Kommentar zur „Sonntags-Analyse“ im Mindener Tageblatt
Liebe Leserinnen und Leser,
Neun Männer mit jeweils einem Bier auf einem Foto in den sozialen Netzwerken. Acht Bürgermeister der Kreiskommunen und der Landrat Ali Dogan Ein Bild wie so viele. Vermutlich wäre es einfach in der Flut der vielen Bilder untergangen.
Wir haben lange überlegt, ob wir uns dieser Thematik annehmen. Aber die Öffentlichkeitswirksamkeit dieser „Sonntags-Analyse“ hat mich bewogen, diesen Kommentar zu schreiben.
Acht Bürgermeister und der Landrat Ali Dogan mit einem Bier in der Hand haben die MT-Redakteurin Nina Könemann offenbar so derart getriggert, dass diese im Mindener Tageblatt unter dem Titel „Sonntags-Analyse“ und „Meinung“ einen Beitrag hierzu verfasste und dieses Bild – wie erwähnt -einfach den sozialen Profilen des Landrats entnahm.
„Instinktlos“ und „rückwärtsgewandt“, „Charme der 60er Jahre“. So interpretierte die Redakteurin das Bild der neun Herren
Von neun Männern müsste doch mindestens einer den Impuls gehabt haben zu sagen: „Wir können nichts dafür, dass hier keine Frau ist, aber es sieht nicht gut aus“, so klagt die Redakteurin weiter an.
In diesem Tenor bewegt sich der ganze Beitrag, der mit der Überschrift „Sonntags-Analyse“ übertitelt ist. Bei einem Beitrag in Form einer „Analyse“ wird eine Nachricht als Ausgangspunkt für umfassende Analysen genutzt. Es handelt sich um eine systematische Untersuchung eines bestimmten Themas oder Sachverhalts. Dem Leser soll so ein profundes Wissen zu einem Thema vermittelt werden. Hierfür werden nicht nur Experten befragt und einzelne Aspekte ausgewertet und miteinander verknüpft, sondern auch die Auswirkungen auf die Gesamtsituation hin überprüft und bewertet. Alles in allem erkenne ich keine Analyse. Nicht nur keine Experten wurden befragt, wie sich alsbald herausstellte, auch nicht die Bürgermeister und der Landrat auf dem Bild.
Es ist eine schlechte Interpretation eines Fotos und lässt, meiner Ansicht nach, eher eine Interpretation bezüglich gewisser Sichtweisen, Stereotype und Vorurteile bezüglich des männlichen Teils der Bevölkerung zu.
Ich interpretiere das Bild komplett anders. Neun Menschen, die sich in gelöster Atmosphäre mit einem Bier einer regionalen Brauerei, trotz des interkommunalen Wettbewerbs, parteiübergreifend austauschen und dies in einer entspannten, fruchtbaren Atmosphäre und das mit hoffentlich auch guten Ergebnissen für die Bürgerinnen und Bürger im Mühlenkreis . Auch strahlt die Runde eine Offenheit aus, sodass ich mir sehr sicher bin, dass auch die einzige weibliche Bürgermeisterin Anke Grotjohann in der Runde herzlich willkommen gewesen wäre. Vielleicht wäre sie dann ja auch auf dem Foto gewesen. Und auch mit einem Glas Bier.
Die Amtszeit von Gerhard Schröder war um das Jahr 2000. Seine Aussage: „Hol mir mal ´ne Flasche Bier, sonst streike ich hier [..]“, machte ihn für viele zu einem sympathischen und bürgernahen Kanzler. Genauso wie dieses Foto, dass für mich eine Brücke zu den Bürgerinnen und Bürgern schlägt. Fazit: Die sind doch ein bisschen wie wir. Das ist doch positiv, wo sich bei immer mehr Bürgerinnen und Bürgern der Eindruck verfestigt, Politik und Bürgerschaft treiben immer weiter auseinander und leben in zwei verschiedenen Welten.
So sind auch die Reaktion aus den sozialen Netzwerken auf den MT-Beitrag nicht verwunderlich. Auch viele SPD-Mitglieder äußern bei „Facebook“ und in der Kommentarspalte des MT-Beitrags ihren Unmut. Doch muss man auch hier bei der Wahrheit bleiben: Ein Teil genau dieser Partei und auch ihrer lokalen Protagonisten vor Ort fördern mit überbordenden Political-Correctness Debatten genau solche Debattengegenstände, in dessen Strudel nun ihr SPD-Landrat geraten ist.
Dass auch ein journalistischer Beitrag nicht allen gefällt, das kommt auch durchaus vor. Bei der „Sonntags-Analyse“ betrifft es aber die Beiträge der letzten drei Wochen und das offenbar schon bei zahlreichen Leserinnen und Lesern.
Es wäre an der Zeit das Format zu überdenken. Ich erwarte von einer journalistischen Sonntagsanalyse jedenfalls etwas anderes. Habe ich da eine falsche Erwartungshaltung? Als „Sonntags-Satire“ würde es vielleicht noch durchgehen. Das ist auch eine schöne Alliteration. Aber genau diese Satire wollte die Autorin ja den Fachleuten wie Ralf Ruthe überlassen.
Die Motivation von Frau Könemann einen solchen Text zu verfassen, kann ich nur als eine derzeitig allgemeine Unzufriedenheit interpretieren.
Hier möchte ich gern mit einer Tafel Schokolade helfen. Denn. Achtung hier die Montags-Analyse: „Zucker ist der Treibstoff unseres Gehirns. Er stimuliert die Umwandlung von Tryptophan, einem Bestandteil der Schokolade, in das Glückshormon Serotonin. Schokolade könnte also aufgrund ihrer Inhaltsstoffe tatsächlich „glücklich“ machen.“ (Quelle ARD-Alpha). Passend zum Beitrag die Sorte „Zartbitter“ in „Bio“ und natürlich „alkoholfrei“.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die letzte Aprilwoche.
Ihr Stefan Schröder