Minden(mr/sm). Mit Eimer, Lappen und Putzmittel ausgestattet hat Bürgermeister Michael Buhre am 23. April zwei Stolpersteine am Markt gereinigt. Die nur noch schlecht lesbaren Messing-Steine des Kölner Künstlers Gunter Demnig, die vor der Löwen-Apotheke an die Ermordung der Mindener Juden Gertrud und Ernst Lindemeyer erinnern, glänzten danach „wie neu“. Davon konnten sich auch Hans Langenscheid und Birgit Schwenker vom Arbeitskreis Stolpersteine überzeugen.
Der Bürgermeister ist nicht der Einzige, der diesen Tagen Hand an die Stolpersteine gelegt hat. Auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler, Landrat Dr. Ralf Niermann, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Minden, Jürgen Tiemann, die Vorsitzende des Wagner-Verbandes, Jutta Hering-Winckler, und Jörg Klein alias „Monte“ vom Bunker putzten nach einem Aufruf des Arbeitskreises vor 14 Tagen die Gedenksteine, die an ermordete Juden, Sinti und Euthanasieopfer während der Nazi-Herrschaft erinnern.
88 Stolpersteine hat Gunter Demnig in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis seit 2005 bislang in Minden verlegt. Ziel ist es, so Hans Langenscheid, dass bis zum 8. Mai (Tag der Befreiung, der an die endgültige militärische Zerschlagung des deutschen Faschismus und damit an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa erinnert) alle Steine geputzt werden und wieder gut lesbar sind. „Engagierte Bürgerinnen und Bürger können sich gerne an der Aktion beteiligen“, ruft Langenscheid auf. Interessierte können sich an die Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden e.V. (Telefon 24339) wenden.
Der Arbeitskreis Stolpersteine Minden, aus der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche hervorgegangen, hat im 60. Jahr nach der Befreiung vom nationalsozialistisc
hen Terrorregime einen besonderen Beitrag zur Erinnerungsarbeit geleistet. Er griff 2005 eine Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig auf, der im Jahr 1994 begann, in den Straßen seiner Heimatstadt “Steine gegen das Vergessen” zu verlegen, symbolische Stolpersteine, die an frühere Nachbarn erinnern sollen, die als Juden, Sinti oder Roma, Euthanasieopfer, Homosexuelle, politisch oder religiös Verfolgte unter dem Naziregime verschleppt und ermordet wurden.
Der Arbeitskreis Solpersteine will mit dieser Aktion die Namen und Schicksale der früheren Nachbarn aus Minden ins Gedächtnis zurückrufen, indem er vor den Häusern, in denen sie damals gelebt haben, die “Stolpersteine” verlegen lässt, die die Namen der Opfer, ihr Geburtsjahr, das Jahr ihrer Deportation und das Jahr und den Ort ihrer Ermordung nennen. Am Ende des Projekts, das auf mehrere Jahre angelegt ist, soll ein „Pfad der Erinnerung“ und der Mahnung entstanden sein.