Einrichtung mit viel Engagement sechs Jahre erfolgreich „am Leben erhalten“ – Schluss Ende März 2012
Minden. Ein insgesamt „in die Jahre“ gekommenes Gebäude, ein suboptimaler Standort, notwendige Investitionen in Brandschutz und Technik, verschlechterte Rahmenbedingungen im Teileigentum Obermarktpassage sowie teilweise nicht gedeckte, laufende Kosten: Das sind zusammengefasst die Gründe, die die Stadt und die Stadthalle Minden Betriebsgesellschaft dazu gezwungen haben, die Stadthalle in wenigen Monaten zu schließen.
Mit deutlicher Mehrheit hatte der Rat am 21. Juli der Schließung zum 31. Dezember 2011 zugestimmt. Der Termin wird nun voraussichtlich um drei Monate verschoben, da für 2012 noch fünf Veranstaltungen gebucht sind, die nur gegen hohe Vertragsstrafen abzusagen wären. „Deshalb werden diese auch durchgeführt“, kündigte Joachim Schmidt, Geschäftsführer der Stadthalle Minden Betriebsgesellschaft, gestern (Mittwoch) in einem Pressegespräch an.
„Die Aufgabe der Stadthalle als Veranstaltungsort hinterlässt ohne Frage eine Lücke“, fasst Bürgermeister Michael Buhre zusammen und erinnert an das Jahr 2004, in dem zum ersten Mal die Schließung im Rat thematisiert wurde. Nach Protesten und Kritik sowie der Prüfung von Alternativen habe man schließlich „eine gute Lösung“ für einen Weiterbetrieb gefunden. Das sei vor allem der Gastronomie GmbH zu verdanken, die sich vor mehr als sechs Jahren auf das „Abenteuer Stadthalle“ eingelassen habe, so Buhre.
Nur mit viel Engagement seitens der drei Hoteliers und der Gesellschafter der Stadthallen-Betriebsgesellschaft (unter anderem Barre) sowie mit einer ehrenamtlichen Geschäftsführung durch die MEW (Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungs-GmbH) habe dieses Modell mehr als sechs Jahre lang gut funktioniert, betont der Bürgermeister. Die Stadt habe als Eigentümer der Immobilie den Kostenanteil, den die Stadthalle auch geschlossen kosten würde, beigesteuert. Das waren zuletzt rund 96.000 Euro pro Jahr. Bis Ende 2005 mussten jährliche Verluste von mehr als 300.000 Euro pro Jahr ausgeglichen werden.
„Wir bedauern sehr, dass es nun zu einem Ende kommt“, sagt Hotelier Marcus Henninger. Die Mindener Gastronomie GmbH sei seinerzeit – im Dezember 2005 – angetreten, um die Stadthalle als Veranstaltungsort für Minden am Leben zu erhalten. „Wir haben das gerne gemacht“, so Henninger, der zusammen mit Dr. Eberhard Pudenz (Hotel Bad Minden) und Bernd Niemeier (Hotel Holiday Inn) Gesellschafter der Catering-GmbH ist.
Nennenswerte Gewinne seien mit der Bewirtschaftung der Stadthalle nicht erzielt worden. „Wir haben das quasi ehrenamtlich gemacht und selbst auch in die Halle investiert“, so Henninger. Zu den von einigen Nutzern – im Schwerpunkt waren dieses Vereine – oft kritisierten hohen Miet-Kosten führt der Hotelier an, dass diese Halle sich durch die Einnahmen selbst tragen musste – im Gegensatz zu anderen Stadthallen, die häufig noch von den Kommunen subventioniert werden.
Für bestimmte Veranstaltungen, die bislang in der Stadthalle liefen, gebe es Alternativen, wie die Kampa-Halle, die beiden Säle im Victoria-Hotel und im Hotel Bad Minden (200 bis 270 Personen) und möglicherweise auch die Mensa der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule. Andere Veranstaltungen werden künftig vermutlich in Nachbarstädte „abwandern“, die über ähnlich große Räumlichkeiten wie die Mindener Stadthalle verfügen, so Marcus Henninger. Gebucht seien für 2011 und 2012 noch zwei Kongresse, eine Firmen-Veranstaltung, mehrere Konzerte und ein Comedy-Abend.
Bereits im vergangenen Jahr musste die Stadt Minden einen außerordentlichen Zuschuss in Höhe von 55.000 Euro gewähren, um eine Insolvenz der Stadthallen Betriebs GmbH zu verhindern. In diesem Jahr ist erneut eine zusätzliche Finanzspritze notwendig. Neben den nicht gedeckten laufenden Kosten müssen erhebliche Mittel für die Erfüllung von Brandschutzauflagen, für Technik und Instandhaltungsarbeiten investiert werden. In den vergangenen fünf Jahren seien, so Joachim Schmidt, deutlich über 300.000 Euro von der GmbH in die Stadthalle – vor allem in Brandschutzmaßnahmen – gesteckt worden. Jetzt müssten nach vorliegendem Brandschutzkonzept und Berechnungen zusätzlich rund 400.000 Euro aufgewendet werden. Damit wäre aber noch keine Aufwertung der Halle erreicht.
Mit Schließung der Stadthalle sind die Kosten für die Stadt aber nicht auf Null gefahren, so Karsten Martin-Borrego, Controller bei der Stadt Minden. Es fallen weiterhin so genannte Leerstandsaufwendungen (Beiträge als Teileigentümer, Energiekosten, Versicherungen etc.) in Höhe von jährlich 90.000 bis 100.000 Euro an. Ziel sei es daher, die Immobilie zu vermarkten, berichtet Buhre. Vor dem Hintergrund der Insolvenz des Betreibers der Obermarktpassage (Secur) sei es derzeit aber nicht abzusehen, ob ein Verkauf gelinge. Eine Stadt wie Minden sollte eine Stadthalle haben. Deshalb bleibe das Thema auch auf der Agenda der Stadt, so der Bürgermeister abschließend.