Das Letzte: Meine Neujahrsansprache

31.12.2011 – Die Neujahrsansprache von Kanzlerin Merkel ist ebenso enttäuschend wie die weihnachtlichen Worte von Christian Wulff. Obwohl ich mich eigentlich schon aus dem alten Jahr verabschiedet hatte, muss ich doch noch meinen Gegenentwurf zu einer Ansprache an die Nation unterbringen, wie sie einer Regentin würdig wäre.

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

hinter uns liegt ein bewegtes und ereignisreiches Jahr. Wir haben erlebt, wie viele unserer europäischen Nachbarn uns in das postdemokratische Zeitalter gefolgt sind. Wir haben einem alten Diktator gezeigt, wie wir sein Land im Schnelldurchlauf zerlegen, wenn er in Sachen Rohstoffversorgung nicht so spurt, wie wir es wollen. Andere Tyrannen haben wir gleichzeitig mit modernsten Waffensystemen aufgerüstet, um zu verhindern, dass die gefährliche Demokratie sich ungehindert ausbreitet.

Wir haben eine der größten Hungerkatastrophen der letzten Jahrzehnte gut überstanden, ohne dabei selber den Appetit zu verlieren. Wir haben widerwillig eine rechtsextremistische Terrorzelle aufgelöst, nachdem sie sich zu zwei Dritteln entleibt und zu einem Drittel den Behörden gestellt hat. Und wir haben unter Beweis gestellt, dass wir das sprachliche Mittel der „Behauptung des Gegenteils“ perfekt beherrschen, wenn wir aus Krieg Frieden, aus Elend Gerechtigkeit und aus freien Wirtschaftswegen Demokratie gemacht haben.

Die Bundesregierung hat in diesem Jahr schwierige Aufgaben mit Erfolg gemeistert. Obwohl uns annähernd jedes renommierte Institut der Welt impertinent vorgerechnet hat, dass die soziale Kluft in Deutschland immer größer wird, dass die Löhne sinken, dass das Armutsrisiko steigt und dass sich in der Mitte der Gesellschaft ein ausgeprägter Rassismus breitgemacht hat, wurden wir nicht müde zu betonen, dass es uns so gut geht, wie lange nicht.

Wir haben wichtige Entscheidungen getroffen und waren dabei mutig und entschieden genug, immer wieder gegen die Bevölkerung und ihre einseitigen Interessen anzutreten. Wir haben den Banken, den Konzernen und den Reichen gezeigt, dass sie sich auch in schwierigen Zeiten auf uns verlassen können. Wir haben das Risiko erfolgreich bekämpft, dass sich die Privilegierten aus Deutschland absetzen und uns hier mit dem Pöbel alleine zurücklassen.

Auch im kommenden Jahr wollen wir unseren bewährten Kurs fortsetzen. Dabei werden wir alles dafür tun, dass Ordnung und Sicherheit garantiert sind. Bereits in diesem Jahr haben wir mit der Extremismusklausel, der Verlängerung der Anti-Terrorgesetze, dem regen Einsatz unseres Bundestrojaners, der Pflege unserer Verbunddatei gegen Linksextremismus oder der Ausspähung von Funkzellen einen guten Anfang gemacht.

Im kommenden Jahr werden wir die Vorratsdatenspeicherung wieder einführen, die Blogger im Internet aus der Anonymität holen, unbequeme Inhalte aus dem Web löschen und dafür sorgen, dass Nestbeschmutzer ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Machen Sie sich also bitte keine Sorgen, wenn sich auch im kommenden Jahr pöbelnde Demonstranten auf Straßen und Plätzen tummeln. Wir sind gut vorbereitet und haben das Problem im Griff.

Lassen Sie mich am Ende einen großen deutschen Dichter und Denker zitieren. Es war Kurt Tucholsky, der einst sagte:

„Deutschland ist eine anatomische Merkwürdigkeit: Es schreibt mit der Linken und tut mit der Rechten.“

Mit diesen treffenden Worten möchte ich mich von Ihnen verabschieden, nicht ohne Ihnen und Ihren Familien ein großartiges Jahr 2012 zu wünschen.

 

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