Herford / Kalletal(mr/y).Der Geschäftsbetrieb der Unternehmensgruppe Meyra Ortopedia läuft stabil. Die Umsatzentwicklung entspricht aktuell der Planung, die Beziehungen zu den Kunden sind intakt. Das Unternehmen hatte wegen drohender Zahlungsunfähigkeit am 25. März 2013 einen Eigenantrag auf Insolvenz gestellt.
Das Amtsgericht Detmold hatte daraufhin Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer Hans-Peter Burghardt, Herford, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Burghardt hatte sich daraufhin ein umfassendes Bild über die Situation des Unternehmens gemacht.
Vorläufiger Insolvenzverwalter: „Meyra ist noch nicht über den Berg.“
„Es ist wichtig, dass der Geschäftsbetrieb stabilisiert werden konnte. Das ist auch der hohen Kundenloyalität zu verdanken. Allerdings sind wir noch nicht über den Berg. Aus jetziger Sicht
ist klar: Das Unternehmen braucht einen Partner“, sagte Burghardt. Der vorläufige Insolvenzverwalter sieht Chancen für eine Sanierung, weil die Unternehmensgruppe über eine hohe internationale Markenbekanntheit und umfassendes Know-how im Kerngeschäft der Rollstuhl- Produktion und -Entwicklung verfügt. Gleichzeitig sei die Lage herausfordernd, weil die
Unternehmensstruktur im Vergleich zu seiner Größe zu komplex und das Verhalten erfolgskritischer Zielgruppen wie der Lieferanten und Banken abwartend sei.
Die Ursachen für die aktuelle Situation sieht Burghardt vor allem darin, dass zu lange an unprofitablen Strukturen
festgehalten wurde. „Ich kann menschlich verstehen, dass man sich an gegebene Zusagen gebunden fühlt.
Betriebswirtschaftlich betrachtet hätte man unprofitable Bereiche frühzeitiger stilllegen und die Struktur verschlanken müssen.“ Damit nimmt Burghardt Bezug auf unternehmerische
Altlasten unter anderem aus der Übernahme des Unternehmens Ortopedia, die sich bis heute auswirken. „Diese Altlasten wurden zu lange fortgeschrieben“, so Burghardt, „sie
zehren an der Substanz des Unternehmens. Deshalb braucht das Unternehmen einen Partner.“
Gläubigerausschuss votiert einstimmig für Suche nach Investor
Ende April 2013 trat erstmals der vorläufige Gläubigerausschuss zu einer konstituierenden
Sitzung zusammen. In einer Abstimmung sprach er sich auf Empfehlung des vorläufigen Insolvenzverwalters einstimmig dafür aus, einen M&A-Prozess einzuleiten, um einen Investor
zu finden, der die künftige unternehmerische Entwicklung der Meyra Ortopedia Gruppe aktiv begleitet. Dieser Prozess wurde bereits gestartet. „Ein tragfähiges Sanierungskonzept ist
wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Einbindung eines Investors“, sagte Burghardt.
Aktuell liegen bereits Anfragen potentieller Investoren vor. „Das Interesse der Investoren ist da. Um einen Investor zu überzeugen, muss das Unternehmen allerdings jetzt seine Hausaufgaben machen. Die Zeit läuft“, sagte Burghardt. Bis Ende Mai 2013 sind die Gehälter der Belegschaft über das Insolvenzausfallgeld gesichert.
Noch keine Entscheidung über Arbeitsplätze bei Meyra
Eine Entscheidung über die künftige Anzahl der Arbeitsplätze ist noch nicht getroffen. „Die Kapazitäten müssen an der Nachfrage orientiert werden. Es wird noch gerechnet“, sagte
Burghardt, der in einem engen Kontakt mit der Geschäftsführung und den Arbeitnehmervertretern
steht. Das Unternehmen beschäftigt derzeit am Standort Kalletal rund 400 Mitarbeiter.
Erfolgreiche Sanierung setzt Beiträge aller Beteiligten voraus
Am 1. Juni 2013 soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Im Verlauf des Verfahrens wird der Gläubigerausschuss entscheiden, wie das Unternehmen fortgeführt werden kann. „Eine erfolgreiche Sanierung setzt Beiträge aller Beteiligten voraus“, sagte Burghardt, „das wird auch ein potentieller Investor prüfen“.