Minden-Lübbecke: „Finger weg vom Handy“

Polizei warnt vor Blindflug am Steuer

Kreis-Minden-Lübbecke(mr/kpb). Es war ein lauschiger Abend im Sommer vergangenen Jahres. Eine junge Frau fuhr auf einer übersichtlichen und nahezu geraden Straße ihrem Feierabend entgegen. Die Abendsonne schien, die Fahrbahn war trocken. Kein anderes Auto war auf ihrer Strecke unterwegs, kein Wildwechsel unterbrach ihre Fahrt, niemand störte sie auf ihrer entspannten Reise. Als die Polizisten an der Unfallstelle eintrafen, sahen sie nur noch den total zerstörten Wagen, der frontal gegen einen Baum geprallt war. Die junge Frau verstarb wenig später an den Folgen ihrer schweren Verletzungen.

von links: Stephan Spanke, Michaela Kirchner, Dr. Ralf Niermann und Björn Brocks stellen das Kampagnenplakat vor.  Foto: Polizei
von links: Stephan Spanke, Michaela Kirchner, Dr. Ralf Niermann und Björn Brocks stellen das Kampagnenplakat vor. Foto: Polizei

Die Unfallursache gab zunächst Rätsel auf. Wieso war sie auf einer derart übersichtlichen Straße von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt? Im Rahmen der Unfallaufnahme stellten die Polizeibeamten später ein Smartphone sicher, dessen Navigations-App ihr den richtigen Weg zeigen sollte. Sie kam dort nie an. So geschehen im Kreis Minden-Lübbecke.

Immer wieder ereignen sich tragische Unfälle, wo die Polizei bezüglich der Unfallursache vor einem Rätsel steht. So nahmen die Beamten im Jahr 2014 insgesamt fünf tödliche Verkehrsunfälle mit jungen Fahrern (18-24 Jahre) auf, die aufgrund nicht geklärter Ursachen und ohne Fremdeinwirkung von der Fahrbahn abkamen und gegen einen Baum oder ein Hindernis neben der Fahrbahn prallten. Die eigentlichen Ursachen blieben im Dunkeln. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die Nutzungsgewohnheiten von Smartphones oder Handys während der Fahrt eine Rolle spielen.

Neben der Hauptunfallursache zu hohe Geschwindigkeit beobachten die Verkehrsspezialisten mit großer Sorge die zunehmende Nutzung vom Smartphones beim Fahren. „Die Ablenkung bei der Benutzung von Handys am Steuer, stellt ein hohes Gefährdungs- und Unfallrisiko dar“, so Behördenleiter Dr. Ralf Niermann, „und das Ergebnis sind schwerwiegende Verkehrsunfälle, die es zu verhindern gilt.“ Daher stellte der Landrat zusammen mit dem Direktionsleiter Verkehr, Polizeirat Björn Brocks, die Verkehrssicherheitskampagne „Finger weg vom Handy!“ vor.

Um die Verkehrsteilnehmer auf dieses Phänomen gezielt aufmerksam zu machen, wurden hierzu kreisweit an rund 70 ausgewählten Stellen Banner angebracht. Ebenso wird diese Thematik in die bekannten und erfolgreichen Kampagnen Crash Kurs NRW und Schutzengel örtlich eingebunden, die sich hauptsächlich an die Zielgruppe „Junge Fahrer“ wendet. Die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der „Mini-Computer“ mit seinen vielfältigen Funktionen ermöglichen die Nutzung sozialer Netzwerke, Navigationsfuktionen, Mitteilungs-Apps und anderen (Online-) Diensten, die die gesamte Aufmerksamkeit des Nutzers in Anspruch nehmen. Schon bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h, und der Nutzung des Smartphones für „nur“ eine Sekunde, bedeuten einen Blindflug von 14 Metern. Für die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr bleibt dabei kein Raum mehr.

Gleichzeitig kündigte Polizeirat Björn Brocks mehrere Schwerpunkteinsätze an, bei denen vornehmlich die Nutzung von Handys und Smartphones am Steuer sanktioniert werden. Das bedeutet für den Verkehrsteilnehmer dann 60 Euro Geldbuße und einen Punkt in der Verkehrssünderdatei in Flensburg.

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