Kreis-Minden-Lübbecke/NRW/Herford(mr/y). In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der Streikenden bei der Deutschen Post AG heute (17.6.) mit Beginn der Frühschicht abermals erhöht. Rund 500 weitere Brief- und Paketzusteller legten unbefristet die Arbeit nieder. Ein Schwerpunkt ist der ländliche Raum. Damit sind landesweit rund 6.000 und bundesweit über 20.000 Beschäftigte des Postkonzerns im Streik. Betroffen sind in NRW die Orte Düsseldorf, Wuppertal, Radevormwald, Remscheid, Geseke, Kamen, Ennigerloh, Bochum, Dortmund, Meschede, Holzwickede, Bielefeld, Herford, Bünde, Moers, Dinslaken, Iserlohn und Schwerte.
Die Beschäftigten sollen durch Lohnabsenkung um rund 20 Prozent die Gewinne des Konzerns um acht Prozent jährlich steigern. Die Aktionäre würden so eine höhere Rendite einfahren. Damit könnte sich die Deutsche Post AG auf Kosten der Beschäftigten einen Vorteil verschaffen gegenüber Konkur-renzunternehmen, die zum Beispiel mit zwei Prozent Steigerung zufrieden sind. „Wenn dieses Prinzip funktioniert, werden schon bald die Beschäftigten in Brief-, Verbundzustellung und Verteilzentren bluten müssen für die waghalsigen Renditeversprechen des Vorstandes“, erklärte der nordrhein-westfälische ver.di Fachbereichsleiter Postdienste, Uwe Speckenwirth.
Am Donnerstag (18.6.) werden 3.000 Streikende zu einer Demonstration mit landesweiter Streikkundgebung vor der Zentrale der Deutschen Post AG in Bonn erwartet. Als Hauptredner am Posttower wird der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske zu dem andauernden Konflikt Stellung beziehen. Auch die stellv. ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis spricht zu den Streikenden.
Nach ver.di-Angaben herrscht in vielen Zustellpunkten mittlerweile völliges Chaos. „Die Durchhalteparolen des Postvorstandes sind nichts als das Pfeifen im dunklen Wald“, sagte der nordrhein-westfälische ver.di Fachbereichsleiter Postdienste, Uwe Speckenwirth. Es gebe nicht wenige Zustellbezirke, die seit einer Woche und länger überhaupt keine Post mehr bekommen hätten. ver.di habe Informationen, wonach Pakete containerweise zwischengelagert werden müssen, weil die Verteilzentren nichts mehr aufnehmen können.
„Die Aussage, alle Briefe und Pakete kämen lediglich einen Tag später an, ist eine Mär“, so Speckenwirth. Man habe den Eindruck, dass der Postkonzern lediglich versuche, Großkunden wie den Online-Händler Amazon durch bevorzugte Behandlung bei Laune zu halten. Darunter zu leiden hätten mittelständische Unternehmen, Behörden und Privatkunden. Der Postvorstand sei gerade dabei, „ein hochgradig leistungsfähiges Zustellnetz und sein gutes Image für
ein paar Prozent Rendite mehr zu zerschlagen“. Dies sei keine nachhaltige Unternehmenspolitik.
ver.di habe ein Angebot gemacht und sei dabei hart an die eigene Schmerzgrenze gegangen, um den Konflikt zu bereinigen. Die Post habe sich innerhalb der Erklärungsfrist nicht einmal dazu geäußert. Bei dieser Umgangsweise mit dem Tarifpartner gebe es „überhaupt keine andere Wahl als einen unbefristeten Streik“, so Speckenwirth