Kreis-Minden-Lübbecke/Herford/Gütersloh(mr/kpb) Für insgesamt vier Pferde ging eine abenteuerliche Odyssee durch mehrere Bundesländer im heimischen Mühlenkreis Minden-Lübbecke glücklich zu Ende. Ihre überglücklichen Besitzer konnten ihre Lieblinge am Mittwochabend wieder in Empfang nehmen und ihren heimischen Ställen zuführen.
In der Nacht zum 16. Februar verschwanden zwei Haflinger Pferde von ihrer eingezäunten Weide in Motten-Speicherz (Bayern). Unbekannte hatten die 8-jährigen Wallache „Amiero“ und „Namibia“ im Schutz der Dunkelheit von ihrer Weide geführt und rund zwei Kilometer entfernt auf einen Pferdetransporter aufgeladen. Die beiden Besitzerinnen, zwei Schwestern im Alter von 20 und 23 Jahren, erstatteten sofort Strafanzeige bei der bayerischen Polizei. Sie hatten, wie sie später berichteten, große Angst, dass ihren Pferden etwas angetan wird und dass sie ihre Lieblinge nicht wiedersehen würden.
Ein paar Tage später, in der Nacht zum 20. Februar, verschwanden von einer Weide aus dem benachbarten Schlüchtern (Hessen) zwei weitere Pferde. Die beiden Stuten, ein 5-jähriger Rappschimmel und ein gleichaltriger Schecke, gehören zwei Frauen, die im selben Verein ihrem Reitsport nachgehen und die ihre Pferde „Sidney“ und Mave“ auf der gemeinsamen, eingezäunten Weide abgestellt hatten.
Zwischenzeitlich meldete sich ein pfiffiger Pferdehändler bei der Polizei in Gütersloh. Ihm waren die beiden Haflinger zum Kauf angeboten worden. Zu einem offensichtlichen Dumpingpreis von unter 1.000 Euro, obwohl ähnliche Tiere mit rund 5.000 gehandelt werden. Der Händler lehnte den Kauf ab, insbesondere auch wegen der fehlenden Dokumente. Stattdessen notierte er sich – vorsichtshalber – die Kennzeichen des Zugfahrzeuges und des Pferdeanhängers. Die Polizei stellte bei der Überprüfung derselben fest, dass das Kennzeichen des PKW eigentlich an ein anderes Auto gehört. Der Anhänger, so ermittelten die Polizisten, war unterschlagen worden.
Die Gütersloher Kollegen übermittelten ihre Erkenntnisse den Kollegen in Bayern. Sie trafen den Fahrzeugbesitzer an und konfrontierten ihn mit dem Tatvorwurf des Pferdediebstahls und den weiteren damit verbundenen Straftaten.
Der Mann wurde vorläufig festgenommen. In seiner Vernehmung gab er nicht nur den Diebstahl der Haflinger und den Verkaufsversuch zu, sondern er räumte auf Vorhalt der Beamten auch den Pferdediebstahl im benachbarten Hessen ein.
Da der erste Versuch, die Pferde zu Geld zu machen, an der Cleverness des Gütersloher Pferdehändlers scheiterte, hatte der Mann einen weiteren Anlauf unternommen. Im Raum Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke) war er erfolgreicher. Einem ortsansässigen Pferdehändler verkaufte er alle vier Tiere.
Die Lübbecker Kripo stattete dem Hüllhorster einen Besuch ab. Der Händler führte die Beamten zu einem Stall in einem nicht mehr bewirtschafteten Bauernhof im Kreis Herford. Hier trafen die Polizisten auf die beiden in Bayern vermissten Haflinger. Auf Grund der detaillierten Beschreibung konnte die „Identität“ von „Namibia“ und „Amiero“ zweifelsfrei festgestellt werden.
Von einem ebenfalls verkauften Schecken und einem Schimmel wollte der Hüllhorster nichts wissen. Von dem Pferdehändler, den er von einem Pferdemarkt in Leer flüchtig kannte, hätte er ganz bestimmt keine weiteren Tiere gekauft.
Die Polizisten stellten die beiden Wallache sicher und informierten über die bayerischen Kollegen den Eigentümer.
Der Vater der beiden Geschwister, die ihre Pferde schon sehnlichst erwarteten, hatte die beiden Frauen mitgebracht, die noch immer ihren Schecken und Schimmel vermissten. Gemeinsam mit den Kripobeamten fuhren sie zu dem Stall.
Nachdem ihn die Polizisten mit den Ermittlungsergebnissen konfrontiert hatten, musste der Hüllhorster schließlich zugeben, dass er auch diese Vierbeiner käuflich erworben hatte.
Er erschien nicht am verabredeten Treffpunkt am Stall, sondern ließ durch ein Familienmitglied ausrichten, dass er die beiden noch fehlenden Pferde aus Schüttorf (nahe der holländischen Grenze) holen wollte. Dieses Versprechen hielt er. Nach einigen Stunden konnten die beiden 32- und 53-jährigen Frauen aus Hessen unter Freudentränen ihre Vierbeiner in Empfang nehmen und gemeinsam mit „Sidney“ und Mave“ die Heimreise antreten.