Unterkunft für bis zu 128 Asylsuchende/Bürgermeister und Verwaltung halten Infoveranstaltung für nicht notwendig
Minden(mr/sm). In der seit Juli 2013 leerstehenden Grundschule Leteln und der Turnhalle sollen ab Anfang März Flüchtlinge untergebracht werden. Vier Klassenräume im Erdgeschoss der Schule und die Halle sind dafür in den vergangenen Wochen hergerichtet worden.
Anfang dieser Woche gab es einen Ortstermin für die Presse, zu dem Bürgermeister Michael Jäcke und der Erste Beigeordnete Peter Kienzle eingeladen hatten. In der Sporthalle stehen bereits Doppelstockbetten mit Bettzeug, die Klassenräume müssen noch ausgestattet werden. „Hierfür gibt es auch Freiwillige, die ihre Hilfe zum Aufbau der Betten angeboten haben“, berichtet Ortsvorsteher Heinrich Weihe. Bis zu 128 Asylsuchende, die der Stadt vom Land Nordrhein-Westfalen in den kommenden Monaten zugewiesen werden, können hier eine erste Unterkunft finden.
Die Flüchtlinge werden in der ehemaligen Grundschule Leteln von Mitarbeitern des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in zwei Schichten betreut. Der ASB gibt auch drei Mal täglich die von einem Caterer gelieferten Mahlzeiten aus. Täglich vor Ort wird auch eine Sozialarbeiterin beziehungsweise ein Sozialarbeiter als Ansprechpartner/in sein. Auch Ehrenamtliche wollen sich einbringen.
Von der Stadt Minden wurde zur Sicherung des Grundstücks und der Gebäude sowie zum Schutz der Flüchtlinge ein Sicherheitsdienst beauftragt. Auch wird ein Reinigungsdienst im Einsatz sein. Die Polizei will im Umfeld der ehemaligen Schule ihre Streifen intensivieren und über den Bezirksdienst auch präsent sein. Die Einrichtung soll voraussichtlich bis Herbst 2016 betrieben werden. Es gibt nach wie vor einen Kaufinteressenten für das gesamte Grundstück.
„Die Gemeinschaftsunterkunft in Leteln ist nur eine Übergangslösung. Danach sollen die Flüchtlinge in Wohnungen umziehen“, erläutert Erster Beigeordneter Kienzle. Die Menschen, die vorübergehend in Leteln untergebracht werden, sind der Stadt zugewiesene Flüchtlinge, die hier bis zur Entscheidung über ihr Asylverfahren in Minden bleiben und erst nach ihrer Anerkennung den Wohnort frei wählen können.
Bei Ablehnung müssen sie – es sei denn, es sprechen Gründe wie Krankheit dagegen – Minden und die Bundesrepublik Deutschland wieder verlassen. Die, die hier bleiben, sollen auch mit Hilfe des Ehrenamtes integriert werden. „Als ein Projekt will die Stadt Minden das erfolgreiche laufende Sozialpaten-Modell auch auf die Flüchtlingsunterstützung übertragen“, kündigte Bürgermeister Michael Jäcke an.
Jäcke rechnet in den kommenden Wochen nicht mit einer Vollbelegung der Gemeinschaftsunterkunft in Leteln, weil derzeit wenig zugewiesene Flüchtlinge in Minden ankommen und in nächster Zeit auch nicht in der Zahl wie im November und Dezember 2015 (zwischen 40 und 60 pro Woche) erwartet werden. Der Hintergrund hierfür ist, dass andere Städte in Nordrhein-Westfalen zunächst noch ihr „Aufnahme-Soll“ aus dem Jahr 2015 erfüllen müssen. Der Bürgermeister kündigte weiter an, dass es einen kostenfreien, aus Spenden finanzierten W-LAN-Anschluss an der Schule geben wird. Der auch in der Mindener Innenstadt an vielen Orten verfügbare, freie Internet-Zugang wird von den Flüchtlingen sehr stark genutzt, um die Kontakte in ihren Heimatländern zu halten sowie mit Verwandten und Freunden zu mailen.
Zahlreiche Ehrenamtliche hätten bereits ihr Interesse bekundet, sich für die Flüchtlinge in Leteln einzusetzen – mit Deutschunterricht, als Paten oder auch in der Verkehrserziehung. Für die Aktiven, für Angebote und Beratungen stehen Räume in der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Schule zur Verfügung. Die örtliche evangelische Kirchengemeinde möchte eine Kleiderkammer einrichten, berichtet Sewin Aro, städtische Koordinatorin für das Ehrenamt in der Flüchtlingsunterstützung. Auch soll es in Kürze eine „Verschönerungsaktion“ der Räumlichkeiten im Keller, wo die Essenausgabe erfolgt, geben. Grundschüler/innen malen dafür derzeit Bilder. Geplant ist ebenfalls, eine Fahrradwerkstatt aufzubauen, damit die Flüchtlinge in Eigenleistung genutzte Räder reparieren können. „Die hier lebenden Flüchtlinge sollten die Vereine vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als Chance sehen“, appellierte Guido Niemeyer, Stadtteilmanager in Rodenbeck, wo es bereits gute Beispiele von Integration gibt.
Zu Beginn des Ortstermins übergab ein Letelner Ehepaar eine Unterschriftenliste – mit der Forderung, eine Informationsveranstaltung für die Bürger/innen anzubieten. Dieses halten Bürgermeister Michael Jäcke und auch der Erste Beigeordnete Peter Kienzle für nicht notwendig, da bereits vor Wochen die Nachbarschaft persönlich und umfassend über das Vorhaben informiert worden sei. Zudem habe es ein Treffen der Vereinsvorsitzenden Ende Januar und mehrere Presseveröffentlichungen – auch auf der Internetseite der Stadt Minden – mit ausführlichen Informationen in den vergangenen beiden Monaten gegeben.