Stadthagen/Bad Nenndorf. Dieses erfreuliche Fazit kann Gesamteinsatzleiter Frank Kreykenbohm nach dem 6. sogenannten Trauermarsch in Bad Nenndorf und den Gegenveranstaltungen ziehen.
Nachdem die Gegenveranstaltungen morgens mit einem Gedenkgottesdienst begannen, sammelten sich Bad Nenndorfer Bürgerinnen und Bürger, unterstützt durch Teilnehmer umliegender Gemeinden, das Bündnis, und viele andere zu dem Aufzug des DBG. Ca. 900 Teilnehmer zogen in die Kurhausstraße um dort, begleitet von Musik, ihre Abschlußkundgebung abzuhalten.
„Eine insgesamt völlig friedliche und daher für die Polizei unproblematische Aufgabe,“ so Frank Kreykenbohm.
Der Aufzug der rechten Szene scheint deutlich an Attraktivität verloren zu haben. Zählte der Marsch im vergangenen Jahr noch ca. 1.000 Teilnehmer, erschienen heute ca. 580 Mitglieder der Rechtsextremisten, die auf der tags zuvor von den Bürgerinnen und Bürgern bunt geschmückten Bahnhofstraße zum Wincklerbad zogen.
Die Privatveranstaltungen längs der Bahnhofstraße ließen die Aufzugstrecke tatsächlich zu einer Partymeile werden. In den Gärten wurde getanzt und gesungen – ein deutlicher Gegensatz zu dem sogenannten Trauermarsch.
„Wir haben im Vorfeld viele und gute Gespräche mit den Bad Nenndorfer Bürgerinnen und Bürgern geführt. Es freut mich sehr, dass die getroffenen Absprachen insbesondere bei den Privatfeiern eingehalten wurden“, so Kreykenbohm weiter. „Trotz eines insgesamt ruhigen Einsatzverlaufes mussten die Einsatzkräfte jedoch mehrfach einschreiten.“
So hatte morgens eine Gruppe von ca. 150 auswärtigen Gegendemonstranten, die mit Bussen angereist waren, im Bereich der Horster Straße versucht, die Kontrollstellen zu umgehen. Das wurde durch die Polizei verhindert.
Während des Aufzugs der Rechtsextremisten versammlte sich eine kleine Gruppe von Gegner zu einer Spontanversammlung und versuchte, unter anderem mit ihren Vuvuzelas die Versammlung vor dem Wincklerbad zu stören.
Für einen der Rechtsextremisten war die Veranstaltung bereits beendet, bevor die Kundgebung begonnen hatte. Der junge Mann war über die polizeiliche Absperrung gesprungen und hatte versucht, einen Pressefotografen anzugreifen, als dieser den Bahnhofsvorplatz fotografierte. Polizeibeamte verhinderten den Angriff, sprachen gegen den Täter einen Platzverweis aus und leiteten ein Strafverfahren ein.
Nach Beendigung des Marsches und nachdem die Rechtsextremisten Bad Nenndorf verlassen hatten, feierten und tanzten die Bürgerinnen und Bürger um die Polizeibeamten herum auf der Bahnhofstraße. Die abrückenden Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden mit einer La Ola Welle verabschiedet.
Auch die bunten und fröhlichen Veranstaltungen am Freitag und die Kundgebung des DBG waren für die Behörden völlig unproblematisch. Am frühen Abend entdeckte die Polizei auf einem PKW-Anhänger eine Pyramidenattrappe und stellte diese sicher.
Robert Kruse, Präsident der Polizeidirektion Göttingen, zu der auch die Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg gehört, dankte allen Beteiligten: „Ich danke allen Teilnehmern, die ihr verfassungsmäßiges Recht auf Versammlungsfreiheit friedlich und gewaltfrei wahrgenommen haben. Die Taktik der Polizei, mögliche Straftaten bereits im Ansatz zu verhindern, hat sich heute in Bad Nenndorf wieder bewährt. Auch danke ich allen eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei für ihr professionelles Handeln vor und während des heutigen Einsatzes. Es ist gelungen, ein Zeichen zu setzen für Demokratie und gegen jede Form extremistischer Gewalt.“
„Wenn man die Entwicklung der letzten Jahre betrachtet, scheint das Einsatzkonzept der Polizei Wirkung zu entfalten. Mit Blick auf die diesjährigen Teilnehmerzahlen dürfte die stringente Trennung rivalisierender Gruppen und das konsequente Vorgehen gegen Gewalttäter die Attraktivität für diese, nach Bad Nenndorf zu kommen, erkennbar verringert zu haben,“ so das Fazit des Gesamteinsatzleiters Frank Kreykenbohm.