Minden: Sanierungsprozess der Mühlenkreiskliniken mit Erfolg beendet – Herausforderungen wachsen

Minden(mr/jw). Über 200 Gäste aus ganz Deutschland trafen sich im Johannes Wesling Klinikum Minden zum traditionellen Neujahrsempfang der Mühlenkreiskliniken. Der Empfang ist im Laufe der vergangenen Jahre zum festen Bestandteil des Terminkalenders für gesundheitspolitische Experten und Interessierte aus der Region und aus der ganzen Republik geworden. Die Fest-Rede hielt der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Mühlenkreiskliniken, Landrat Dr. Ralf Niermann.

Der traditionelle Neujahrsempfang der Mühlenkreiskliniken war Anlass zurück- und nach vorne zu blicken. (V.l.) Dr. Olaf Bornemeier, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR), Landrat Dr. Ralf Niermann, Verwaltungsratsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR), Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR). (Foto: MKK)
Der traditionelle Neujahrsempfang der Mühlenkreiskliniken war Anlass zurück- und nach vorne zu blicken. (V.l.) Dr. Olaf Bornemeier, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR), Landrat Dr. Ralf Niermann, Verwaltungsratsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR), Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken (AöR). (Foto: MKK)

„Wir können heute feststellen dass der Sanierungsprozess der Mühlenkreiskliniken sehr erfolgreich beendet wurde“. Dies war der wichtigste und entscheidende Satz im Vortrag des Vorsitzenden des MKK-Aufsichtsgremiums. In seiner Rede ging Niermann auf den Wandlungsprozess ein, den das Krankenhauswesen in Deutschland insgesamt und die Mühlenkreiskliniken im Besonderen bewältigen mussten. Besonders betroffen, so der Vorsitzende des MKK-Verwaltungsrates, seien die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegerinnen und Pfleger. „Die meisten unserer Beschäftigten haben sich einst für einen medizinischen Beruf entschieden, nicht weil sie sich mit Wirtschaftlichkeitsfragen beschäftigen wollten, sondern weil sie Schmerzen stillen, Leiden lindern, Krankheiten heilen und Menschen  helfen wollten, gesund zu werden. Vielen ist der Sanierungsprozess wie eine Zumutung vorgekommen. Aber, das muss ich hier auch noch einmal in aller Deutlichkeit betonen, es war eine notwendige Zumutung. Ohne diese Zumutung hätten wir allen Spielraum verloren, den Wandlungsprozess zu gestalten.“

Dank an MKK-Mitarbeiter

Niermann dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass sie im Sanierungsprozess zu den Mühlenkreiskliniken gestanden und mitgeholfen hätten, die medizinische Versorgung im Kreis Minden-Lübbecke auf einem hohen, teilweise universitären Niveau zu halten und weiter auszubauen.

Dem Dank schloss sich auch Dr. Olaf Bornemeier, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken, in seiner Begrüßung an. „Ein ganz wesentlicher Faktor für die Kontinuität im erfolgreichen Sanierungsprozess der Mühlenkreiskliniken ist der Rückhalt, den wir bei unserem Träger, dem Kreis Minden-Lübbecke und bei unserem Aufsichtsgremium, dem Verwaltungsrat, erfahren durften.“ Ohne verlässlichen Partner in der Gesundheitswirtschaft wäre der nachhaltige Erfolg der Mühlenkreiskliniken, so die Einschätzung des Betriebswirtes- und Sozialökonomen, nicht erreichbar gewesen. „Gerade das enge Vertrauensverhältnis zwischen den niedergelassenen Medizinern der Region und dem stationären Sektor ist ein Garant für die hohe medizinische Versorgungsqualität im Kreis Minden-Lübbecke und darüber hinaus.“

Medizinerausbildung in Ostwestfalen-Lippe

Um diese auch für die Zukunft zu sichern, richtete Bornemeier einen Appell in Richtung NRW-Landesregierung, sich stärker als bisher für eine Medizinerausbildung in Ostwestfalen-Lippe einzusetzen. „Wir brauchen eine Campi-Lösung, also eine dezentral arbeitende medizinische Fakultät für Ostwestfalen-Lippe, die eng an die vorhandenen Kliniken angebunden wird. Nur so ist dem Fachkräftemangel auf diesem Gebiet zu begegnen.“ Langfristig würde eine regionale Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten auch die Situation bei der Nachfolgefrage bei Arztpraxen im ländlichen Raum deutlich entschärfen.

Positives Ergebnis erreicht

Trotz der hohen Belastung durch die Fremdfinanzierung des Baus des Johannes Wesling Klinikums Minden wird es nach dem jetzigen Stand der Jahresabschlussrechnungen den Mühlenkreiskliniken bereits zum dritten Mal in Folge gelingen, keine Verluste zu machen und ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erreichen. Allerdings wird aller Voraussicht nach der Jahresgewinn nicht ganz zu hoch ausfallen wie erwartet. „Wir waren von einem stärkerem Wachstum ausgegangen“, so der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken, Dr. Matthias Bracht. „Hier werden wir unsere Anstrengungen in 2013 weiter intensivieren müssen.“

Gesundheitspolitische Herausforderungen werden größer

Zurzeit macht etwa die Hälfte aller Krankenhäuser in Deutschland Verluste. Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen machen es auch den Mühlenkreiskliniken nicht leicht das Ziel ausgeglichener Jahresergebnisse zu erreichen. Aufgrund der Tarifsteigerungen sind die Lohnkosten 2012 deutlich gestiegen, der Landesbasisfallwert, nach dem sich die Höhe der Kostenerstattung für die erbrachten Krankenhaus-Leistungen errechnet, erhöhte sich dagegen nicht. „Die Schere geht weiter auf“, erläuterte der MKK-Vorstandsvorsitzende. Bereits im direkten Gespräch mit dem Bundesgesundheitsminister, der sich vor wenigen Wochen von der Leistungsfähigkeit des Konzerns überzeugt hatte, hatte Bracht auf die Lage aufmerksam gemacht: „Wir jammern nicht, aber die Produktivitätssteigerungen bei den Mühlenkreiskliniken sind endlich.“ Zunächst, so die Auffassung des Arztes und Gesundheitsökonomen, gelte es aber noch die strategischen Vorteile, die die Mühlenkreiskliniken als regionaler Verbund hätten, weiter zu nutzen.

MKK-weite Zusammenarbeit weiter verstärken

Gerade die Größe des Konzerns mit seinen Standorten in Minden, Bad Oeynhausen, Lübbecke und Rahden biete enorme Vorteile. „In den zurückliegenden Jahren haben wir in vielen Bereichen auf Zentralisierung gesetzt“, erklärte Bracht. „Beispielsweise kochen wir nur noch in einer modernen Großküche für alle Standorte, wir betreiben nur noch zwei Sterilisationseinheiten für Operationsbesteck oder halten nur eine Zentralapotheke vor, die übrigens auch für konzernfremde Kliniken ihre Dienstleistungen anbietet.“ Den Mühlenkreiskliniken war es auch mit Hilfe dieser Maßnahme gelungen, ein jährliches Defizit von fast 30 Millionen Euro abzubauen und in die schwarzen Zahlen zu kommen. Für die Zukunft setzt der Gesundheitskonzern verstärkt auf vernetzte medizinische Angebotsstrukturen an allen Standorten.

„Viele kleine Häuser in der Fläche flüchten sich in die Spezialisierung ausgewählter Bereiche. Das hat aber nichts mehr mit Flächenversorgung zu tun. Unsere Idee ist es, unseren Patienten an allen unseren Standorten zu jeder Zeit den Zugang zur ganzen Breite der Spitzenmedizin zu gewährleisten. Wir nennen das die Entwicklung zum virtuellen Maximalversorger“, führte Bracht aus. „Das heißt: Die Patienten können ihr Krankenhaus vor Ort immer als Anlaufpunkt wählen. Wir gewährleisten als Verbund, dass der Patient nicht nur die für ihn bestmögliche Versorgung dieses Krankenhauses erhält, sondern die bestmögliche aller Standorte, also der gesamten Region.“ In der Konzernradiologie ist schon vieles von den Plänen umgesetzt. Im Bereich der Pneumologie, also der Lungenheilkunde, gibt es schon eine weitreichende Zusammenarbeit zwischen den Standorten in Bad Oeynhausen und Minden. Das Gleiche streben die Mühlenkreiskliniken auch für die Gefäßchirurgie und andere klinische Bereiche an. „Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen“, betonte Dr. Matthias Bracht. „Sonst drohen wir wieder in die roten Zahlen abzurutschen. Damit dies nicht geschieht, müssen wir das aufgenommene Tempo bei den Veränderungsprozessen weiter hoch halten.“

 

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