Fünfundzwanzig Jahre Gefäßchirurgie im Krankenhaus Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen(mr/jw). „Ein Straßenmusiker war einer unserer ersten Patienten in der Klinik für Gefäßchirurgie“, erinnert sich Oberarzt Ernest Danch an das Jahr 1988. Der Mann konnte seine rechte Hand nicht mehr bewegen und der Arm wurde immer kälter. „nach wenigen Untersuchungen war uns klar, dass ein Blutgerinsel, ein so genannter Embolus, die Armarterie verstopft hatte.“ Der Patient war Geiger und fürchtete die ganze Zeit über, dass er seinen Lohnerwerb verlieren würde. „Sein Gesicht werde ich nicht mehr vergessen“, ist sich Oberarzt Danch sicher. „Uns gelang es, durch einen kleinen Schnitt am Ellenbogen, an das verstopfte Gefäß zu gelangen und mithilfe eines Ballonkatheters den Embolus zu entfernen und so wieder die Blutversorgung des Armes zu gewährleisten. Bereits nach wenigen Augenblicken konnte der Musiker seinen Geigenarm wieder bewegen. Das, muss ich sagen, hat auch mich sehr bewegt.“

Es sind Patienten, wie dieser, bei denen aufgrund von Stoffwechselerkrankungen, Arteriosklerose oder chronischer Durchblutungsstörungen manche Körperteile nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff versorgt werden. „Wir behandeln Patienten an der Halsschlagader, an den Beinarterien, am Aortenbogen, an der Bauchschlagader, praktisch an allen Gefäßen vom Kopf bis zum Fuß – außer an den Herzkranzgefäßen“, zählt Dr. Heinrich Walter, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Krankenhaus Bad Oeynhausen, auf. Er leitet die Abteilung seit fast fünf Jahren. „Dabei steht uns ein großes Spektrum an Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir können Operieren und einen Bypass, also eine neue Blutbahn, legen, wir können künstliche Gefäße implantieren oder mithilfe eines Ballons oder Stents Gefäße weiten und von den Verstopfungen befreien.“ Bereits unter Walters Vorgänger, Dr. Jochen Schopohl, hat sich die Gefäßchirurgie der Mühlenkreiskliniken (MKK) am Standort Bad Oeynhausen einen bundesweit beachteten Ruf erworben. Dies wird allein schon durch die hohe Patientenzahl von über 1.000 pro Jahr belegt. Das sind Zahlen, die sonst nur Universitätskliniken in Deutschland erreichen. „Aufgrund der langjährigen Erfahrung meines Teams und des breiten Eingriffsspektrums kommen die Patienten aus ganz Ostwestfalen-Lippe und aus dem benachbarten Niedersachsen zu uns“, berichtet Chefarzt Walter.

Hohe Spezialisierung kommt Diabetespatienten zugute

Einen Schwerpunkt der Arbeit des siebenköpfigen Spezialistenteams der Gefäßchirurgie am MKK-Standort Bad Oeynhausen bildet die Versorgung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ II. Die umgangssprachlich auch Altersdiabetes genannte Erkrankung führt verstärkt zu Gefäßablagerungen und kann auch das Nervengewebe in den Füßen schädigen. „Die Patienten haben oft kein Gefühl mehr in den Zehen und im Sohlenbereich“, weiß Dr. Walter. „Stoßen sie sich den Fuß an oder gehen im heißen Sand am Strand spazieren, merken sie dies nicht sofort. Dazu kommt, dass durch die mangelnde Durchblutung eine Heilung der Verletzung extrem erschwert wird.“ Bleibt so ein Fall ohne fachgerechte medizinische Behandlung kann dies bis zur Amputation des ganzen Beines führen. Die Gefäßchirurgen der Mühlenkreiskliniken sind darauf spezialisiert, die Durchblutung wieder herzustellen. „Entweder weiten wir das betroffene Gefäß oder wir legen ein neues“, erklärt Chefarzt Walter. „Häufig entnehmen wir eine Beinvene und schaffen mit ihrer Hilfe eine Umleitung, einen so genannten Bypass, für das Blut im betroffenen Bein.“

m Einsatz für die Patienten und ihre Gefäße: Das Team der Klinik für Gefäßchirurgie am MKK Krankenhaus Bad Oeynhausen. (v.l.) Oberarzt Stefan Heisel, Oberarzt Ernest Danch, Gefäßassistentin Corinna Danch-Heinrich, Assistenzarzt Tarek Abuharbid, Assistenzärztin Sorina Sorescu, Chefarzt Dr. Heinrich Walter, Geschäftsführer Holger Stürmann, Oberarzt Moshem Amiri. Foto: MKK
m Einsatz für die Patienten und ihre Gefäße: Das Team der Klinik für Gefäßchirurgie am MKK Krankenhaus Bad Oeynhausen. (v.l.) Oberarzt Stefan Heisel, Oberarzt Ernest Danch, Gefäßassistentin Corinna Danch-Heinrich, Assistenzarzt Tarek Abuharbid, Assistenzärztin Sorina Sorescu, Chefarzt Dr. Heinrich Walter, Geschäftsführer Holger Stürmann, Oberarzt Moshem Amiri. Foto: MKK

Bedeutung der Gefäßchirurgie wächst

„Wir freuen uns sehr über die positive Entwicklung, die die Gefäßchirurgie bei uns in den vergangenen 25 Jahren, zum Wohle der Patientinnen und Patienten, genommen hat“, betont Holger Stürmann, Geschäftsführer des Krankenhauses Bad Oeynhausen. „Das jetzt zu begehende Jubiläum ist ein Grund, der ganzen Mannschaft um Chefarzt Dr. Walter ein herzliches Dankeschön und die Anerkennung für die überregional beachteten Leistungen der zurückliegenden Jahre auszusprechen.“ So ein Jubiläum ist aber gleichzeitig die Gelegenheit, in die Zukunft zu blicken. Nach Einschätzung von Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken, wird die Bedeutung der Gefäßchirurgie innerhalb des Konzerns weiter wachsen. „Die Spezialisierung in der Medizin setzt sich immer weiter fort. Die Entwicklung in der Gefäßchirurgie zeigt das im Besonderen. Damit medizinische Innovationen auch in Zukunft allen Patienten zu Gute kommen, müssen wir gleichzeitig Spezialisierung möglich machen sowie den Zugang zu diesen Spezialisierungen breit aufstellen. Eine Herausforderung, der man nur in einem regionalen Verbund wie dem der Mühlenkreiskliniken entsprechen kann. Deshalb arbeiten wir an der Intensivierung der Zusammenarbeit der gefäßchirurgischen Standorte Bad Oeynhausen und Johannes Wesling Klinikum Minden.“

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