Minden(mr/sm). Ein neues Loch auf dem Scharn in Höhe Poos klafft seit gestern/vergangenen Mittwoch auf dem Scharn und hat sofort das Interesse der Öffentlichkeit auf sich gezogen. Im Betriebsausschuss der Stadt Minden berichtete daher gestern der stellvertretende Leiter der Städtischen Betriebe Minden (SBM), Maic Schillack, auf Nachfrage, dass es sich hierbei um eine so genannte Such-Schachtung handelt, die auf Betreiben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erfolgt ist.
„Der LWL wollte sich im Zuge der anstehenden Erdarbeiten für den neu zu legenden Entwässerungskanal und der Neupflanzung von 30 Platanen, ein Bild über möglicherweise archäologisch interessante Befunde auf dem Scharn machen“, erläutert Klaus-Georg Erzigkeit, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz. Der Scharn, dessen Bedeutung sich von „Schranne“ oder „Schrangen“ (=Verkaufsplatz) ableitet, ist eine der ältesten Straßen in Minden. Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte, mittlere Bebauung ist 1945 eingeebnet worden. Noch in den 1970er Jahren verlief auf dem Scharn eine Bundesstraße, auch fuhr hier eine Straßenbahn. Nun soll die Fußgängerzone auch in diesem Bereich – nach Abschluss der Bäckerstraße – neu gestaltet werden.
Der LWL hatte bereits 2013 sein Interesse an der „Baustelle Scharn“ bekundet und gewünscht, die Baumaßnahme zu begleiten, so Erzigkeit weiter. Dr. Daniel Béranger und Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe nahmen daher am vergangenen Mittwochvormittag (19. März) zusammen mit Fachleuten aus der Stadtverwaltung und der Städtischen Betriebe die Probe-Grabung in Augenschein. Zu Tage kamen bis zu einer Tiefe von 2,10 Metern vor allem Mauerreste – vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Die ersten Ergebnisse der Such-Schachtung sollen Anfang kommender Woche vorliegen. Das Loch wird bereits morgen, Freitag, wieder zugeschüttet.
Da aufgrund der Probe-Grabung damit zu rechnen sei, dass in einer Tiefe von bereits 50 Zentimetern in der Mitte des Scharns mit archäologisch zu dokumentierenden Funden zu rechnen ist, prüfen die SBM nun vor dem Hintergrund der knappen Ausführungsplanung, ob der Straßenentwässerungskanal nicht auch auf der Ostseite neu verlegt werden kann. „Hierzu gibt es aber noch keine Kostenschätzung“, so der Leiter der Städtischen Betriebe Minden, Peter Wansing.
Von Fachleuten begleitet werden müssen – nach den Erkenntnissen von Mittwoch – aber in jedem Fall die Ausschachtungen für die 30 neu zu pflanzenden Platanen. „Dass es bereits ab 50 Zentimetern Tiefe Mauerreste gibt, hat uns schon überrascht, zumal seinerzeit der Scharn für die Bundesstraße ausgehoben wurde, offenbar eben nicht sehr tief“, so der Beigeordnete. Für die archäologische Begleitung will die Stadtverwaltung nun ein Fachbüro beauftragen. Die Ausschreibung läuft.
„Es wird nur so tief und breit gegraben, wie Raum für die Bäume benötigt wird“, so Klaus-Georg Erzigkeit. Die Reste alter Bebauung, die dann zu Tage kommen, sollen von den beauftragten Fachleuten im April und Mai dokumentiert werden. Die archäologischen Untersuchungen sollen im Vorfeld der eigentlichen Baumaßnahme laufen, damit diese anschließend zügig vorankommt. Die gesamte Maßnahme wird vom LWL – Außenstelle Bielefeld – wissenschaftlich begleitet.