Täter von seinem potenzielle Opfer einen bestimmten Befehl einzugeben und das Ergebnis vorzulesen. Die angezeigten Ergebnisse sollen den Nutzer davon überzeugen, dass mit seinem System tatsächlich etwas nicht in Ordnung ist.
Dabei übt der Mann regelrecht psychischen Druck auf seine Opfer aus und nutzt geschickt deren mitunter fehlenden Spezialkenntnisse. Aufkommende Zweifel an seiner Echtheit werden von ihm im Keim erstickt. Durch das Aufspielen eines bestimmten Programms erlangt der Unbekannte tatsächlich einen Fernzugriff auf den Rechner. Damit ist es ihm ein Zugriff auf sämtliche Daten und Programme möglich. Sichtbar wird das für die Opfer, da deren Bildschirm flackert und Programme sich öffnen sowie der Mousezeiger sich von allein bewegt.
Da die angebliche Fehlerbehebung nur wenige Euro kosten soll, erklären sich die Opfer aus Angst vor dem „Absturz“ des eigenen Rechners bereit, ein Formularfenster zu öffnen und dort persönliche Angaben wie Namen, Anschriften, Geburts- und Kreditkartendaten inklusive Passwörter einzutragen. Außerdem fordert der Unbekannte auf, das Geld per Western Union direkt vom PC zu überweisen. Da er Fernzugriff besitzt, ändert er unbemerkt von seinen Opfern die Geldbeträge.
In dem Fall eines Mannes aus Espelkamp ergaunerte der Betrüger so 200 Euro, welche – noch bevor der Geschädigte alle Konten bei seiner Bank sperren ließ – in indischen Rupien auf ein ausländischen Konto flossen. Einer Frau aus Porta Westfalica erging es ähnlich. Sie konnte aber gerade noch rechtzeitig die erforderlichen Sperrungen veranlassen.
Die Experten der Polizei raten, auf keinen Fall den Anweisungen der Betrüger zu Folgen und derartige Telefonate sofort zu beenden. Die Täter rufen nicht nur aus England, sonder auch aus China, Indien oder von den Bahamas über das Internet an. Eine Anzeigenerstattung ist aus Sicht der Ermittler sinnvoll, sobald ein Schaden befürchtet wird. Dann sollte auch der PC gründlich geprüft werden. Die Ermittlungen der Polizei laufen.