Hamburg / Kirkel/Minden-Lübbecke(mr/y). Acht Tochtergesellschaften der Praktiker AG haben heute beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Der Schritt war notwendig geworden, nachdem die Verhandlungen über eine zunächst Erfolg versprechende weitere Sanierungsfinanzierungen gescheitert waren und kurz zuvor auch der angestrebte Verkauf der Anteile an der luxemburgischen Tochtergesellschaft Bâtiself S.A. wegen Gremienvorbehalten auf Seiten des Käufers nicht abgeschlossen werden konnte. Der Betrieb aller Praktiker-Märkte soll uneingeschränkt aufrecht erhalten werden
Der Insolvenzantrag erstreckt sich auf insgesamt acht operative Teilgesellschaften in Deutschland. Der Insolvenzantrag für die Dachgesellschaft Praktiker AG wird in Kürze nachgereicht. Max Bahr mit seinen derzeit 132 Märkten und das Auslandsgeschäft sind davon nicht betroffen. Die Praktiker- sowie die extra-BAU+HOBBY-Märkte sollen im Rahmen eines vorläufigen Insolvenzverfahrens fortgeführt werden.
Der Praktiker Konzern hatte bereits im Mai 2012 einen harten Restrukturierungskurs eingeschlagen, der im Kern die Umstellung eines Großteils der Praktiker-Baumärkte auf die höher positionierte und ertragsstärkere Marke Max Bahr vorsieht. Das neue Konzept hat sich bereits in ersten Schritten am Markt etabliert. Bis Ende März 2013 hat das Unternehmen 54 Märkte umgestellt. Die neuen Max-Bahr-Märkte erzielen seit der Umstellung deutlich höhere Roherträge.
Der historisch lange Winter, lang anhaltend schlechtes Wetter und einen damit verbundener massiver Einbruch der Baumarktkonjunktur überlagerten im ersten Quartal 2013 allerdings die positiven Effekte der Neuausrichtung des Geschäftsmodells in Deutschland. Der Konzern geriet dadurch in eine angespannte Liquiditätssituation, die sich auch in dem saisonal wichtigsten zweiten Quartal nicht verbesserte. Mit erheblichen Anstrengungen, beispielsweise über Stundungsvereinbarungen mit Lieferanten, Freigaben von Sicherungsbeträgen und Desinvestitionen konnte diese Situation bis Ende Juni bewältigt werden.
Leider ist es nicht gelungen, eine tragfähige Anschlussfinanzierung zu finden. So gelang es nicht, die Praktiker-Anteile an der luxemburgischen Tochtergesellschaft bâtiself termingerecht zu veräußern. Zwar hatte der Vorstand eine Finanzierungsvereinbarung mit britischen und österreichischen Geldgebern ausgehandelt, jedoch scheiterte der Abschluss am Widerstand wesentlicher Gläubigergruppen. Damit war die Grundlage für eine positive Fortführungsprognose des Unternehmens entfallen.
Das Unternehmen musste daher am Donnerstag, 11. Juli 2013, beim Amtsgericht Hamburg den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen.
Folgende Gesellschaften des Konzerns mit Sitz in Hamburg haben Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt: Baumarkt Praktiker Deutschland GmbH, Baumarkt Praktiker DIY GmbH, Baumarkt Praktiker GmbH, Baumarkt Praktiker Online GmbH, Baumarkt Max Bahr Praktiker Einkaufs GmbH, Baumarkt Praktiker Warenhandelsgesellschaft mbH, Baumarkt Praktiker Vierte GmbH, Baumarkt Praktiker Services GmbH, Hamburg.