Minden-Lübbecke: Schnelles Internet im ländlichen Raum

FWG Mühlenkreis PIRATEN wollen Projekt in Minden-Lübbecke voranbringen

Kreis-MInden-Lübbecke(mr/y).Mal eben einen hochauflösenden Film über das Internet ausleihen, eine größere Datei an Kunden verschicken oder an einer Video-Konferenz teilnehmen das ist gar nicht so einfach. Schnelle Internetverbindungen sind nicht überall möglich. Viele Haushalte gerade im ländlichen Raum haben eine Verbindung mit einer Geschwindigkeit von deutlich weniger als 50 Megabit pro Sekunde mangels Breitbandausbau.

Zu diesem Thema lud die Kreisfraktion FWG Mühlenkreis PIRATEN kürzlich einen Experten, Reinhold Harnisch, den Geschäftsführer des Kommunalen Rechenzentrums Minden-Ravensberg/Lippe (KRZ), zu einem besonderen Fachvortag „Schnelles Internet im ländlichen Raum“ mit anschließender Diskussion ein. Das KRZ ist ein kommunaler Zweckver-band in Trägerschaft der drei Kreise Minden-Lübbecke, Herford und Lippe sowie weiterer 34 Städte und Gemeinden aus diesen Kreisgebieten und unterstützt als IT-Dienstleister ca. 11 Mio. Einwohner von Lemgo aus. In 2014 erwirtschaftete das KRZ mit seinen 240 Mitarbeitern einen Umsatz von € 34 Mio.

Reinhold Harnisch eröffnete seine Vortrag mit der These: „Eine Anhebung der Breitband-geschwindigkeit von 5 Mbit/s auf 30 Mbit/s hebt das Wirtschaftswachstum mittelfristig um 5%“. Er erläuterte, dass in Deutschland die gezielte Förderung des Breitbandausbaus noch nicht erfolgt sei. Problematisch wird es immer dann, wenn viele Internetzugriffe pro Zeitein-heit stattfinden, das Datenstreaming zunimmt, wie bspw. bei der Berichterstattung zur Kommunalwahl, bei der das KRZ bis zu 10% an die Leistungsbereitschaftsgrenze gekommen sei. Schnelles Wachstum findet insbesondere im Streaming Bereich statt, in der kontinuierlichen Datenübertragung. Der Vorteil: Bild und Ton werden in Echtzeit übertragen. Harnisch prognostizierte: „Die Netzbelastung verdoppelt sich alle 2 Jahre. Somit ist ein Zusammenbruch der Netze vorhersehbar.“

Eine zukunftsfähige Technologie stelle die Glasfasertechnologie dar, die die alten Kupferleitungen ersetzen kann. Für einen geordneten Ausbau müsse allerdings ein Netzwegeplan erstellt werden vergleichbar dem Verkehrswegeplan. Die Kommunen sollten den Breitbandausbau als kommunale Aufgabe der Daseinsvorsorge verstehen, vergleichbar der Versorgung mit Gas, Wasser, Strom oder Fernwärme, und die Investition in die Infra-struktur als eine besondere Art der Wirtschaftsförderung, die sich schnell rechnet.

Harnisch erläuterte, Kommunen hätten beim Breitbandausbau im Allgemeinen zwei Handlungsoptionen. Sie könnten entweder das Netz an einen Provider vermieten oder selber die Dienstleistung erbringen. Die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit zur Installation der Glasfaserkabel sei das Verlegen im Abwasserkanal, wobei Roboter die Leitungen oben an die Kanäle tackern. Alternativ bestünde auch die Möglichkeit, die Glasfaserkabel, die in etwa so dick wie ein Haar sind durch die Wasserleitungen zu führen.

In einem abschließenden Technologievergleich machte Harnisch deutlich, dass die Glasfaser im Vergleich mit dem Kupferkabel einen ausgewogenen Daten Up- und Download bis zu 100 Mbit/s ermöglicht und, dass es zu keiner Verlustleistung durch mehrere Nutzer kommt. Er verwies auf ein neues Förderprogramm der Bundesregierung und die Möglichkeit ab November 2015 für Kommunen und Landkreise gezielt Förderanträge zu stellen. 2,7 Mrd Euro stehen insbesondere den Regionen zur Verfügung, in denen in den kommenden Jahren nicht damit zu rechnen ist, dass Privatfirmen Breitbandanschlüsse bauen. Bis 2018 soll so schnelles Internet für alle in Deutschland möglich werden.

„Wir werden das Projekt mit größter Aufmerksamkeit weiterverfolgen“, erklärte Kurt Riechmann, Fraktionsvorsitzender der Kreisfraktion, „und uns dafür einsetzen, dass der Kreis für seine 330.000 Einwohner und 11 Kommunen einen Internetbeauftragten bestellt, der ein entsprechendes Ausbau-Konzept entwickelt. Unser Ziel ist das schnelle Internet für alle im Kreis Minden-Lübbecke“.

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