Wohnungsnot: Bewegende Rede eines Obdachlosen (Video)

Max Bryan in Hamburg

Kreis-Minden-Lübbecke/Hamburg(mr). 6000 Menschen demonstrierten in Hamburg für bezahlbare Mieten. Die Probleme der großen Städte greifen aber auch auf die kleinen Städte über. Im Kreis-Minden-Lübbecke, besonders  in der Kreisstadt Minden, machen die immer weiter steigenden Nebenkosten Bürgerinnen und Bürgern mit kleinen Renten, Einkommen oder Hartz 4 immer mehr zu schaffen.

Immer wieder berichten Betroffene, dass es immer schwieriger werde, eine Wohnung innerhalb der vom Kreis-Minden-Lübbecke festgelegten Mietobergrenzen zu finden. Für die Zukunft wird auch im Kreis-Minden-Lübbecke ein stärkere Armut, insbesondere im Alter, prognostiziert. Lediglich Wohnungen mit Wohnberechtigungsschein erfüllen die Richlinien der Mietobergrenzen. Davon gibt es aber immer weniger.

Wir hatten schon einmal über Max Bryan berichtet, der auf eigene Faust, eine Etappe der „Caffee mit Herz“ Tour mitfuhr, die auch in Minden Station machte. Er berichtete von seiner Ausgrenzung bei der „Tour gegen Ausgrenzung“.

Nachdem er seine Wohnung voriges Jahr, aufgrund der Eigenbedarfsklage seines Vermieter, verlor lebt er auf der Straße. Etwas neues hat er bis jetzt nicht gefunden. In seiner erschütternden Rede spricht er mit gebrochener Stimme von der Ausgrenzung durch die Gesellschaft bis hin zur persönlichen Diffamierung und Beleidigung

Unter dem Motto „Mietenwahnsinn stoppen“ bewegte sich der Protestzug vom Stadtteil St. Pauli nach Ottensen (Quelle: Abendblatt.de) Auch der Hamburger Obdachlose Max Bryan war zur Demo in Hamburg  gekommen und was er zu sagen hatte, ging unter die Haut. Eine Frau am Lautsprecherwagen hält dem Wohnungslosen ein Mikrofon vor den Mund und Max beginnt zu erzählen. Vom Leben auf der Straße, der Not und der Ausweglosigkeit, die er seit 18 Monaten durchlebt.

„Wenn Du so oft übergangen wirst, du hinten anstehst, und am Ende doch nur wieder verlierst, dann verbraucht dich das, es zermürbt und es macht dich klein“, berichtet der sichtlich erschöpfte Max Bryan und mehr als 1000 Menschen hörten ihm zu.

Fast 100 Organisationen hatten zur Großdemo am Millerntorplatz auf St. Pauli aufgerufen und Tausende waren gekommen, um gegen den Hamburger „Mietenwahnsinn“ zu demonstrieren. Es geht um Leerstand und Mietobergrenzen, um Gleichberechtigung und Vergesellschaftung von Wohnraum und auch um 1,4 Millionen Quadratmeter Büroraum, die ungenutzt leer stehen, während die Menschen im Winter auf der Straße erfrieren.

Schon vor einem Jahr hatte das Bündnis aus Aktivisten, Vereinen und Bürgerrechtlern gegen die „Leerstands-Politik“ des Hamburger Senats protestiert, doch ein grundlegender Kurswechsel sei bislang nicht erfolgt, heißt es in der Presseerklärung des federführenden Veranstalters „Recht auf Stadt“, einem Bündnis, dass sich für Gleichberechtigung und Mitbestimmung in der Stadtgestaltung einsetzt und das unabhängig von sozialer oder nationaler Zugehörigkeit.

Hamburg braucht mehr Parität. Menschen, die von Armut und Wohnungslosigkeit betroffen sind, haben kaum noch Chancen der Abwärtsspirale zu entgehen. Für sie wird es immer schwieriger eine gerechte Wiedereingliederung zu finden.

„Die Sozialstationen sind überfüllt und nicht jeder kann dort leben […] viele haben aufgehört nach Hilfe zu suchen, weil sie das alles schon kennen“, beschreibt Max Bryan sein Dilemma.

Vergangenes Jahr verlor der 36-Jährige seine Wohnung, wegen Eigenbedarf des Vermieters. Max findet seitdem nichts Neues. „Entweder sind die Mieten viel zu teuer oder es stehen schon 10 Leute vor mir da, die alle das selbe wollen“ und regelmäßig gehe er dann leer aus, erklärt er mit gebrochener Stimme.

Gibt es Rettung? „Wer will uns retten?“, fragt Bryan in die Runde und liefert die Antwort gleich mit:

„Geh arbeiten du faule Sau“, bekomme er selbst auch von den Passanten zu hören, die seinen Weg vom Schlafplatz in die Stadt kreuzen, und niemand von denen mache sich die Mühe zu verstehen, „warum wir da sind, wo wir ankamen“.

Bryan´s Rede dauert fast 9 Minuten und endet unter Tränen, als er berichtet, dass er Hamburg verlassen wird. Er habe noch sein Fahrrad, eine nette Frau habe es ihm geschenkt hat und er wolle die Chance nutzen, um vor dem Winter überhaupt noch eine Wohnung zu finden. Mitte November will er aufbrechen und mit dem Fahrrad Richtung Süden fahren, solange bis er eine Wohnung gefunden hat. „Ich steige nicht eher aus dem Sattel, bis ich eine Wohnung habe“, erzählt er uns am Telefon.

Das Kölner Projekt Office berichtet schon seit einiger über den in Hamburg gestrandeten Wissenschaftsautor, dessen Leben in Hamburg einer Berg- und Talfahrt gleicht. Nach der Sache im August diesen Jahres (Radtour vom Cafee mit Herz) war er abgetaucht. Selbst wir wussten nicht wo er steckt und hatten keine Ahnung, was er da am 29.10. in Hamburg vor hat. Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung hatten wir davon erfahren und waren bemüht, ihn zu unterstützen. Ursprünglich hatten wir aus der Zeitung erfahren, dass Bryan obdachlos ist, damals „Klitschko und der Obdachlose“ (13.10.2010), die Geschichte war überall in den Zeitungen und seither versuchen wir auch zu helfen, was nicht leicht ist. Das Kölner Projekt Office ist eine Autoren-Agentur, vermittelt Filmemacher und auch Künstler anderer Berufe. Im Fall von Max Bryan hatten sie versucht zu vermitteln, damit er irgendwo unterkommt und nicht mehr draußen schlafen muss. Dann erzählt er der Agentur von seiner Behinderung und sie bekamen eine ungefähre Vorstellung vom Ausmaß seines Problems. Monatelang stand er sich selbst im Weg, war dann eine Zeit lang weg und kam zurück, ein Etappensieg und eine Therapie, doch die Wohnungslosigkeit blieb und sie bestimmt sein Leben – bis heute.

Wenn Sie für Max etwas tun wollen, schicken Sie dem Kölner Projekt Office  bitte eine kurze E-Mail an hilfe-fuer-maxbryan@projektoffice.org. Max braucht dringend eine Lösung für den Winter und die Einlagerung, dort wo seine ganzen Sachen stehen, wurde ihm auch gekündigt und so fehlt im auch die Möglichkeit seine persönlichen Sachen unterzustellen. Er braucht also ein neues Lager oder eben gleich eine Wohnung, wo alles mit kann. Nähere Infos dazu auch in seinem Blog unter http://www.maxbryan.com

Danke im voraus an alle Helfer und Unterstützer und auch an alle Mitwirkenden vom 29.10.2011! Die Welt braucht mehr davon!

   

2 Replies to “Wohnungsnot: Bewegende Rede eines Obdachlosen (Video)

  1. Die öffentliche Hetze gegen Arbeitslose unter anderem durch die großen Medien wie Bild und RTL ist unerträglich, da ist es schön wenn auch mal so ein Artikel erscheint. Danke.

Schreibe einen Kommentar zu como liberar lg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert