Lübbecke/Rahden(mr/mk). Ein Original wird im Lexikon als eigentümlich, teilweise auch exzentrisch beschrieben. Beides trifft kaum auf den stets freundlichen Mann hinter der Kiosktheke des Krankenhauses Lübbecke-Rahden zu. Doch für Patienten und Klinikpersonal ist „Steini“, wie Herbert Steinmeier alle nennen, zumindest ein origineller Fixpunkt im Tagesablauf. Ob Cola, Gummibärchen oder Zeitungen – seit 29 Jahren versorgt er die Menschen mit den Dingen des alltäglichen Lebens. Ende April ist „Steini“ in den verdienten Ruhestand gewechselt.
„Der Mann ist Kult“, sagt eine Mitarbeiterin, die auf dem Weg in den Feierabend noch schnell eine Zeitschrift mitnimmt. „Man kann sich den Kiosk ohne ihn nicht vorstellen.“ Tatsächlich war Herbert Steinmeier von Anfang an dabei. „Wir haben hier schon Wochen vor dem Krankenhaus-Umzug im März 1985 belegte Brötchen verkauft“, sagt Steinmeier und rückt seinen weißen Kittel zurecht, der vom ersten Tag an zu seiner Arbeitskleidung gehörte.
Wer einen Blick hinter die Theke wirft, sieht eine Kioskwelt aus der Zeit, in der der Schokoriegel Twix noch Raider hieß: an den Wänden Fächer mit Glasböden samt Hintergrundbeleuchtung, unter dem Verkaufsfenster Getränke in Edelstahl-beschichteten Kühlschubläden – alles akkurat sortiert und aufgefüllt. Zur bewährten Ausstattung gehört ebenfalls eine dreißig Jahre alte Kiste, in der Steinmeier Ansichtskarten aufbewahrt. Acht Motive des Krankenhauses Lübbecke-Rahden und der Stadt Lübbecke hat er im Angebot.
„Steinis“ – Warensortiment beinhaltet alles, was irgendwann einmal gebraucht wird: Chips, Zahnstocher, Kartenspiele, Plüschtiere, Kaffeefilter, Duschbad, Handcreme, Notizblöcke – und natürlich belegte Brötchen. Auf der Liste der meistverkauften Artikel steht weit oben ein bekanntes Malzbier. „Das geht das ganze Jahr hindurch gut, da staunt man“, sagt Steinmeier.
Das Leseangebot hat sich über die Jahre am meisten verändert. „Heute gibt es dreimal so viele Magazine wie in den 80-er Jahren“, sagt Steinmeier und deutet auf die prallgefüllten Zeitschriftenständer. Neben den Promiheften haben heute die Anglermagazine eine treue Kundschaft. „Obwohl die Patienten nicht mehr so lange wie früher im Krankenhaus bleiben, muss man die Zeit ja doch herum kriegen“, sagt Steinmeier.
Der Kontakt mit den Menschen ist der Grund, warum „Steini“ bis zuletzt gerne in den Kiosk kam. „Eine halbe Stunde vor Öffnung fing ich immer an, die neuen Zeitschriften ein zu sortieren. Dann standen schon die ersten Kunden hier und warteten“, sagt Steinmeier mit einem Lächeln. „Der Kontakt mit den Menschen ist einfach das Wichtigste.“ Der wird auch in Zukunft nicht abreißen. Mit Steinmeiers Ruhestand verlässt zwar auch die bisherige Pächterfamilie Borcherding das Haus. Der neue Kiosk-Betreiber hat sich jedoch zusichern lassen, dass „Steini“ weiterhin aushilft.