Stadt sucht Wohnungen
Minden(mr/sm). Der bundesweite steigende Zustrom von Flüchtlingen macht auch nicht vor Minden halt. Die Stadt ist verpflichtet, die vom Land zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen, und trägt dafür die Kosten. Außerdem finanziert sie den Lebensunterhalt und die Krankenbehandlungen der Menschen. Hierfür gibt es vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bund Zuschüsse an die Kommunen, die aber nicht die Aufwände decken. Hat die Stadt im Jahr 2014 noch 130 Flüchtlinge aufgenommen, so waren es schon in den ersten sieben Wochen des Jahres 2015 bereits 90 Menschen.
Die vorausschauend angemieteten 24 Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus sind jetzt alle belegt und auch in der einzigen Gemeinschaftsunterkunft gibt es nur noch einzelne Plätze. „Die meisten Menschen kommen derzeit aus dem Kosovo“, berichtet Achim Hermening, Leiter des Bereiches Soziales. Schätzungen gingen davon aus, dass innerhalb eines Jahres rund 300.000 Menschen den Kosovo – die meisten davon in Richtung Bundesrepublik – verlassen werden. Das stelle alle Städte und Gemeinden vor eine große Herausforderung – auch vor dem Hintergrund, dass das Land Nordrhein-Westfalen monatlich 6.000 weitere Flüchtlinge aus anderen Ländern unterbringen muss.
Die Stadt Minden verfolgt den Grundsatz, der sich an die Empfehlungen des Flüchtlingsrates NRW anlehnt, Zuwanderer möglichst nur in Wohnungen unterzubringen, fasst Erster Beigeordneter Peter Kienzle zusammen. „Wir haben bereits im Jahr 2013, als sich abzeichnete, dass die vorhandenen Wohnungen und die Gemeinschaftsunterkunft nicht für die Unterbringung aller Flüchtlinge nicht ausreichen werden, vorausschauend Maßnahmen ergriffen“, so Kienzle. Es wurde eine größere Anzahl von Wohnungen angemietet. Insgesamt sind 257 Flüchtlinge in 49 angemieteten Wohnungen und in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. Die Lage in Minden galt bis zum Februar 2015 als gut.
„Nun aber werden wir durch den anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen aus dem Kosovo mit einer Situation konfrontiert, auf die wir nicht vorbereitet sind“, macht der Erste Beigeordnete deutlich. Vor diesem Hintergrund richtet die Stadt Minden jetzt einen Aufruf an alle Eigentümer von Wohnungen. Jede/r, der eine freie Wohnung oder auch ein Haus mit mehreren Einheiten frei habe, könne sich an den Bereich Soziales, Telefon 89-373 (Hartmut Kuhlmann) wenden. „Für die Vermieter gibt es kein Risiko ausbleibender Zahlungen von Miete und Nebenkosten, wenn die Stadt Minden die Wohnungen anmietet“, so Bereichsleiter Achim Hermening. Auch wenn Schäden entstanden sind, tritt die Stadt Minden als Mieter dafür ein, ebenso bei Auszügen. Auch hier gelte das normale Mietrecht, dass die Wohnung wieder so herzurichten ist, wie sie übernommen wurde.
Gesucht werden 2-, 3- und 4-Zimmer Wohnungen im Mindener Stadtgebiet sowie Häuser, die sich dazu eignen, mehrere Familien unterzubringen. „Auch leerstehende Büroräume oder auch Gewerbeflächen könnten bei Eignung zu Wohnraum umgenutzt werden“, nennt Hermening eine weitere Option. Hier gebe es die Varianten, dass der Vermieter investiert oder aber die Stadt selbst. Alle Wohnungen, in denen die Stadt Flüchtlinge unterbringt, werden mit den notwendigen Möbeln wie Betten, Küche und Waschmaschine ausgestattet. Probleme habe es im vergangenen Jahr keine gegeben. „Die Flüchtlinge sind sehr dankbar und froh, dass sie aufgenommen und untergebracht werden“, weiß Achim Hermening.
Die Stadt Minden will es weiterhin unter allen Umständen vermeiden, die Flüchtlinge in Containern oder Sammelunterkünften unterzubringen. „Ziel ist es nach wie vor, für die Menschen Wohnungen bereitzustellen“, macht der Erste Beigeordnete Peter Kienzle deutlich. Dennoch prüfe die Stadt derzeit weitere Optionen, für den Fall, dass nicht ausreichend Wohnraum in Wohnungen angemietet werden kann. Dann müsse auch die Herrichtung städtischer Einrichtungen wie Sporthallen oder Jugendhäuser zur Erstversorgung in Erwägung gezogen werden.