Minden(mr). Das Wintersemester an der Fachhochschule (FH) Bielefeld hat begonnen. Der Startschuss für den Campus Minden fiel am Montag mit einer großen offiziellen Begrüßung im Audimax, dem größten Hörsaal am Campus. Die Dekane der Mindener Fachbereiche, die Präsidentin der Fachhochschule, Professorin Dr. Beate Rennen-Allhoff, der Landrat Dr. Ralf Niermann und der stellvertretende Mindener Bürgermeister Egon Stellbrink begrüßten.
„So voll war der Hörsaal zur Begrüßung noch nie“ stellte der Dekan des Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen, Professor Dr. Hans-Georg Gülzow, fest. Die Anfängerzahlen am Campus Minden haben sich seit 2009 verdreifacht: 423 Erstsemester sind es in diesem Semester, insgesamt sind 1.078 Studierende am Campus eingeschrieben (vorläufiger Stand 13.9.2012). Der Grund ist der Ausbau des Standortes von vier auf zehn Studiengänge.
„Allein am Fachbereich Technik haben wir in diesem Jahr 157 Neuzugänge zu verzeichnen“ berichtet Professor Dr. Michael Mohe, Dekan des neuen Fachbereichs, an dem von 2009 bis 2011 drei praxisintegrierte Ingenieursstudiengänge und Informatik neu aufgebaut wurden. Allein 90 Studierende haben in den praxisintegrierten Studiengängen Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau begonnen und sind bereits seit Anfang August in ihrer ersten Praxisphase im Unternehmen beschäftigt und wurden bereits am vergangenen Freitag zusammen mit Unternehmensvertretern begrüßt. Im praxisintegrierten Modell wechseln sich Theoriephasen an der FH über zwölf Wochen mit Praxisphasen in einem Unternehmen über elf Wochen ab. Die FH Bielefeld kooperiert in diesem Studienmodell, das auch in Gütersloh angeboten wird, mit über 200 Unternehmen. Etwa 110 davon bieten derzeit Praxisplätze am Campus Minden an.
Die Studiengänge im Bauwesen verzeichnen ebenfalls regen Zulauf. Insgesamt haben sich am Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen 227 Studierende eingeschrieben.
Julian Hauschild (22) aus Minden hat bereits zwei Jahre Lehramt an der Uni Bielefeld studiert und hat sich nun für Bauingenieurwesen in Minden entschieden. „An der Uni hab ich mich nicht so wohl gefühlt. Einige Freunde von mir studieren auch hier in Minden. Mir gefällt, dass man hier eher in kleinen Gruppen studiert.“ Seine Kommilitonin Doreenja Lauf (19) hat gerade ihr Abitur an der Verbundschule Hille gemacht und möchte Architektin werden. „Ich möchte etwas Kreatives machen, mit dem ich später auch Geld verdienen kann.“ Vor dem Studium hat sie bereits zwei Praktika in Architekturbüros gemacht, die ihr gut gefallen haben. Irina Fink (24) ist vor vier Jahren aus Russland nach Bielefeld gekommen, „der Liebe wegen“, sagt sie. Sie studiert seit heute Bauingenieurwesen in Minden. „Ich habe in Russland eine Ausbildung zur Bauzeichnerin gemacht und hier in Deutschland schon ein Jahr in dem Beruf gearbeitet.“ Die größte Herausforderung für sie ist, das Studium mit der Betreuung ihres 13 Monate alten Sohnes unter einen Hut zu bringen. „Ich hoffe, schnell einen Platz in der FH-Kita in Bielefeld zu bekommen“.
Der duale Bachelorstudiengang „Gesundheits- und Krankenpflege“ ist mit 39 Studienanfängern in seinen zweiten Jahrgang am Campus Minden gestartet. Die Studierenden absolvieren parallel zum FH-Studium eine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege in Zusammenarbeit mit der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken. Lia Falke (19) aus Minden und Simone Möller (19) aus der Nähe von Rinteln hatten die gleiche Quelle, die sie für den Beruf inspiriert hat: bei beiden war die Großmutter Krankenschwester und Simone Möller wollte „schon immer etwas mit Medizin machen“. Dass sie nun Studium und Ausbildung verbinden können, finden sie ideal.
Mehr Studierende brauchen auch mehr Platz. Deshalb plant die FH zusammen mit dem Bauherrn, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, einen Neubau auf dem Campus. Geplanter Baubeginn für das rund 14 Millionen teure Gebäude mit circa 3.200 Quadratmetern Nutzfläche ist im Februar 2013, im Sommer 2014 soll es bezugsfertig sein. „Dank intelligenter Gebäudetechnologien soll der Neubau Energieeeffizienzklasse A erreichen“ berichtete Präsidentin Rennen-Allhoff. Geheizt und gekühlt wird mit Geothermie und die Solaranlage auf dem Dach ist gleichzeitig Forschungsobjekt. Kleinere Ausbaumaßnahmen hat die FH bereits abgeschlossen, so wurde beispielsweise die ehemalige Hufschmiede in Seminarräume und Büros umgewandelt und das ehemalige Offiziershaus beherbergt nun ebenfalls Büros und Lehrräume.
Landrat Niermann begrüßte auch die Studierenden, die aus dem benachbarten Niedersachsen nach Minden kommen: „Schließlich grenzt unser Kreis zu 70 Prozent an das benachbarte Bundesland.“ Außerdem warb er für die vielseitigen Freizeit- und Sportangebote im Mühlenkreis: „Genießen Sie die Jahre, es sind mit die schönsten im Leben!“
Ähnlich die Worte des stellvertretenden Bürgermeisters Egon Stellbrink: „Schauen Sie in den Mindener Kulturkalender, der immer voll ist.“
Für die neuen Studentinnen und Studenten am Campus Minden steht die erste Woche ganz unter dem Motto „erst mal ankommen“. Denn ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aus den höheren Semestern betreuen die Neulinge in den ersten Tagen, bieten Erkundungstouren an und organisieren für sie die erste Semesterparty. „Wir möchten, dass sich die Studierenden der verschiedenen Fächer auch von Anfang an untereinander kennenlernen“ sagt Lars Niemann, der im 5. Semester Informatik studiert. Insgesamt neun Tutorinnen und Tutoren haben das Betreuungsprogramm organisiert, zu dem neben Ausflügen in die Stadt und wissenschaftlichen Wettbewerben auch eine Drachenboottour auf der Weser gehört.
Insgesamt sind an der Fachhochschule Bielefeld zum Wintersemester 2012/13 in Bielefeld, Minden und Gütersloh über 8.500 Studierende eingeschrieben.