Bielefeld(mr/kpb). Wie angekündigt fanden heute eine große Versammlung der Jesiden unter dem Motto „Sengal ist nicht allein“ statt. Zum Ende der Abschlusskundgebung der Versammlung auf dem Kesselbrink kam es zu einer tumultartigen Auseinandersetzung zwischen Versammlungsteilnehmern und mehreren anderen Personen. Der Versammlungsverlauf war bis dahin friedlich.
Bereits ab 13 Uhr sammelten sich die Teilnehmer der Versammlung auf der Radrennbahn. Gegen 13.30 Uhr verzeichnete die Polizei circa 3500 Teilnehmer. Von einem Lautsprecher-LKW wurde seitens des Anmelders beruhigend und deeskalierend auf die Versammlungsteilnehmer eingewirkt. Die Polizei hatte Flugblätter mit Verhaltenshinweisen für die Versammlungsteilnehmer verteilt. Auf der Radrennbahn brach am Rande der Auftaktkundgebung eine Frau zusammen. Sie wurde sofort ärztlich versorgt.
Bis zu 6000 Jesiden und Kurden demonstrierten in Bielefeld
Gegen 14 Uhr wurden circa 4200 Teilnehmer mit weiterem Zulauf gezählt. Die Teilnehmer reisten in 14 Bussen, aber vorwiegend mit Privat-PKW zur Versammlung an. Ab 14.15 Uhr begannen erste Versammlungsteilnehmer mit dem Aufzug, gegen 14.35 Uhr hatten sich die letzten Teilnehmer vom Gelände der Radrennbahn auf die Heeper Straße begeben. Während des Aufzugweges wuchs die Teilnehmermenge auf circa 6000 Teilnehmer an. Gegen 15 Uhr wurde von Außen eine Dose Hundefutter in die Menge der Versammlungsteilnehmer geworfen. Dadurch wurde ein Teilnehmer leicht am Arm verletzt. Die Werferin konnte gefasst werden. Ihr wurde ein Platzverweis erteilt, gegen sie wurde Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Aufgrund der temporären Verkehrssperrungen für den Querverkehr der Heeper Straße kam es zu leichten Verkehrsbehinderungen. Gegen 15.20 Uhr erreichte die Zugspitze ohne Zwischenfälle den Kesselbrink. Gegen kurz vor 16 Uhr hatte auch das Zugende ohne Störungen den Kesselbrink erreicht. Gegen 16.15 Uhr begaben sich mehrere Versammlungsteilnehmer in das Parkhaus am Telekom-Hochhaus.
Symbole verbotener Organisationen wurden gezeigt
Von oben entfalteten sie über die Brüstung ein Transparent mit der Aufschrift „Stop killing Jeside Sengal“. Von Ordnungskräften der Versammlung konnten sie zum Verlassen des Parkhauses bewegt werden, die Polizei traf keine Maßnahmen. Weil Versammlungsteilnehmer Symbole verbotener Organisationen zeigten, wurden fünf Strafanzeigen erstattet. Ab 16.50 Uhr stellte die Polizei erste Abwanderungstendenzen vom Kesselbrink fest.
Gegen kurz vor 18 Uhr gaben Äußerungen einer kleinen Personengruppe auf dem Kesselbrink Anlass für eine körperliche Auseinandersetzung mit Versammlungsteilnehmern. Aufgrund der Äußerungen attackierten zunächst acht bis zehn Versammlungsteilnehmer die Personengruppe. Auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden kamen zahlreiche Teilnehmer hinzu.
Polizeikräfte der Einsatzhundertschaften konnten die Parteien schnell trennen, so dass es nicht zu größeren Tumulten kam. Dabei flogen Getränkeflaschen aus der Menge in Richtung Polizei. Ein Mann wurde nach dieser Auseinandersetzung Rettungskräften übergeben. Er wurde unverletzt entlassen. Eine Glasflasche traf einen Beamten an den Kopf. Weil er einen Helm trug, wurde er nicht verletzt. Sein Helm wurde beschädigt. Polizeibeamte wurden im Rahmen dieser Auseinandersetzung zudem von einem Versammlungsteilnehmer mit einer Dachlatte angegriffen. Er wurde festgenommen. Nach bisherigen Erkenntnissen dürfte es sich eher um eine unbedachte Bemerkung aus der kleinen Personengruppe gehandelt haben. Die Personengruppe dürfte nach ersten Erkenntnissen nicht der salafistischen Szene oder anderen radikalen Gruppierungen zuzuordnen sein.
Polizei fand Waffen in PKW
Die Polizei fand außerdem bei einer Fahrzeugüberprüfung bei einem Versammlungsteilnehmer eine scharfe Schusswaffe. Er wurde festgenommen. In einem anderen PKW traf die Polizei fünf Personen mit Schutzbewaffnung an. Alle wurden festgenommen. Bei einer weiteren Überprüfung eines PKW wurde ein Mann angetroffen, gegen den ein Haftbefehl zur Abschiebung vorlag. Er wurde ebenfalls festgenommen. Um 18.10 Uhr wurde die Versammlung beendet. Danach fanden schnell Abwanderungen statt.
Bei einer körperlichen Auseinandersetzung im Stadion wurde ein Osnabrücker Fan leicht verletzt. Er wurde mit einem Rettungswagen zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Auf der Siegfriedstraße versuchten nach dem Spiel circa 80 bis 100 Bielefelder Fans eine Osnabrücker Fangruppe zu erreichen. Die Polizei konnte ein Aufeinandertreffen der beiden rivalisierenden Gruppen verhindern.
Die Polizei Bielefeld wurde von Hundertschaftskräften aus ganz NRW unterstützt. Insgesamt waren circa 800 Beamtinnen und Beamte im Einsatz, um einen störungsfreien Verlauf der Versammlung und eines Fußballspiels von „Arminia Bielefeld“ zu gewährleisten. Außerdem waren ein Beritt (sechs Reiter mit Pferden) aus Dortmund zur Begleitung des Aufzuges und ein Polizeihubschrauber zur Aufklärung eingesetzt.