Minden/Kreis-Minden-Lübbecke(mr). „Das stimmt so nicht“, dies habe Bernhard Renner, der in Hameln ein Schreibwarengeschäft betreibt, mehrfach während des Vortrags des ehemaligen Städteplaners Wolfgang Kaiser auf der Informationsveranstaltung von „Minden –Gestalten“ in Hameln zwar leise ausgesprochen, aber so laut das Mindens Bürgermeister Michael Buhre der in seiner unmittelbarer Nähe gesessen hatte, es gut habe hören können. Dies berichtet er im Telefongespräch mit Mindener-Rundschau. Scheinbar stimmt so einiges auch im Planungsprozess, bezüglich der ECE-Einkaufcenter und Wesertor-Entwicklung, nicht. Zumindest die Berichte und Informationen, auch auf der letzten Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss, hinterließen bei den interessierten Zuhörern Verwunderung und mehr Fragen als Antworten.
Sechzig, Fünfundfünfzig oder mehr als Dreißig
Nicht viel neues und mehr Verwirrung auch beim Bericht Lena Arendmeyers über die Fahrt nach Hameln. Gleich drei Teilnehmerzahlen standen nun im Raum. Dr. Klaus Peter Möller, der auf Einladung der Linken die Veranstaltung besuchte, hatte ein paar mehr als dreißig Leute gezählt, auf der Facebook-Seite „Minden-gestalten“ waren dann von sechzig Teilnehmer die Rede. In ihrem Bericht reduzierte Lena Arendmeyer die Zahl auf fünfundfünfzig. Danach zählte sie die Referenten auf, ohne auf die Inhalte der Vorträge einzugehen. Den größten Raum, nahm die Preisverleihung im Rahmen des Bilderwettbewerbs ein, nachdem sie die zweite Planungswerkstatt und das Wesertorfest noch kurz streifte.
Irritation um Lena Arendmeyers Teilnahme
Beginn dieser Irritation war die aufkommende Frage, wie denn die Stimmung auf der Fahrt gewesen sei. Daraufhin versuchte Lena Arendmeyer einen zögerlichen Antwortversuch, als Bürgermeister Michael Buhre ihr ins Wort viel und von einer guten Stimmung sprach. Dies könne aber Frau Arendmeyer nicht beurteilen, denn sie sei nicht dabei gewesen. Ob er sich auf die Busfahrt oder die gesamte Veranstaltung bezog wurde nicht deutlich. Unstrittig ist zumindest das Frau Arendmeyer an den Veranstaltungen in Hameln teilgenommen hat, denn sie ist auf den Bildern in Hameln zu sehen. Teilnehmer haben Frau Arendmeyer ebenfalls auf der Hinfahrt nach Hameln im Bus gesehen. Sie habe dort Infomaterial verteilt.
Auch bleibt die Frage offen wer das Geld für Lena Arendmeyer bezahlt. In einem telefonischen Interview bestritt sie von der ECE bezahlt zu werden. Dies kann auch sein, da auch die Möglichkeit besteht , dass die ECE das Geld für die Stelle direkt an die Stadt Minden zahle.
Es sei zumindest nicht außergewöhnlich, dass die ECE Kosten für solche Stellen, teilweise oder vollständig übernehme. Dies berichteten auf Anfrage mehrere Experten der Mindener Rundschau. Sie möchten nicht namentlich genannt werden. Als Beispiel wird die Stadt Kaiserlautern genannt. Diese habe einen City Manager angestellt und ein Teil der Kosten werde von der ECE übernommen, wie die „Junge Welt“ berichtete.
Stadtbalkon, Grundstücke, Gebäudekörper, Branchen und Mieterindex
Auch alle weiteren Punkte blieben nebulös und unklar. Auf die Frage von Angela Grader-Gebecke von der Partei „Die Linke“, wer denn unter anderem den Stadtbalkon zahle kam die zögerliche Antwort von Michael Buhre, dass dies die Stadt machen müsste, wie übrigens sämtliche Verschönerungsmassnahmen. Eine Neuigkeit,die wie Blicke verrieten, offensichtlich nicht nur für die Zuhörer, sondern auch so manches Ausschussmitglied eine Neuigkeit war. Aufgrund der Finanzlage der Stadt Minden, sie befindet sich in der Haushaltssicherung und nimmt am Stärkungspakt teil, ist die Umsetzung dieser Verschönerungsmaßnahmen als fraglich anzusehen.
Hartmut Freise von der FDP Fraktion bekam auf seine Frage nach den noch fehlenden Grundstücken von Michael Buhre die Antwort, dass möge man doch die ECE fragen. Mindener Rundschau Recherchen haben zwischenzeitlich ergeben, dass die ECE immer noch nicht über alle Grundstücke verfüge , und sich auch seit März keine Veränderungen ergeben haben sollen. Michael Buhre teilte dem Ausschuss mit, dass er sich auf die ECE verlasse und es nicht als seine Aufgabe sehe, sich darum zu kümmern.
Auch bezüglich des Gebäudekörpers gab es nichts konkretes. Und ein Branchen- und Mieterindex, der von der ECE ebenfalls, laut Entwicklungsvereinbarung, schon längst erstellt werden sollte, liegt auch nicht vor.
Am Rande wurde noch bekannt dass Wolfgang Kaiser, der ehemalige Stadtplaner von Hameln und ausgewiesener Centerbefürworter, ein Beratervertragsverhältnis mit der Stadt Minden eingegangen ist.
So gibt es kurz vor der dritten und letzten Planungswerkstatt, zu der die Stadt Minden, am 24.10.2012 ab 18:00 Uhr in das ehemalige Hertie-Gebäude einlädt und die mit einem Ergebnis abschließen soll, mehr Fragen und Unklarheiten als Antworten und Konkretes.
Ebenfalls am 24.10.2012 findet, in der Zeit von 15:00 Uhr – 20:00 Uhr ein Infostand der Partei „Die Linke“ vor „Wehmeier“ am Scharn zum Thema „Nachhaltige Belebung der gesamten Mindener Innenstadt ohne ECE-Center“ statt.
Alle Mindener Rundschau Artikel zum Thema Wesertor und ECE lesen Sie hier
Es sieht für mich so aus, es entsteht immer mehr der Eindruck, dass das ganze Projekt ein einziges Gemauschel und Geschiebe ist, in dem hauptsächlich mit verdeckten Karten und nicht offengelegten Interessen hantiert wird. Schnell stellt sich dann auch die Frage, wer welche Vorteile davon genießt …
Dieses vornehmlich von den maßgeblichen Verwaltungsträgern der Stadt Minden, da die Gegenseite, die ECE, natürlich nur das kurz- und langfristige Gewinnstreben als Ziel verfolgt.