Minden. Im Kreis Minden-Lübbecke soll ein ‘Soziales Dorf‘ entstehen. Ein erstes Meeting der Aktiven aus verschiedenen Regionen findet vom 9. bis 11. September in der Weserstadt Minden statt.
Am zweiten Septemberwochenende geht es im ostwestfälischen Minden um nicht weniger als eine Neue Soziale Idee. So beschreiben die Initiativenmitglieder selbstbewusst ihr Vorhaben ‘Soziales Dorf im Mühlenkreis.‘
Vom Freitag, 9., bis Sonntag, 11. September, treffen sich die Aktiven zum sozial engagierten Meinungsaustausch, um Landschaft und Leute kennenzulernen sowie vorbereitende Schritte für die spätere Umsetzung zu gehen.
Mit auf dem Programmplan findet man einen Filmabend über ökosoziale Gemeinschaften in Europa und eine Gesprächsrunde mit Sportlern über Lösungsansätze für Krankheitsbelastungen durch Arbeitslosigkeit und Armut.
Ökosozialen Lebensraum schaffen – für sozial Benachteiligte
Das anvisierte Ziel der Initiative ist ein soziales, ökologisches und kulturelles Lebensraumprojekt auf einem Bauernhof. Das Angebot gemeinschaftlichen Wohnens richtet sich im späteren “Dorf“ an sozial benachteiligte Menschen, Langzeitarbeitslose, Menschen in Armut oder chronischer Erkrankung. Auch ein baubiologisch besonders gestalteter Wohnbereich für MCS-Notfälle (mehrfache Chemikaliensensitivität) ist vorgesehen sowie ein Winterhaus für Obdachlose.
“Wir unterscheiden nicht nach Personengruppen,“ stellen die Dorfengagierten klar. “Allein Armutsbetroffenheit und Notlage zählen, ob jemand ins spätere Dorf einziehen kann.“ Eine Einschränkung wird allerdings gemacht. Menschen in aktiver Suchterkrankung können nicht Bewohner werden. Die hohen Belastungen bei Alkohol-, Drogen- oder Tablettenabhängigkeiten bewältigen, das kann das geplante ökosoziale Gemeinschaftsprojekt nicht leisten.
Der Ort für das ökosozial umgestaltete Anwesen soll im Raum Minden-Lübbecke liegen, in dem Landkreis, wo die Idee entstanden ist. Das angrenzende Südniedersachsen oder eine andere Region werden dann in Betracht gezogen, wenn eine Umsetzung im Mühlenkreis nicht zu verwirklichen ist.
Nicht nur Kennenlernen: Leitbild ausarbeiten, Sprecher wählen & mehr
Bisher war die Öffentlichkeitsarbeit in den Social Media Schwerpunkt der Aktivitäten. Das war erfolgreich, hat viel Interesse geweckt und Befürworter in vielen Gesellschaftsschichten hervorgebracht. Jetzt gilt es, weitere Schritte auch außerhalb der virtuellen Welt zu unternehmen.
Beim Arbeitstreffen am Samstag sollen soziale, ökologische und demokratische Grundsätze festgeschrieben und Arbeitsstrukturen aufgebaut werden.
Über den vorbereiteten Entwurf eines Leitbildes für die Initiative und das Vorhaben wird abschließend diskutiert und abgestimmt. Das Leitbild wird das Selbstverständnis der Gruppe wiedergeben und für alle Mitglieder verbindlich sein. Der zweite Teil beschreibt das Projektvorhaben in seinen Grundeigenschaften.
Außerdem steht die Wahl von Sprecher-/innen auf der Tagesordnung für das Arbeitsmeeting.
Während des Treffens sollen in Einzelgesprächen die Chancen neuer Finanzierungswege weiter diskutiert werden. Im Blickfeld dabei sind aktuell besonders die unternehmerische Sozialverantwortung (CSR) und sozialökonomische Entwicklungen.
Arbeitslosigkeit und Armut machen krank – Was tun?
Eine Diskussion über das Kernthema des Sozialen Dorfes ‘Arbeitslosigkeit und Armut machen krank‘ findet am Sonntagmittag im KSG-Bootshaus an der Weserpromenade statt. Vereinsvorsitzender Achim Riemekasten und andere Kanusportler werden in lockerer Gesprächsrunde über die Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge durch Sport und Bewegung am und auf dem Wasser befragt. Im Blickfeld dabei die Gesundheitsprävention für sozial benachteiligte Menschen.
Wassersportler Riemekasten ist als Sportlehrer mit langjähriger Berufserfahrung kompetenter Gesprächpartner der Initiative.
Praktisch ausprobieren wollen die Treffenteilnehmer den Kanusport auch. Das Angebot der KSG zum Schnupperpaddeln im Drachenboot wird gerne wahrgenommen.
Das ökologisch-soziale Rahmenprogramm
Angenehmer wie wissenswerter Teil des Rahmenprogramms ist die Vorführung des Films ‘Ein Neues Wir‘ am Freitagabend. Der österreichische Filmemacher stellt darin 10 ökologisch orientierte Gemeinschaften in acht Ländern Europas vor.
Am Samstag wird eine Besichtigungstour den Initiativenmitgliedern den nordöstlichen Teil des Mühlenkreises näher bringen und einen Eindruck über die ländliche Region vermitteln, wo später das ‘Soziale Dorf‘ entstehen soll. Den Abschluss der Erkundungsfahrt bildet ein Besuch der Biologischen Station Nordholz am Rande des Heisterholzes.
Für den Abend ist eine ökosoziale Plauderkonferenz Engagierter via Twitter geplant. Neben Initiativenmitgliedern, die vor allem wegen der Reisekosten nicht in Minden dabei sein können, wollen auch die Initiatorin der Finca la Tuani (Nicaragua) und eine engagierte Vernetzungsspezialistin aus Berlin am überregionalen “Zwitschern“ teilnehmen.
Der Abschlusstag in Minden wird mit einem “fairen Frühstück“ begonnen, einer Solidaritätsaktion zur Förderung des globalen fairen Handels. Für die Morgenmahlzeit am letzten der drei Tage ist der Projektleiter Falk Bloech des gastgebenden Eine-Welt-Dorfes in der Oberen Altstadt eingeladen. Er bringt viel Erfahrung mit lokalen Aktionen für fairen Welthandel mit.
Zur passenden Programmgestaltung gehören auch das Mittagsmahlzeiten in der nahen Wärmestube der Caritas, und nicht zuletzt die Wahl des multikulturellen, und ökologischen Projektdorfes in der Oberen Altstadt als Ort für die erste Zusammenkunft.
Weitere Informationen: www.soziales-dorf.eu