Vietnamesische Delegation lernt im Johannes Wesling Klinikum Minden

Minden(mr/jw). Zum wiederholten Mal waren Fachleute aus Vietnam im Johannes Wesling Klinikum Minden, um von den Experten in der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie zu lernen. Konkret geht es um den Einsatz einer Hüftprothese, die besonders kurz und damit besonders knochenschonend ist.

Vietnamesisch-deutsche Verständigung: OP-Team und die Besucher unmittelbar vor der Demonstrations-Operation. Foto: MKK
Vietnamesisch-deutsche Verständigung: OP-Team und die Besucher unmittelbar vor der Demonstrations-Operation. Foto: MKK

Bereits seit mehreren Jahren setzt das Team von Chefarzt Prof. Dr. Johannes Zeichen die so genannte Spiron-Prothese in Minden ein. „Das Besondere an der OP-Methode ist, dass wir viel von der Knochensubstanz erhalten können. Außerdem genügt ein sehr kleiner Schnitt. Durch ein nur acht Zentimeter langes Schlüsselloch können wir den Eingriff durchführen. Das sorgt nachher für weniger Wundheilungsprobleme und weniger Schädigungen am Gewebe.“ In Deutschland wird diese Art der Hüftprothese vor allem bei jungen Patienten eingesetzt. Für die vietnamesischen Spezialisten aus Unikliniken, Militär-, Polizei- und Provinzkrankenhäusern ist diese Eingriffsvariante so interessant, weil in Vietnam besonders viele junge Menschen massive Hüftbeschwerden haben.

Große Hüftprobleme bei jungen Männern

„Wir wissen nicht genau woran es liegt“, erklärt Ngujen Viet Tien, Stellvertretender ärztlicher Direktor an einem Universitätsklinikum in Hanoi. „Besonders bei Männern im Alter von durchschnittlich 40 Jahren sehen wir sehr häufig, dass der Knorpel und Teile des Knochens am Hüftkopf abgestorben ist.“ Die Experten gehen davon aus, dass diese so genannte Femurkopfnekrose zwei Ursachen haben könnte. Eine Vermutung: Eine Spätfolge des Genusses von minderwertigem Alkohol, der noch viele andere Bestandteile enthält. Die andere These: Das Absterben der Knochensubstanz sei eine Spätfolge des Waldentlaubungsmittels Agent Orange. Dieses war in weiten Teilen des südostasiatischen Landes während des Vietnamkrieges eingesetzt worden. In weiten Teilen des Landes führen die Spätfolgen bis heute zu Fehlbildung bei Neugeborenen. „Gerade bei so jungen Hüft-Patienten ist es wichtig, dass der Eingriff so schonend wie möglich durchgeführt wird“, erläutert Prof. Zeichen. Gerade bei jungen Patienten ist es aber wichtig  auch an die Jahre danach zu denken. Jede Folgebehandlung wird einfacher, je mehr wir bei der ersten Operation vom Hüftknochen schonen.“

Die Vietnamesische Delegation wollte sich in Minden ein genaues Bild davon machen, wie die Prothese im Regelbetrieb eingesetzt wird. Aus den Erfahrungen in Europa sollen dann national einheitliche Standards entwickelt werden, um möglichst vielen Menschen möglichst schnell helfen zu können. So war es nicht das erste Mal, dass Gäste aus dem fernöstlichen Land in der Mindener Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am JWK zu Gast waren und es war wahrscheinlich nicht das letzte Mal. „Wir freuen und, wenn wir mit so einer Hospitation unterstützen und helfen können“, bekräftigt Chefarzt Zeichen den Sinn eines solchen Austausches.

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